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Blick in die Austellung. Horst Hirsigs Innenwelten und Zeichen.

© A. Klaer

Kultur: Das Gefühlte

Horst Hirsig stellt im Kunsthaus aus

„Je stärker das innere Gefühl ist, das zur Gestaltung drängt, je heißer die Empfindungen sind, die sichtbar werden sollen, desto unerbittlicher muss die Form sein, in der sie Gestalt annehmen.“ Diesem Grundsatz bleibt der Maler Horst Hirsig immer treu. Seine Domäne in der Malerei und Zeichnung ist das Sichtbarmachen der Realität des Gefühlten. Seine noch bis kommenden Sonntag im Kunsthaus gezeigte Ausstellung legt Zeugnis ab von einem Jahrhundert der Gewalt und ihrer Überwindung. Zeichnen und Malen wird für Hirsig zur Sonde in die Tiefenpsychologie, wie der Kunsthistoriker Eckhard Gillen zur Vernissage sagte. Hirsig sei wie Georg Büchners Woyzeck auf der Suche nach Antworten auf die Frage: „Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“

Der Werdegang Hirsigs wurde entscheidend geprägt durch sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg 1949 bis 1955. Das war die Ära Karl Hofers, der nach 1945 zur Generation der alten Männer gehörte, die bereit waren, im Pensionsalter als politisch und moralisch unbelastete Persönlichkeiten noch einmal verantwortungsvolle Positionen an den Kunsthochschulen einzunehmen. Vermittelte ihm Hofers Haltung einen Zugang zu der unsichtbaren dunklen Welt der Gefühle, so wurde Elias Canettis Studie „Masse und Macht“ von 1960 zu seinem Orientierungsbuch in den Abgründen der Massenhysterie und der Gewaltfaszination der NS-Zeit, die Hirsig als heranwachsender Jugendlicher erlebt hatte und der er nun mit künstlerischen Mitteln auf die Spur kommen wollte. Er versuchte, dem gestaltlosen, unfassbaren Grauen eine Form zu geben, die es ermöglicht, Distanz und damit Anschauung zu finden. NS-Zeit und DDR-Diktatur, Masse und Macht, Mauerbau und -öffnung sind Hirsigs zentrale Themen. Nach der Wende stellte sich für ihn die Frage: Sind nun alle Werte, die 40 Jahre galten, plötzlich hinfällig geworden, welche Werte gelten noch? „Dafür habe ich Zeichen gesucht, Piktogramme, Hieroglyphen, die überall in der Welt verstanden werden können“, so Hirsig. Jä

Bis 5. Mai, Do und Fr von 15 bis 18 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr, Kunsthaus, Ulanenweg 9

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