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Kultur: Der empfindsame Bach

2014 wird aus Anlass des 300. Geburtstags von Carl Philipp Emanuel Bach zum Bach-Jahr erkoren

Adolph Menzels bekanntes Gemälde „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“ zeigt den Monarchen höchstselbst beim Musizieren. Mit dabei sein Flötenlehrer Johann Joachim Quantz, begleitet wird der König von seinem Kammercembalisten Carl Philipp Emanuel Bach, der es – trotz bescheidener Bezahlung – fast 30 Jahre in dieser Position bei Hofe aushielt. Der Komponist, dritter Sohn Johann Sebastian Bachs, wurde am 8. März 1714 in Weimar geboren. An den 300. Geburtstag soll das ganze kommende Jahr über in den Städten, in denen er lebte und wirkte, erinnert werden, somit auch in Potsdam und Berlin.

Als Auftakt und Vorgeschmack wurde jetzt die gemeinsame Internetseite der sechs vernetzten Städte vorgestellt und freigeschaltet. Ab sofort kann man sich im Internet über sämtliche Veranstaltungen sowie Leben und Werk des Komponisten und die teilnehmenden Städte informieren: Neben Potsdam und Berlin sind die Geburtsstadt Weimar und Leipzig, wo er Schüler der Thomasschule wurde und 1731 ein Studium der Rechtswissenschaft begann, dabei. Auch Frankfurt (Oder) gehört dazu, wo er sich 1734 an der Viadrina einschrieb, und schließlich Hamburg, wo er die letzten 20 Jahre als Nachfolger Telemanns, immerhin sein Taufpate, Musikdirektor der fünf Hauptkirchen wurde, bis zu seinem Tod am 14. Dezember 1788.

Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) begrüßte am Freitag Vertreter dieser sechs Städte in Potsdam. Alexander Steinhilber, Leiter des Referats Musik der Kulturbehörde Hamburg, auf deren Initiative sich das Netzwerk begründet, kündigte bei dem Treffen gemeinsame Aktivitäten wie Tagungen und Theatervorstellungen, Symposien und Publikationen an. Und natürlich einen regen Konzert-Austausch.

Denn vor allem soll mit viel Musik an den großen Komponisten erinnert werden. Höhepunkte in Potsdam sind Konzerte zur Osterzeit, die Matthäus-Passion und das Osteroratorium, das Orgelfest Ende Mai sowie eine Aufführung von Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat Mitte Dezember 2014. Ende Mai und Anfang Juni sollen auf dem Alten Markt Open-Air-Konzerte stattfinden, ein Konzert im Inneren des neuen Stadtschlosses ist in Planung. Auch an die Kammermusik des als Vertreter der musikalischen Empfindsamkeit geltenden Komponisten wird erinnert, mit seinen Flötenkonzerten und die seines Vaters Johann Sebastian Bach in einem gemeinsamen Konzert. Das Potsdam Museum wird zum Veranstaltungsort für eine Reihe intimer Kammerkonzerte mit Tastenmusik und Sonaten – aus der gesamten Bach-Familie.

Heute ist von den Bachs der Vater Johann Sebastian der bekannteste, zu Lebzeiten jedoch war Carl Philipp Emanuel der Star. Nachdem diesem klar wurde, dass die Juristerei nichts für ihn war, mischte er die brandenburgische Musikszene auf. Und ging schließlich nach Hamburg, als es ihm nach 30 Jahren am Hofe Friedrichs II. zu eng wurde. Zum wahren Musizieren gehört „eine Freyheit, die alles sclavische und maschinenmäßige ausschliesset. Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel“, schrieb er 1753.

Wer mehr wissen will über Bach und dessen Zeit, findet auf der neuen Internetseite reichlich Informationen: über dessen Faible als Portraitsammler, über C. P. E. Bach und die Psychologie – und somit den Begründer einer neuen pianistischen Virtuosenkultur sowie Auszüge aus einem Leipziger Kochbuch zu Bachs Zeiten, die nahelegen, was in der Musikerfamilie auf den Tisch gekommen sein mochte. Ebenso werden Fragen gestellt nach der Beziehung von Vater und Sohn und wie wohl eine Jamsession im Jahr 1753 ausgesehen habe könnte.

Und der Protagonist persönlich kommt zu Wort – in einem fiktiven Interview, das allerdings aus schriftlichen Äußerungen und Zitaten zusammengestellt wurde. Darin beklagt sich Carl Philipp Emanuel Bach über die schlechte Bezahlung in Hamburg und dass man als Musiker hauptsächlich von Tanzmusik-Veranstaltungen leben müsse. Auch das Essen sei dort teuer – er könne niemandem raten, nach Hamburg zu kommen. Immerhin, Musikliebhaber schien es im Norden zu geben. „Meine Sonaten und mein ,Heilig’ gehen ab, wie warme Semlen, bey der Börse auf dem Naschmarkte, wo ich vordem mancher Mandel Pretzel den Hals gebrochen habe.“

Information zum Bach-Jahr unter www.cpebach.de

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