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Sadia Khalid Reeti.

© NASIRUL ISLAM

Der European Film Market: Chancen und Rätsel

Sadia Khalid Reeti ist Filmkritikerin aus Bangladesch. An dieser Stelle schreibt sie in den nächsten Tagen über die Berlinale.

Der European Film Market (EFM), der ein integraler Bestandteil der Berlinale ist, war für mich immer das größte Geheimnis des Festivals. In diesem Jahr gibt es etwa 15.400 akkreditierte Filmschaffende, die die Berlinale besuchen. Aufgrund dieser großen Teilnehmerzahl ist es schwierig herauszufinden, wer auf dem EFM für das eigene nächste Projekt nützlich sein könnte. Zwar entscheiden sich viele Fachleute dafür, ihre Kontaktdaten mit der Akkreditierung öffentlich freizuschalten. Aber etwas rätselhaft bleibt all dies dennoch.

Am 4. Tag des Festivals wurden die Presse-Akkreditierten schließlich darüber informiert, dass wir an den letzten beiden Tagen des Marktes vollen Zugang zu den EFM-Sitzungen bekommen würden. Ich wollte dieses Privileg in vollem Umfang nutzen und suchte mir alle Vorträge aus, die ich besuchen wollte. Als ich auf dem Markt ankam, waren aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unsere Ausweise kontrollierten, nicht informiert worden, dass wir den Zugang zu den Veranstaltungen erhalten hatten.

Entmutigt entschied ich mich, zur Pressevorführung eines Films zu gehen, der um den Goldenen Bären konkurrierte. Es handelte sich um einen chinesischen Animationsfilm, „Art College 1994“, der in einer Zeit spielt, in der ich als Kind dort gelebt habe. Ich war sehr gespannt, aber der Film enttäuschte mich sehr. Es ging um die existenzielle Krise von Künstlern, die eine institutionelle Kunstausbildung anstreben und das Dilemma von Studentinnen, die sich zwischen Ehe und Karriere entscheiden müssen. All dies wurde schon oft gesagt. Es fühlte sich wie eine vertane Möglichkeit an.

Ich bereute, dass ich mir die Dokumentarfilme über den Krieg in der Ukraine nicht angesehen hatte – Sean Penns „Superpower“, Vitaly Mansky und Yehven Titarenkos „Easternfront“ und Piotr Pawlus und Tomasz Wolskis „In Ukraine“. Vielleicht war ich unterbewusst nicht bereit dazu, diese Bilder zu sehen, da ich mir Sorgen um meine Schwester Nadia mache, die in der Ukraine temporäre Unterkünfte für Geflüchtete verwaltet. Filmfestivals sind nicht immun gegen das politische Klima in der Welt und schweigen auch nicht dazu. Auf der diesjährigen Berlinale sehen wir nicht nur mehr Filme zu und aus der Ukraine. Auch iranische Frauen, darunter Jurymitglied Golshifteh Farahani, protestieren auf Festivals friedlich gegen ein repressives Regime.

Schließlich habe ich es doch noch zu einer der EFM-Sitzung. Ich habe einfach die roten Absperrbänder ignoriert. Wie man offiziell teilnehmen kann und wie man sich in der langen Liste der Teilnehmer zurechtfindet, das bleibt für mich weiterhin ein Rätsel.

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