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Kultur: Dauerausschlag und Schuppenflechte Jasmin Ramadan liest im Viktoriagarten

Familie kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Egal, welche Eigenheiten Vater, Mutter, Bruder oder Schwester haben, man muss sie irgendwie ertragen.

Von Sarah Kugler

Familie kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Egal, welche Eigenheiten Vater, Mutter, Bruder oder Schwester haben, man muss sie irgendwie ertragen. Und wenn man ein wenig Glück hat, tut man das sogar gerne, denn letztendlich ist Familie nun mal Familie.

In Jasmin Ramadans neuem Roman „Kapitalismus und Hautkrankheiten“ (Klett-Cotta, 18,95 Euro), den sie am morgigen Donnerstag in der Buchhandlung Viktoriagarten vorstellt, ist das mit dem Ertragen nicht immer ganz so einfach. Hier hat die Protagonistin nicht nur mit ein paar Eigenheiten, sondern gleich mit ausgewachsenen Neurosen ihrer Familie – und obendrein noch mit ihren eigenen – zu kämpfen.

Teresa Kugler ist eine schöne Frau Anfang dreißig, die gelegentlich als Model arbeitet. Eigentlich ist sie Schauspielerin, doch ihre Karriere kommt nicht so richtig ins Rollen. Da hilft es nicht gerade, dass ihre Mutter, eine erfolgreiche und bekannte Schauspielerin, sich immer noch offen in ihrem Ruhm sonnt. Während Teresa sich mit viel Sex ablenkt, hat ihr Bruder Ture, ein erfolgreicher Synchronsprecher, Potenzprobleme und plagt sich mit einem chronischen Hautausschlag rum. Sein zusätzlicher Hang zur Misanthropie erleichtert ihm das Leben nicht unbedingt. Auch Teresas Vater geht nicht gerne unter Menschen. Er verlässt kaum das Haus, da er schon seit zwanzig Jahren an einem Buch schreibt: eine Abhandlung über „Kapitalismus und Hautkrankheiten“. In all diesem Chaos entdeckt Teresa schließlich ein Familiengeheimnis, das so manche Fassade bröckeln lässt.

Jasmin Ramadan, 1974 in Hamburg geboren, studierte Germanistik und Philosophie. Im Jahr 2009 gelang ihr mit dem Roman „Soul Kitchen“ – der Vorgeschichte zum gleichnamigen Film von Fatih Akin – ein Überraschungshit. Es erschienen Kurzgeschichten und 2012 ein weiterer Roman „Das Schwein unter den Fischen“. Auf Einladung des Goethe-Instituts verbrachte sie 2013 vier Wochen als Stadtschreiberin in Porto Alegre/Brasilien und als Teilnehmerin des Flupp-Festivals eine Woche in Rio.

Jasmin Ramadans im April dieses Jahres erschienener Roman „Kapitalismus und Hautkrankheiten“ kommt mit einer sehr lockeren und doch eindringlichen Sprache daher. Die Geschichte rund um eine etwas neurotische Familie bekommt dadurch eine unvermutete Wucht, die fesselnd ist.

Das Thema der Hautkrankheiten zieht sich dabei als Motiv durch den gesamten Roman. Abgesehen von Tures Dauerausschlag und der Schuppenflechte von Teresas Vater, die zu seinem Schreibexil geführt hat, kämpft die Protagonistin selber mit einem scheinbaren Hautproblem. Immer wenn sie unter Stress steht, hat sie das Gefühl, eine Art Schneckenschleim abzusondern, der ihren Körper überzieht. Eine Metapher, die nicht nur für ihre eigene Unzufriedenheit steht, sondern auch für die Fassade, hinter der sich die Familie verbirgt. Eine Familie, die zwar verrückt, aber doch irgendwie liebenswert ist. Sarah Kugler

Jasmin Ramadan liest aus ihrem Roman „Kapitalismus und Hautkrankheiten“ am morgigen Donnerstag um 20 Uhr in der Buchhandlung Viktoriagarten in der Geschwister-Scholl-Straße 10. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.

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