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Kultur: Audienz bei der Königin Konzertpremiere für die Hüfken-Orgel in der Stüler-Kirche zu Caputh

Von Peter Buske Für die Begleitung der Gottesdienste soll sie genauso nützlich sein wie für Konzerte. Der Größe des Kirchenraumes möge sie in ihrem Klangvolumen angemessen sein.

Von Peter Buske Für die Begleitung der Gottesdienste soll sie genauso nützlich sein wie für Konzerte. Der Größe des Kirchenraumes möge sie in ihrem Klangvolumen angemessen sein. Es ist gelungen und das Werk durch den Halberstädter Orgelbaumeister Reinhard Hüfken vollbracht: die Kirche zu Caputh hat ihre Königin wieder. Alte Pfeifen der vorherigen Instrumente von Carl Ludwig Gesell (1852) und Alexander Schuke (1928) sind, analog der Woehl-Orgel in der Friedenskirche, wieder verwendet worden. Tradition, die sich im Neuen wieder findet und in die Zukunft trägt. Nach Orgelweihe und geselligem Beisammensein lädt Thomas Noll zur ersten Audienz mit der wie aus dem (Klang-)Ei gepellten Monarchin. Sie will sich den gleichgesinnten, ähnlich disponierten Kolleginnen der Potsdamer Orgellandschaft mit unverwechselbarem Profil empfehlen, indem sie klassisch-romantischen, keinesfalls hochromantischen Klangintentionen huldigt. Als Schleifladeninstrument verfügt sie über 19 Register, verteilt auf Pedal und zwei Manuale, wobei das zweite in einem gut abgeschirmten Schwellkasten (von Alexander Schuke) untergebracht ist, wodurch reizvolle Effekte möglich sind. Diese Vielfalt der klanglichen und dynamischen Möglichkeiten führt der Organist (Sophienkirche zu Berlin) mit seiner vom Barock bis zur Moderne reichenden Programmauswahl vor. Die Hüfken-Orgel – ein Universalinstrument? Für den Barock verfügt sie über genügend Glanz. Weichgetönt, mit zahlreichen Echowirkungen nicht sparend und einer Registerwahl ohne Schärflichkeiten erklingt Johann Sebastian Bachs Concerto C-Dur (nach Johann Ernst Prinz zu Sachsen-Weimar) sehr beschwingt. Ganz schlicht und wie verloren wirkend, beginnt die Fuga contraria à 4 voci von Samuel Scheidt, berührend einfach im nasalen Flötenregister gespielt. Allmählich mischen sich pastellene Klangfarben hinzu, um schließlich eine Steigerung ins Hoffnungsfrohe und Erhabene zu finden. Eine gelungene Spieldramaturgie auf der willig reagierenden Orgel. Für die frühe Romantik bringt sie genügend Fülle mit. Fünf über die Programmfolge verteilte Stücke aus „Miscellaneen“ von Josef Gabriel Rheinberger stehen dafür ein. Sie halten einen „Zwiegesang“ zwischen den Manualen, zeigen sich bewegt und rhetorisch überrumpelnd (Agitato) oder majestätisch aufrauschend im organo pleno. Für viel Aufheben sorgt das Gesellsche Cornett-Register, das Thomas Noll in der b-Moll-Improvisation als strahlendes Soloregister vorführt. Eine Besonderheit der Hüfken-Orgel, von künftigen Orgelbankplatzierten sicherlich gern und ausgiebig genutzt. Mit miniaturnahen poetischen Piecen von Michael G. Fischer (1773-1829), einem Enkelschüler von Bach, führt Noll die diversen Klangmöglichkeiten einschließlich der Tremulanten und des Schwellwerks eindrucksvoll vor. Wie beispielsweise der Kontrast zwischen Pedal- und Manualstimme (Moderato e legato), des fast Unhörbaren (Lento e legato), der stillen Freude (Tranquillamente), des weich Schwebenden (Cantabile) Die Orgel fühlt sich wohl. Für die Moderne hält sie genügend Präzision bereit. Zerklüftet und mit schneidender Diskantschärfe schichten sich die Akkorde in des Amerikaners George Crumb (geb. 1929) bedrohlich wirkender „Pastoral Drone“ unaufhörlich auf. Die Spannung löst sich in einem finalen Schrei. Geradezu erholsam dagegen das „Opening“ von Philipp Glass (1937), einer fast planen Klangfläche, die sich in unaufhörlicher Bewegung befindet. Sehr eindrucksvoll. Zwischendurch protzt der sechzehnfüßige Subbass mit Stärke und Klarheit, begeistert die dreifache Mixtur, die Lieblichkeit der Rohrflöten Die heftig akklamierte Audienz ist beendet. Nun beginnt der Alltag. Er offenbart sich im „Caputher Orgelsommer“, bei dem sich vom 1. Juni bis 25. September u.a. alle Potsdamer Kantoren ein Stelldichein geben werden.

Peter Buske

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