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Mateusz Morawiecki, Ministerpräsident von Polen, kommt zu einer Pressekonferenz in der Kanzlei des Ministerpräsidenten.

© dpa/Radek Pietruszka

Wunde „bis heute nicht verheilt“: Polens Regierungschef pocht auf Reparationszahlungen von Deutschland

Morawiecki spricht erneut von deutscher Verantwortung für die Schäden während des Zweiten Weltkriegs. Polen fordert Zahlungen von 1,3 Billionen Euro.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat die Forderung nach Reparationen für Schäden durch die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg erneuert. Deutschland müsse „endlich die politische, historische, rechtliche und finanzielle Verantwortung für alle Folgen des Überfalls auf unser Land“ übernehmen, schrieb Morawiecki in einem am Mittwoch veröffentlichten Gastbeitrag für den „Spiegel“.

Ziel der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg sei „die vollständige Zerstörung“ seines Landes gewesen. Polen fordert von Deutschland Reparationen in Höhe von umgerechnet 1,3 Billionen Euro. Warschau hatte Berlin dazu Anfang Oktober eine diplomatische Note übermittelt und nach Angaben von Anfang Januar auch die Vereinten Nationen um Unterstützung gebeten.

Die Bundesregierung betrachtet die Reparationsfrage dagegen als juristisch erledigt und hat der Warschauer Forderung unlängst auch formal eine Absage erteilt. „Der deutsche Überfall auf unser Land und die sechs Jahre währende Besatzung haben eine Wunde gerissen, die bis heute nicht verheilt ist“, schreibt Morawiecki.

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5,5 Millionen Menschen seien in Polen gestorben oder verschwunden; systematisch hätten die Deutschen polnische Schriftsteller, Künstler, Lehrer, Geistliche und Wissenschaftler terrorisiert: „Im Zuge der sogenannten `Intelligenzaktion’ gegen die polnische Führungsschicht verlor der Staat die Hälfte seiner Juristen, 40 Prozent der Ärzte, 20 Prozent der Hochschullehrer - insgesamt etwa 100.000 Menschen.“

Zudem hätten die Besatzer Kunstwerke als Kriegsbeute weggeschleppt, Bibliotheken verbrannt, historische Gebäude zerstört, fuhr Morawiecki fort. „An diesem Raubzug beteiligten sich die Besatzungsbehörden genauso wie Privatleute; Wehrmachtssoldaten etwa ließen Schmuck oder Gemälde der Polen mitgehen.“ Demnach sollte Polen „vom Angesicht der Erde getilgt, die Erinnerung daran ausgelöscht werden.“

Die Bundesregierung verweist darauf, dass Polen 1953 den Verzicht auf deutsche Reparationen erklärt und dies danach mehrfach bestätigt hatte. Die derzeitige nationalkonservative Regierung in Warschau bestreitet jedoch die Gültigkeit des entsprechenden Abkommens mit der Begründung, Polen habe damals unter dem Druck der Sowjetunion gehandelt. (AFP)

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