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Kultur: Bach- Geburtstag in Sanssouci

Bachtage Potsdam im Schlosstheater

Bach in Sanssouci. Der Leipziger Thomaskantor hätte in der Tat das Schloss Sanssouci bei seinem Aufenthalt in Potsdam am 8. oder 9. Mai 1747 besuchen können, denn am 1. Mai gab König Friedrich II. bereits im unfertigen Weinbergschloss einen Empfang und ein Konzert. Aber Bach wurde vom Flöte spielenden Monarchen im Stadtschloss empfangen. Dieser Begegnung verdankt die Musikgeschichte „Das musikalische Opfer“.

Bach in Sanssouci. Aufführungen von Musik des Meisters haben in den Schlössern und Parkanlagen eine lange und gute Tradition. Die erfolgreichen Bachtage Potsdam veranstalteten erstmals am Geburtstag Johann Sebastian Bachs, am 21. März, eine Konzertfolge. Den Ganzen Tag war Musik im Rokokotheater des Neuen Palais zu hören: Flötensonaten, Partiten und Sonaten für Violine sowie Solokonzerte und das 5. Brandenburgische Konzert. Bachtage-Chef Björn O. Wiede konnte für die Geburtstagsfeier renommierte Solisten der Alten Musik aus Prag, Paris und Warschau gewinnen: Jana Semerádová, Traversflöte, die Geigerin Heléne Schmitt, der Oboer Marek Niewiedzial und das in Potsdam beheimatete Ensemble Bach Exxential.

Der Auftakt des Musikfestes hielt bereits einen ersten Höhepunkt bereit. Der in Kleinmachnow wohnende Rechtsanwalt Jürgen Brüggemann machte den Mitgliedern der Brandenburgischen Bachgesellschaft ein großzügiges Geschenk: Er überreichte eine kostbare Cembalo-Kopie, die der niederländische Instrumentenbauer Jan Kalsbeek nach Michael Mietke(1671-1721) baute. Seine Cembali hatten einen ausgezeichneten Ruf. Er arbeitete auch für den preußischen Hof.

Björn O. Wiede gab zur Mittagsstunde dem Cembalo-Neuankömmling ein gelungenes Entrée. Ein heller silbriger Klang erfüllte den Raum, der geradezu beglückend war. Es schien, als ob der Cembalist mit dem Instrument bereits auf Du und Du steht. Das spürte der Zuhörer nicht nur beim Continuospiel, sondern auch natürlich bei den solistischen Beiträgen, bei Bachs Präludium und Fuge g-Moll BWV 53, einem Orgelwerk, das Wiede für Cembalo einrichtete, bei der Toccata in G von Johann Adam Reincken, einem zeitweiligen Lehrer des Thomaskantors, sowie bei der Sonate F-Dur aus den „Preußischen Sonaten“ des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel. Nuancenreich wusste der Cembalist die teilweise stilistisch unterschiedlichen Werke glasklar zum Klingen zu bringen.

Es war ein Erlebnis, die junge Prager Musikerin Jana Semerádová im Schlosstheater kennenzulernen. Mit ihrer Flauto traverso wusste sie die drei Flötensonaten Bachs (BWV 1030,1033 und 1034) auf sehr hohem Niveau zu interprtetieren. Warm im Klang, schwungvoll, fließend, lieblich, anmutig musizierte die Pragerin die meisterhaften Kompositionen, wobei sie vor allem den langsamen Sätzen eine fast ergreifende Atmosphäre verlieh. Mit wachem Sinn für den dramaturgischen Aufbau der Sonaten waren auch Björn O. Wiede und die Cellistin Hana Flekova am Werke. Ihr Spiel war ebenso frisch wie geschmeidig. Das Publikum war dankbar für den Auftakt der Bach-Geburtstagsfeier in Sanssouci. Klaus Büstrin

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