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Das neue HKW Programmteam.

© Alexander Steffens/HKW

Aufbruch im HKW: Worlding, Un-Worlding, Re-Worlding

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Künstlerischer Leiter des „Haus der Kulturen der Welt“, stellt sein Team und die großen Themen für die kommenden Jahre vor.

Da sitzen sie in voller Stärke auf der Bühne des Haus der Kulturen der Welt. Es sind tolle Profile, kluge, international erfahrene, weltoffene Kuratorinnen und Kuratoren, mit schillernden Glitzer-Cappies, stilvollen Anzügen und schwarzer Sonnenbrille. Sie kommen aus Santiago, Grevesmühlen, Dakar, Yaoundé, Valledupar, Nairobi, Manila und Berlin. Es ist ein international vernetztes Wissenssystem, das uns an diesem Morgen vorgestellt wird.

Der Meister dahinter ist Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, seit Januar Künstlerischer Leiter des HKW. Er nimmt den Namen der Institution sprichwörtlich und holt die Welt ins Haus. Diversität sei kein Schlagwort, sondern, wie er betont, das Rückgrat seiner Praxis, bezeugt durch das Team, das Programm, das Publikum.

Dass Bonaventure die Institution und das Verhältnis zwischen Innen und Außen neu denkt, ist schnell klar. Hierarchien werden sichtbar infrage gestellt: Als Erstes dankt er dem „backend“ der Institution namentlich – den Technikern, dem Aufbau, der IT. Liebe, Respekt und Großzügigkeit sollen ab sofort den Ton angeben. Und es soll das Wesentliche verhandelt werden: wie wir atmen und atmen lassen, wie wir die Welt neu denken, um besser zusammenleben zu können.

All das klingt vielversprechend, die Themen sind klug gesetzt. Und doch bleibt eine gewisse Beklemmung nicht aus, wenn man hört, was das Team alles angehen will. In diesem Anspruch ist das HKW nicht allein – die Idee, dass Kulturinstitutionen einen wesentlichen Beitrag leisten können, um unsere Welt zu retten, ist nicht neu. In großer Dichte fallen Worte, wie communiality, fairness, inclusion, evelation, empowerment, resisting, reworlding, rethinking. Was fehlt, ist vielleicht ein Funken Bescheidenheit, eine selbstkritische Reflexion darüber, wann kulturelle Praktiken wichtige Impulse zu den Themen unserer Zeit setzen können, wo sie aber auch an ihre Grenzen stoßen. Was vielleicht auch fehlt, ist ein Schuss Selbstironie: Werden Fungi, Brot-Brechen oder Live Drumming wirklich die Probleme unserer Welt lösen? Es ist viel Anspruch in diesem HKW, aber man hört gute „Tunes“ und es vermittelt sich ein Gefühl von Aufbruch, Mission und viel guter Energie.

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