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 Lena Meyer-Landrut (l-r), Iris Berben und Stefanie Giesinger beim Empfang einer Kosmetikfirma, die auch die Berlinale sponsert.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Die Berlinale-Kolumne „Im Film“: Das Leben ist schön

Wie schön ist das Leben, wenn man schön ist? Ein Besuch in der Schminkbox auf dem Potsdamer Platz. Die Berlinale-Kolumne für den sechsten Tag.

Berlinale, schön und gut. Aber wann ist denn mal Zeit für mich? Nach der Hälfte des Festivals fallen mir tagsüber die Augen zu, vor denen nachts Traumfetzen aus Filmsequenzen umherfliegen. Meist geht es um Flucht.

Heute flüchte ich mich in ein Raumschiff. Es ist direkt auf dem Potsdamer Platz gelandet und behandelt alle Leute, die sich auf der Umlaufbahn Berlinale verfliegen oder sich in Berlin unter- oder außerirdisch fühlen. Von der Schminkbox lächelt einen Stefanie Giesinger an, ihre Plakate hängen in der ganzen Stadt. Sie ist so was wie das It-Girl der Berlinale-Schönheiten. Auf Instagram postet die 23-Jährige Fotos einer Operationsnarbe an ihrem Bauch oder sich selbst beim Nacktschwimmen im Stadtbad Neukölln; fast vier Millionen Menschen folgen ihr. Wie schön ist das Leben, wenn man schön ist?

Vor allem die Stars wissen nicht, wohin mit all ihrer Schönheit

In der Schminkbox wartet im ersten Stock schon Ricarda auf mich, Make-up Artist. Sie sitzt mit ihren drei Mitarbeiterinnen jedes Jahr hier, auf der Berlinale hat sie schon mehr als 9000 Menschen aufgefrischt. Sie guckt sich meine Haut an, „eigentlich ganz neutral“, was wohl ein Kompliment sein soll. Hautton: 3N. Dann streicht sie mir kühle Flüssigkeit auf die Augen, Entspanntheit zieht auf mein Gesicht. Ich lass die Augen zu.

Unten vorm Panoramafenster wuselt der Potsdamer Platz. Autos, Menschen, Termine. Auch die Berlinale ist Arbeit – und alle sehen so aus, als tankten sie elektrolytisch. Vor allem die Stars wissen nicht, wohin mit all ihrer Schönheit: In der Sonne auf dem roten Teppich müssen sie matt gepudert sein, drinnen im Kino oder bei der Pressekonferenz braucht es Farbe, Helligkeit, Glanz. „Alle sollten immer einen Make-up Artist bei sich haben“, findet Ricarda, als sie meine Augenbrauen mit einem feinen Pinsel nachzieht. Sie bearbeitet jedes einzelne Härchen; eine Art Liebes-Lid.

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Zur Sicherheit gibt es vier Päckchen "Hydra Energy"

„So, jetzt kann’s frisch weitergehen“, sagt Ricarda nach 20 sanften Minuten des Abtupfens. Zur Sicherheit gibt sie mir noch vier Päckchen „Hydra Energy“ mit. „Bekämpft Zeichen müder Männerhaut, den ganzen Tag.“ Es gibt eben immer ein Morgen danach.

Ich trete aus dem Ufo des Lidschattens hinaus in die Berliner Sonne und schließe noch einmal meine erwachten Augen. Flucht geglückt.

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