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Kultur: Aus dem Arbeitsprozess

Druckgrafik und Plastik in einer Werkstattausstellung der Kunstschule

Diesmal ist alles anders als sonst. Keine vielfarbigen Kinderzeichnungen leuchten dem Besucher entgegen, wenn er in diesen Tagen die Kunstschule im Rathaus Babelsberg besucht. Auch die sonst gewohnte Vielfalt der Genres und ein übergreifendes Ausstellungsthema fehlen. Stattdessen sind bis Anfang Dezember Arbeiten aus zwei Kursen – Druckgrafik und Plastik – die ausschließlich von Erwachsenen besucht werden, zu sehen: Das Besondere daran: Sie zeigen Ergebnisse des letzten Werkstattjahres, die nicht in einer der bisher fünf Ausstellungen zu sehen waren. Und trotzdem durchaus sehenswert sind.

Wie beispielsweise die ganz unterschiedlich ausgefallenen Resultate des einmal jährlich stattfindenden Aktzeichnens, die jetzt – Kohlezeichnungen auf grobem Papier – im Treppenhaus hängen. An Petra Blangs Akt kann der Betrachter erahnen, wie viel Mut gerade auch zeichnerische Anfänge verlangen, wie viel Kraft es manchmal kostet, sich Formen zu erarbeiten und wie gerade dies in seiner Unmittelbarkeit berühren kann. Diese nicht ständig präsente Seite der Kunstschularbeit – die ja der „Alltag“ des künstlerischen Gestaltens ist – wird in einigen Arbeiten sehr schön eingefangen.

Die Kursteilnehmer des Plastikkurses von Christoph Knäbich haben hingegen formstrenge Raumkompositionen aus Acryl und Glas geschaffen, Materialien, die in dieser Kombination von den Kunstschülern zum ersten Mal verarbeitet wurden. Und die Ergebnisse von Klaritta Ludwig, die auch mit Ton- und Gipsbetonarbeiten vertreten ist, überzeugen mit ihrer Formstrenge und in ihrer „Noblesse“ in Blau-Schwarz. Daneben gibt es auch Versuche in der Verbindung von Acryl und Holz zu sehen, die weniger gelungen sind. Und Platz für eine witzige „Spielerei“, wie die von Katja Richter, ist ebenfalls.

Der Druckgrafikkurs (Leitung: Peter Panzner) konnte ebenfalls aus dem Vollen schöpfen. Neben der „Liegenden“ von Jan von Szada, einer Farbaquatinta, die sehr stark an Arbeiten von Amedeo Modigliani erinnert, sind im Eingangsbereich großformatige dreifarbige Gipskartonschnitte von Kathrin Frank und weiter hinten mehrere filigrane Ätzradierungen von Heike Isenmann zu sehen, die gut die Seiten eines Kinderbuches verzieren könnten. Ironisch und hintergründig ist die Aquatinta von Mike Wessel, die, eine Anspielung auf das geflügelte Wort „Den Nagel auf den Kopf treffen“ ist und es selbst sehr überzeugend tut.

Und noch etwas ist anders als sonst. Neben Grafiken von 16- oder 17-jährigen Förderschülern sind Arbeiten des ältesten Kursteilnehmers, des 80-jährigen Konrad Tybus zu sehen. Der mit der Reservage – einer Aussprengtechnik, bei der Zucker eine wichtige Rolle spielt – mit wenigen klaren Linien sehr berührende Landschaften erschaffen hat. Alle Grafiken, von denen immer ein Belegexemplar in der Schule bleibt, können bis Anfang Dezember gesichtet und „vorbestellt“ werden, bevor sie zum Jahresende zu Gunsten der Schule, die davon unter anderem ihren Materialbedarf decken kann, versteigert werden. Astrid Priebs-Tröger

Bis 3. Dezember im Kulturhaus Babelsberg, Mo bis Fr von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Astrid Priebs-Tröger

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