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André Courrèges revolutionierte die Modewelt mit seinem Weltraum-Look.

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Update

Zum Tod des Modedesigners André Courrèges: Der Aeronaut

Er revolutionierte die Modewelt mit seinem unkonventionellen Stil. Nun ist André Courrèges mit 92 Jahren in Neuilly-sur-Seine gestorben.

Um die Erfindung des Minirocks lieferten sie sich noch einen Streit: War es der französische Couturier André Courrèges, der den Frauen die neue Beinfreiheit schenkte, indem er den Rock als leicht ausgestelltes A über ihren Knien enden ließ? Oder die Britin Mary Quant, die den Stoff noch abenteuerlicher kürzte? Ähnlich wie die Pioniertat der ebenfalls durch knappste Materialität provozierenden Stahlrohrmöbel – baute Marcel Breuer den ersten Stuhl oder Mies van der Rohe? – lässt sich die Geburtsstunde des Minirocks nicht mehr klären.

Doch anders als Quant entwickelte Courrèges einen ganzen Look, der in regelmäßigen Abständen in der Mode wiederkehrt. Überhaupt war er der Modewelt oft einen Schritt voraus. Vor allem die sechziger Jahre als Zeitalter der Aeronautik fanden in dem studierten Brückenbauer, der aus dem südfranzösischen Pau stammt, ihren perfekten Stylisten. Der „Corbusier der Couture“, wie Courrèges auch genannt wurde, lieferte mit seinen monochrom-futuristischen Entwürfen die entsprechende Bekleidung: Miniröcke und -kleider vornehmlich in der Raumfahrerfarbe Creme-Weiß. Plastikregenmäntel, helmartige Kopfbedeckungen, Hosenanzüge mit geometrischen Mustern ergänzten die Kollektion.

Nicht nur bei Brillen: Courrèges war der Futurist unter den Modedesignern.

© dpa

Als wichtigstes Requisit aber galten dem Couturier, der sich auch mal selbstbewusst als einzigen Mode-Revolutionär des 20. Jahrhunderts neben Coco Chanel bezeichnete, die flachen weißen Lackleder-Stiefel, mit denen die Models bei jeder Mondlandung eine perfekte Figur gemacht hätten. Der Astronauten-Look kam so gut an, dass Courrèges bei der Olympiade 1972 in München die französische Mannschaft ausstatten durfte, zuvor hatte er Romy Schneider für Jacques Derays Film „La Piscine“ von 1968 eingekleidet.

Courrèges bei der Präsentaation eines von ihm designten Allradwagens, 1986 in Pairs.

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Gelernt hatte Courrèges bei Cristobál Balenciaga in Paris, bevor er seine eigene Firma gründete. In den Siebzigern geriet sie ins Trudeln, als der Couturier mit Rüschen noch einmal punkten wollte. In den Achtzigern zog er sich mehr und mehr zurück, nachdem Parkinson bei ihm diagnostiziert worden war. Fortan widmete sich der Modedesigner der Malerei und Bildhauerei. Das Geschäft führte zunächst seine Frau Coqueline Courrèges weiter, vor vier Jahren wurde die Marke schließlich verkauft. Auf ein neuerliches Comeback hoffen nun die beiden neuen Besitzer. Courrèges wird es nicht mehr erleben. Er starb am Donnerstag im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine im Alter von 92 Jahren

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