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Ukrainische Soldaten am 17. August beim Militärtraining.

© IMAGO/Xinhua

„Tapferkeit besiegt die Angst“: Ukraine wirbt mit Kampagne um neue Soldaten für schleppende Gegenoffensive

Vor dem Hintergrund des aktuellen Abnutzungskriegs gegen Russland versucht die Ukraine, mehr Männer für den Kampf zu gewinnen. Eine Kampagne thematisiert die Angst vor dem Krieg.

Seit ungefähr zwei Monaten versucht die ukrainische Armee, die russischen Besatzer mit einer Gegenoffensive aus dem Land zu drängen. Erfolgsmeldungen von ukrainischer Seite beziehen sich dabei meist auf kleinere Geländegewinne. Ausgedehnte russische Minenfelder und die fehlende Lufthoheit erschweren den Kampf gegen die feindlichen Truppen, gab die Ukraine selbst bekannt.

Vor dem Hintergrund des Abnutzungskriegs hat die Ukraine am vergangenen Donnerstag eine neue Werbekampagne zur Rekrutierung von Soldaten gestartet. Darüber berichtet „Reuters“. Die Kampagne bestehe aus „hochwertig produzierten Videos und Fotoreportagen“. 

„In einem Krieg hat jeder Angst. Ich auch.“

„Tapferkeit besiegt die Angst“, laute demnach einer der Slogans. In den Werbespots seien prominente ukrainische Soldaten zu sehen. Einer von ihnen, der in der hart umkämpften Stadt Bachmut gekämpft habe, werde mit folgenden Worten zitiert: „In einem Krieg hat jeder Angst. Ich auch.“

Augenscheinlich geht es in den Spots darum, die nachvollziehbare Angst potenzieller ukrainischer Rekruten direkt zu adressieren. Damit solle eine große Hürde bei der Rekrutierung aus dem Weg geräumt werden, berichtet „Reuters“ unter Verweis auf die ukrainische stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Malyar. 

Auf der Facebook-Seite von Hanna Malyar steht, dass die Rekrutierungskampagne im Fernsehen, Radio und im Internet verbreitet werden soll.

Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Generalmobilmachung bekannt gegeben. Männliche Reservisten im Alter von 18 bis 60 können einberufen werden.

Die Ukraine erhoffe sich dem „Reuters“-Bericht nach, dass Menschen im wehrfähigen Alter nun ihre Daten bei den Einberufungsstellen der Armee aktualisieren. Dazu seien sie verpflichtet, wie „Reuters“ unter Bezugnahme auf Malyar schreibt.

Die stellvertretende Verteidigungsministerin fügte demnach hinzu, dass nicht jeder, der seine Daten aktualisiere, auch eingezogen werde – und dass nicht alle Soldaten auch in einer Kampfzone eingesetzt werden würden.

Korruption und Missbrauch beim ukrainischen Militär

Es gibt eine weitere Hürde bei der Rekrutierung neuer ukrainischer Soldaten. „Reuters“ berichtet von Bestechungsskandalen beim Militär und „harten Rekrutierungstaktiken“. Selenskyj hat am Donnerstag einen Erlass unterzeichnet, alle Leiter der regionalen Rekrutierungsbüros zu feuern. Vorausgegangen war eine landesweite Untersuchung, die Fälle von Korruption und Missbrauch zutage gefördert hatte.

Auch Russland warb in Kampagne um neue Soldaten

Russland hatte im April ebenfalls eine Rekrutierungskampagne gestartet. Schwerpunkt war dabei nicht die Überwindung von verständlichen Ängsten, vielmehr ging es darum, den Krieg als Test für „echte Männer“ zu verkaufen. Die Aussage der in sozialen Netzwerken geteilten Spots bestand darin, andere Berufe gegenüber dem Soldatentum zu diskreditieren.

So hieß es in einem der Rekrutierungsvideos in Bezug auf Taxifahrer: „Wolltest du etwa so einen Weg wählen?“ In einer anderen Szene, die einen Sicherheitsmann im Supermarkt zeigt, werden die potenziellen Rekruten gefragt: „Hast du etwa davon geträumt, so ein ‚Verteidiger‘ zu werden?“

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