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Kultur: Betreut von begnadeter Künstlerin

Elisabeth Leonskaja lehrt ab heute beim 3. Klaviermeisterkurs im Schloss Glienicke

Sechs Tage lang wird das Schloss Glienicke an der Glienicker Brücke wieder von den Tönen des Klaviers erfüllt sein. Denn ab heute geht der Klaviermeisterkurs, der im Rahmen der Edwin-Fischer-Sommerakademie veranstaltet wird, in seine dritte Runde. In diesem Jahr lehrt die begnadete Pianistin Elisabeth Leonskaja die aufstrebenden jungen Künstler.

Im Jahre 2009 hat der Potsdamer Pianist Alexander Untschi die Meisterkurse ins Leben gerufen. Er widmet sie seinem großen Vorbild Edwin Fischer, der neben Wilhelm Kempff als begehrter Klavierlehrer an den Meisterkursen des Deutschen Musikinstituts für Ausländer in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Potsdamer Marmorpalais im Neuen Garten teilnahm. Die Ausbildung des Klavier-Nachwuchses spielte in Edwin Fischers Leben neben seiner eigenen erfolgreichen künstlerischen Arbeit eine große Rolle.

In seiner Eröffnungsrede zu den Teilnehmern des Meisterkurses 1939 sagte Fischer: „Die Bezeichnung Meisterkurs ist durchaus anfechtbar, ich kann Sie versichern, dass ich mich oft alles andere als meisterlich fühle. Bilden, Ausbilden kann man nur schon Vorhandenes, und so ist es ein Teil meiner Aufgabe, alle Hemmungen, alle Verkrampfungen, alle Widerstände zu beseitigen, die sich der Auswirkung aller in Ihnen liegenden, zum Teil noch schlummernden Kräfte entgegenstellen.“ Edwin Fischer hatte damit Erfolg. Paul Badura-Skoda, einer der heutigen Altmeister der Pianistengilde und Teilnehmer von Meisterkursen Edwin Fischers, schwärmt immer wieder von dessen pädagogischem Einfühlungvermögen.

Badura-Skoda war vor drei Jahren der erste Meister, den Alexander Untschi zu seinem Kurs ins Schloss Glienicke holte. Der Potsdamer kennt den Wiener Pianisten bereits längere Zeit, denn er war sein Lehrer. Badura-Skoda war in den vergangenen drei Jahren zum wiederholten Mal auf Einladung Untschis in Potsdam und begeisterte in Konzerten im Marmorpalais oder im privaten Rahmen die Zuhörer durch sein klassizistisch-emphatisches Musizieren. Es war gut, dass der international renommierte Pianist den ersten Meisterkurs hielt. Er wirkte wie ein Paukenschlag. An den deutschen Musikhochschulen hat es sich nämlich herumgesprochen, dass im Schloss Glienicke ein Kurs veranstaltet wird, der sich durch hohe Qualität auszeichnet. Auch im vergangenen Jahr konnte Untschi einen Dozenten gewinnen, der als Klavierlehrer in Deutschland und darüber hinaus einen großen Namen trägt: Karl-Heinz Kämmerling.

Mit unwahrscheinlich viel Engagement widmet sich Alexander Untschi dem Klaviermeisterkurs. Nicht nur, dass er ihn initiierte, er beackert das weite und umfangreiche Feld solch einer Veranstaltung fast allein, vor allem bei der Organisation. Gut, dass er in Potsdam Familien findet, die ihn unterstützen, beispielsweise beim kostenlosen Bereitstellen von Privatzimmern für die Kursteilnehmer. „In den kommenden Tagen werden wieder hochbegabte junge Künstlerinnen und Künstler in Potsdam anreisen, unter anderen aus Ungarn, Polen, Portugal, Russland, Frankreich, Lettland und Deutschland“, sagte Alexander Untschi den PNN. „Zwanzig Pianisten haben sich für den Kurs beworben, aber leider konnten wir nur zwölf Teilnehmer aufnehmen, denn schließlich ist nur so ein intensives Arbeiten gewährleistet. Die Bewerber mussten vorher eine CD mit ihren Einspielungen einsenden. Nach dem Anhören haben wir ausgewählt.“

Auch diesmal hat Alexander Untschi als Lehrerin eine Pianistin von Weltrang für den Meisterkurs gewinnen können: die in Wien lebende Russin Elisabeth Leonskaja. Ganz begeistert spricht der künstlerische Leiter des Kurses von der Musikerin: „Ich fühle mich glücklich und geehrt, dass ich mit ihr eine wahrhaft große Künstlerin gewinnen konnte, die nicht nur eine begnadete Lehrerin ist, sondern durch ihre Bescheidenheit, menschliche Wärme und höchste Integrität eine wahre Autorität im besten Sinne dieses Wortes darstellt.“

Elisabeth Leonskaja ist die „letzte verbliebene Grande Dame der russischen Klavierschule“, schreibt der Musikwissenschaftler Jürgen Otten. „In ihrem Spiel paart sich, wenn man so will, maskulines Drängen mit weiblicher Distinktion und einem hohen Maße an lyrischer Intensität. Bemerkenswert wirkt der Einfluss ihres Mentors Swjatoslaw Richter nach.“ Man kann gespannt sein, wie diese Einschätzung auch den Kurs prägt. Die Pianistin setzt sich unermüdlich für die Ausbildung des pianistischen Nachwuchses ein. Dafür wird sie beim diesjährigen Ruhr-Klavierfestival in Gelsenkirchen Ende Juli mit einem Preis ausgezeichnet.

Die jungen Kursteilnehmer im Schloss Glienicke sind natürlich gespannt, welche interpretatorischen und technischen Anregungen Elisabeth Leonskaja parat hält. Dafür haben sie Klavierwerke von Bach über die Wiener Klassiker bis zu den großen russischen Komponisten mitgebracht.

Die Kurse können von Interessierten besucht werden. Sie finden täglich von 9 bis 18 Uhr im Schinkel-Schloss Glienicke statt. Dort kann man auch das Abschlusskonzert am 13. Juli um 19.30 Uhr mit einer Diplomverleihung erleben.

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