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Antonello Manacorda ist seit 2011 Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam.

© Sebastian Gabsch PNN

Antonello Manacorda über die Kammerakademie Potsdam: „Wir spielen, als wäre es das erste Mal“

Die Kammerakademie Potsdam feiert in dieser Saison 20. Geburtstag. Was macht das Orchester aus? Fünf Fragen an Antonello Manacorda, der das Orchester seit zehn Jahren leitet.

Herr Manacorda, was war die Kammerakademie Potsdam für ein Orchester, als Sie 2011 dazukamen?

Es fühlt sich wie zwei Jahre an, nicht wie zehn. Das Tolle ist, dass die KAP geblieben ist, wie sie war. Natürlich sind wir gewachsen, älter geworden, haben wahnsinnig viel recherchiert und entdeckt in den Jahren. Aber es herrscht der gleiche Spirit wie damals. Was mich damals gereizt hat und noch immer reizt an dem Orchester: Es ist immer eine Entdeckungsreise. Für unser Jubiläumskonzert haben wir die Sinfonie gewählt, die ich damals als erstes mit der KAP dirigiert hatte, bevor ich Chefdirigent wurde. Und es ist wieder eine Entdeckung. Wir spielen, als wäre es das erste Mal.

Sie dirigieren weltweit Sinfonien und Opern, sind international sehr gefragt. Was hält Sie in Potsdam?

Es ist nie ein Dienst, es macht einfach nur Spaß. Man macht die Musik hier nicht, um Geld zu verdienen. Sondern einfach nur, um Musik zu machen. So sollte es eigentlich immer sein, aber es ist fast nie so. Es ist wirklich ein Lob an die KAP, dass wir so authentisch geblieben sind.

Woran liegt es, dass es der KAP gelingt authentisch zu bleiben? An der freien Struktur?

An der freien Struktur, ja. Daran, dass die Musiker ein Konzert spielen dürfen - und nicht müssen. Dass es nicht Woche für Woche der gleiche Dienst ist. Man kann nebenbei Kammermusik machen, unterrichten, eine Woche bei der Familie sein. Ich glaube, die freie Struktur ist die Antwort auf vieles in der Musik und in der Kunst generell. Sobald man angestellt ist, wird es schwierig, das zu behalten. Ich bin ein freier Künstler, obwohl ich hier Chefdirigent bin - ich bin als Aushilfe eingeladen, könnte man sagen. Ich leite das Orchester, aber ich bin Gast. Und ich verliere nie die Freude daran.

Was für Pläne haben Sie und die KAP?

Während der Pandemie haben wir begonnen, mehr aufzunehmen. Die Aufnahmen waren auch in den letzten zehn Jahren ein großer Teil unserer Arbeit: Schubert, Mendelssohn, jetzt kommt Mozart. Und in den nächsten drei, vier Jahren werden wir Beethoven aufnehmen. Das ist eine sehr große Arbeit, wir machen uns die Hände damit schmutziger als mit den Aufnahmen davor.

Warum macht man sich mit Beethoven die Hände schmutziger?

Unser Motto ist „Entdeckungen“ - und Beethoven kennt man auswendig, seitdem man ein Kind war. Wir haben auch hier in Potsdam schon einen Beethoven-Zyklus gespielt. Da muss man härter arbeiten, um wegzuputzen, was man schon auswendig kennt, um es wieder neu zu lesen. Das heißt nicht, dass wir irgendetwas neu erfinden. Sondern dass wir Beethoven lesen, als ob die Tinte noch frisch wäre.

Antonello Manacorda, geboren 1970 in Turin, ist seit 2010 Künstlerischer Leiter der KAP. Er dirigiert weltweit Opern und Sinfonien. Am 24.9. erscheint im Label Sony die aktuellste CD: Mozarts Sinfonien 39 bis 41.

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