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Dieses Foto vom 13. Oktober 2023 zeigt israelische Soldaten, die aus einem gepanzerten Fahrzeug nahe der Grenze zwischen Israel und Gaza im Süden Israels aussteigen.

© dpa/jini/Xin Hua

Vor Israels Bodenoffensive gegen Hamas: „Gaza wird es nicht mehr so geben, wie es einmal war“

Nach den Angriffen der Hamas bereitet sich Israels Militär offenbar auf einen Großeinsatz im Palästinensergebiet vor. Die Regierungsspitze droht, die Terroristen auszulöschen.

Nach der Aufforderung des israelischen Militärs an die im Norden des Gazastreifens lebenden Palästinenser, die Region so schnell wie möglich zu verlassen, deutet alles auf eine baldige Bodenoffensive hin.

Schon am Freitag waren israelische Truppen zu vereinzelten Einsätzen in das Palästinensergebiet eingedrungen. Die Einsätze hätten der Suche nach „vermissten Personen“ sowie nach „Terroristen“ und deren Waffen gedient, teilte die Armee mit.

Welche Pläne die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu genau hat, darüber wurde nach den Raketenangriffen der Hamas auf Israel sowie den Gräueltaten ihrer Kämpfer und den Entführungen viel spekuliert. Was zu erwarten ist, machte Israels Außenminister Eli Cohen nun deutlich.

Wir werden sicherstellen, dass die Hamas nicht mehr existiert.

Eli Cohen, Israels Außenminister

„Gaza wird es nicht mehr so geben, wie es einmal war“, erklärte Cohen in einem Interview mit dem Fernsehsender „Welt“. „Wir werden sicherstellen, dass die Hamas nicht mehr existiert“. Die Terrororganisation werde ausgelöscht. „Sie wird zermalmt werden, so wie auch der IS zermalmt wurde.“

Die Hamas hatte Israel am vergangenen Samstag mit einem Großangriff überfallen und rund 150 Menschen als Geiseln verschleppt. Bei den Kämpfen wurden nach Behördenangaben auf israelischer Seite bislang mehr als 1300 Menschen getötet.

Die israelische Armee nahm in der Folge den von der Hamas beherrschten Gazastreifen unter Beschuss, dabei wurden nach jüngsten Angaben der Hamas-Behörden bisher rund 1800 Palästinenser getötet.

Die Sperranlage um den Gazastreifen hat drei Übergänge: Erez im Norden, Kerem Schalom im Süden und Rafah in Richtung Ägypten.

© Grafik: Tsp/Bartel / Quelle: UN Ocha

Auf die Frage, wie Israel bei einer Offensive Zivilisten schonen könne, sagte Cohen: „Unser Ziel ist es nicht, Zivilisten zu schaden, das wollen wir nicht. Aber die Hamas benutzt die eigenen Menschen als Schutzschilde“.

Netanjahu hatte am Freitagabend in einer TV-Ansprache gesagt: „Ich kann nicht enthüllen, was passieren wird, aber ich kann sagen, dass das jetzt erst der Anfang ist.“ Der Premier sagte einem Bericht der Agentur dpa zufolge weiter: „Wir werden die Hamas zerstören und gewinnen, aber es wird Zeit brauchen.“

Das jüdische Volk habe seit Jahrzehnten nicht mehr solche Schrecken erlebt, sagte Netanjahu. „Unsere Feinde haben gerade erst begonnen, den Preis zu zahlen.“ Nach Angaben israelischer Medien war es dem Bericht zufolge das erste Mal, dass Netanjahu in dieser Form am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, eine Ansprache hielt.

Bei den vereinzelten Bodeneinsätzen im Gazastreifen „in den vergangenen 24 Stunden“ seien „Beweise gesammelt worden, die helfen sollen, die Aufenthaltsorte von Geiseln zu finden“, sagte ein Militärsprecher am Freitagabend einem Bericht der Agentur AFP zufolge.

Am Morgen hatte die Armee alle Zivilisten im Norden des Gazastreifens aufgerufen, sich zu „ihrer eigenen Sicherheit“ in ein Gebiet südlich des Flusslaufs Wadi Gaza zu begeben. Sie begründete diesen Aufruf, der den UN zufolge rund 1,1 Millionen Palästinenser betrifft, mit geplanten Militäreinsätzen in den kommenden Tagen.

Um die Bevölkerung zu informieren, wurden von Israel unter anderem Flugblätter in arabischer Sprache per Drohnen über dem Palästinensergebiet abgeworfen. Tausende Palästinenser ergriffen bis Samstagmorgen bereits die Flucht. AFP-Korrespondenten sahen auf Straßen in Richtung des südlichen Gazastreifens zahlreiche Menschen, die zu Fuß, in Autos, mit Motorrädern oder Eselskarren unterwegs waren.

Die UN kritisierten die Evakuierungsanordnung, diese sei „unmöglich“ umsetzbar. UN-Generalsekretär António Guterres sei „im ständigen Kontakt mit den israelischen Behörden, um sie aufzufordern, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern“, sagte sein Sprecher.

Das Internationale Komitee vom Rotem Kreuz (IKRK) erklärte seinerseits, der Evakuierungsaufruf an die Palästinenser „gekoppelt mit der vollständigen Belagerung, die ihnen Nahrung, Wasser und Strom vorenthält“, sei „nicht mit dem humanitären Völkerrecht vereinbar“. (lem)

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