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Statt Strand geht auch Pool. Katharina (Victoria Schulz) genießt die kubanische Sonne.

© jip film

Bettina Blümners Roadmovie „Vamos a la playa“: Sex und Salsa auf Kuba

Das Lebensgefühl junger Menschen hat Regisseurin Bettina Blümner schon in „Prinzessinnenbad“ ausgelotet. Jetzt folgt sie einem Student:innentrio in die Karibik.

„Den zweiten Tag hier und immer noch kein Sex“. Tragisches Schicksal, dass Katharina da beseufzt. Kuba hat die Studentin sich anders vorgestellt. Als ein karibisches Paradies, wo einem die Männer in den Schoß purzeln wie reife Früchte. Keine weit hergeholte Idee. Der in spätsozialistischer Wirtschaftskrise darbende Inselstaat ist tatsächlich ein Anlaufpunkt für Sextouristen. Nur, dass man dabei nicht unbedingt an deutsche Studentinnen denkt.

Ganz nah dran sein an den Gefühlverwirrungen junger Menschen. Das ist etwas, was die Berliner Regisseurin Bettina Blümner eigentlich im Schlaf beherrscht. Ihr Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ (2007) und auch ihre Verfilmung von Alina Bronskys Sozialdrama „Scherbenpark“ (2013) erzählen davon. Also atmet auch „Vamos a la playa“ zu Beginn Frische, wenn Katharina und Judith sich in wackeligen Smartphone-Aufnahmen einen „Girls Talk“ über Orgasmen liefern, wenn Katharina ihre stoppeligen Beine filmt und am Hotelpool selbstbewusst die Achselhaare herzeigt.

Im Taxi durch Havanna. Benjamin (Leonard Schleicher), Katharina (Victoria Schulz) und Judith (Maya Unger).

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Doch der vorgebliche Authenzitätseffekt eines gefilmten Selfie-Tagebuchs von Mittzwanzigern, die in eine fremde Umgebung geworfen sind, nutzt sich schnell ab. Vor allem kann er die eher hölzerne Familienaufstellung der Kuba-Reisetruppe nicht wett machen. Und die Unentschlossenheit im Ton, ein Sommer-Sonne-Salsa-Roadmovie oder ein Coming-of-Age-Sozialdrama erzählen zu wollen.

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Benjamin (Leonard Schleicher), Judith (Maya Unger) und Katharina (Victoria Schulz) sind nicht nur zum Spaß nach Kuba gekommen, sondern um Katharinas Bruder Wanja zu suchen, der sich auf der Insel aufhält. Ihr Vater ist reich, aber krank; im Gegensatz zu den verwöhnten Sprösslingen besitzt aber der verantwortungsbewusste Benjamin dessen Vertrauen – und vor allem die Kontovollmacht. Die weiß der irgendwann auch glücklich gefundene Wanja, der angeblich die Spezies der Seekühe erforscht, für eine gut gemeinte, aber trotzdem arg paternalistische Kubaner-Beschenkungsaktion zu nutzen.

Damit ist ein weiteres Thema von „Vamos a la playa“ gesetzt: Der Clash zwischen den privilegierten Europäern und bedürftigen Kubanern, die von dem dreisten Biest Katharina sogar gegen Geld genötigt werden, Salat zu essen oder ihr als plumpe Anmache ein Eis aus dem Dekolleté zu schlecken. Judith dagegen, der Phänotyp der ehrlichen Haut, lernt beim Salsa-Tanzkurs Ignacio (Eugenio Torroella Ramos) kennen, den sie dem drögen Benjamin schnell vorzieht. Auch sie will Spaß, aber trotzdem einen Urlaubsflirt auf Augenhöhe.

Benjamins Eifersucht und Gefühlsnöte sind ebenso glaubwürdig erzählt wie die teils übermütige, teils frustrierte Rich-Kid-Attitüde von Katharina. Schade, dass Bettina Blümner, die selbst mal in Havanna gelebt hat, bei der Zeichnung der Kubaner nicht dieselbe Milieusicherheit gelingt. Nur Ignacios Charakter gewinnt etwas Statur. Ansonsten bleibt das aus der exotistischen Perspektive der Deutschen geschilderte Kuba ein schönes, armes, fremdes Land, in dem man beim Tauchen schon mal einer Seekuh begegnet.

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