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Kultur: Bleibendes für Weltkulturerbe-Bewahrung

Der Potsdamer Kunsthistoriker Dr. Heinz Schönemann wird heute 70 Jahre alt

Der Potsdamer Kunsthistoriker Dr. Heinz Schönemann wird heute 70 Jahre alt Von Erhart Hohenstein Gratulanten werden heute in der Fasanerie von Sanssouci vergeblich an der Wohnungstür von Dr. Heinz Schönemann klingeln. Der allem Gewese um seinen Person abholde Kunsthistoriker will seinen 70. Geburtstag mit seiner Gattin auf der Berlinale, den Berliner Filmfestspielen, verbringen, den ganzen Tag im Kino sitzen.. Also unangepasst an Konventionen, wie schon immer in seinem Leben. Einer persönlichen Ehrung wird Schönemann dennoch nicht ausweichen können: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg hat zum Geburtstagsjubiläum ihres langjährigen leitenden Mitarbeiters eine Festschrift herausgebracht. Sie liegt bereits vor, wird allerdings erst am 7. März vorgestellt. An diesem Sonntag eröffnet Heinz Schönemann in der Galerie Berliner Galerie „Mutter Fourage“ in Berlin-Wansnsee seine Ausstellung „Gespräche zur Zeit – Malerei, Plastik, Grafik aus der Sammlung eines Kunsthistorikers“. Da kann man dann auch gratulieren, aber „bitte ohne Blumen“. Gezeigt werden aus Schönemanns Sammlung u.a. Werke von Edith Dettmann, Theo Balden, Wolfgang Mattheuer, Uwe Pfeiffer und Magnus Zeller. Ein leidenschaftlicher Kunstsammler wurde der 1934 als Sohn eines Finanzbeamten in Leuna geborene Anhaltiner schon früh. Nach dem Besuch des Merseburger Domgymnasium, der berühmten sächsischen Fürstenschule, studierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie. Ein Versuch, 1952 bei dem Bauhausschüler Mart Stam in der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ein Architekturstudium aufzunehmen, scheiterte an einen banalen, aber für die DDR-Gesellschaft typischen Umstand: Schönemann hatte eine FDJ-Versammlung geschwänzt, um die Uraufführung von Paul Dessaus Oper „Die Verurteilung des Lukullus“ in der Staatsoper Unter den Linden mitzuerleben. Nach dem Studium und mehrjähriger Tätigkeit bei der Denkmalpflege in Schwerin kam Heinz Schönemann ein Glückstreffer zugute: Er erhielt auf seine Bewerbung hin die vakante Direktorenstelle der berühmten halleschen Kunstsammlung auf der Moritzburg. Hierher holte er nicht nur Werke der von den Nazis verbannten so genannten „entarteten Kunst“ zurück, sondern erwarb auch Arbeiten umstrittener junger Maler der DDR wie den „Kain“ von Mattheuer. Glücklich wurde Schönemann auf der Moritzburg aber nicht; die nach dem gescheiterten Prager Frühling von 1968 einsetzende restriktive SED-Kulturpolitik stürzte ihn in einen tiefen Zwiespalt, den er nach einem Angebot des damaligen Generaldirektors Jochen Mückenberger 1968 durch die Arbeitsaufnahme in Sanssouci zu überwinden suchte. Hier hat er als Schlösserdirektor, als stellvertretender Generaldirektor und ab 1995 als Stiftungskonservator Bleibendes für die Bewahrung der Potsdamer Weltkulturerbestätten geleistet. Erinnert sei an die Restaurierung der Neuen Kammern, der Fassade des Neuen Palais und Rückführung der Weinbergterrassen auf den Urzustand, aber auch auf seinen Kampf um den Schutz der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft im Bauboom der Nachwendezeit , in dem er nicht nur Siege zu verzeichnen hatte (Glienicker Horn). Seit seiner nun gut fünf Jahre zurückliegenden Pensionierung lebt Heinz Schönemann eher im Unruhe- als im Ruhestand. Dafür sprechen zahlreiche Veröffentlichungen über die Potsdamer Weltkulturerbeparke und ihre Bauten, die in ihre Tiefgründigkeit die Fachleute beeindrucken und die Laien manchmal auch etwas einschüchtern. So hat er die Ikonographie des Neuen Gartens als Zwiesprache mit den Verstorbenen und des Parks Charlottenhof entschlüsselt und dargestellt. Zurzeit arbeitet Schönemann an Essays über die Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV., zum Marmorpalais und zum Park von Clisson (bei Nantes). Auch der zeitgenössischen Kunst bleibt er treu, so durch die Arbeit an einem Katalog zur Jubiläumsausstellung des Potsdamer Malers Peter Rohn. Ausstellung „Gespräche zur Zeit – Malerei, Plastik und Grafik aus der Sammlung eines Kunsthistorikers“ aus Anlass des 70. Geburtstages von Heinz Schönemann, Galerie „Mutter Fourage“, Chausseestraße 15 A, Berlin-Wannsee, Eröffnung 7. März, 11.30 Uhr

Erhart Hohenstein

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