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Daniella Aloni im Interview.

© Screenshot Times of Israel

„Meine Kleine, es tut mir leid, wir werden jetzt sterben“: Israelische Mutter schildert ihre Zeit als Geisel der Hamas

Danielle Aloni wurde am 7. Oktober zusammen mit ihrer Tochter und ihrer Nichte von der Hamas entführt. In einem TV-Interview berichtete sie nun von der Tortur, die sie erlebt haben.

Danielle Aloni, eine Mutter aus Israel, die mit ihrer Familie von Hamas-Terroristen entführt wurde, hat am Samstag im TV-Interview mit dem israelischen Sender Channel 13 ihre Erfahrungen geschildert. Wie die „Times of Israel“ berichtet, glaubte Aloni am 7. Oktober, sich „entscheiden zu müssen, was der einfachere Weg zu sterben war“.

Als die Terroristen ihren Kibbuz überrannten, suchten die 44-Jährige, ihre sechsjährige Tochter sowie andere Familienmitglieder den Luftschutzbunker in ihrem Haus auf. Doch nachdem die Hamas das Gebäude in Brand gesteckt hatte, um die Schutzsuchenden auszuräuchern, glaubten sie, nur noch die Wahl zwischen einem langsamen Ersticken und dem schnellen Erschießen zu haben.

Der TV-Sender strahlte eine Sprachnachricht aus, die Danielle Aloni an ihre Familie hinterließ: „Sie zünden unser Haus an, Terroristen sind hereingekommen, sie haben versucht, uns zu erschießen. Wir werden in unserem Haus lebendig verbrannt. Wenn wir hinausgehen, werden sie uns erschießen“, heißt es darin.

Aloni berichtet, dass sie ihre Tochter Emilia an sich drückte und sagte: „Meine Kleine, es tut mir leid, wir werden jetzt sterben.“ Dann öffneten sie zusammen das Fenster des Schutzraums „und warteten auf die Schusssalve“.

Als die Terroristen sie und ihre Familie jedoch gefangen nahmen und zusammen mit zahlreichen anderen Kibbuz-Bewohnern auf einen Lastwagen luden, habe sie noch nicht verstanden, was vor sich ging. Erst als sie über die Felder Richtung Gaza fuhren, habe sie zu realisieren begonnen, dass sie entführt wurden.

Ihre Entführer seien „trunken vor Freude“ gewesen und hätten zahlreiche Fotos von ihnen gemacht. Als sie die Grenze erreichten, seien sie von johlenden Zivilisten aus dem Gazastreifen umringt worden, die auf die Entführten eingeschlagen hätten, als sie vorbeifuhren. Aloni berichtet, sie habe ihre Arme um ihre Tochter und ihre dreijährige Nichte geschlungen und versucht, sie vor den Schlägen zu schützen.

Die Terroristen hätten sie daraufhin für den Rest der Geiselhaft von ihrer Nichte getrennt. Sie sagte weiter, den Terroristen vergeblich auf Arabisch angebettelt zu haben. Doch dieser riss ihr ihre Nichte aus den Armen und bedrohte sie mit seinem Gewehr, so Aloni.

„Wenn ich hier sterbe, dann wird auch meine Tochter sterben“

Während der wochenlangen Geiselhaft wurden sie ihrem Bericht zufolge häufig verlegt. Auch wurde sie gezwungen, in einem Propagandavideo aufzutreten, das die Hamas von ihr und zwei anderen Geiseln drehte. Sich um ihre Tochter zu kümmern, habe ihr in der Situation Kraft gegeben, doch nicht für ihre Nichte da sein zu können, quälte sie die ganze Zeit.

„Wenn ich hier sterbe, dann wird auch meine Tochter sterben“, erinnerte sie sich und dachte bei sich. „Ich konnte Emma (Anm. d. Red.: ihre Nichte), ein Mädchen von drei Jahren und drei Monaten, nicht beschützen“.

Während der Gefangenschaft habe sie jeden Tag ein imaginäres Geschenk für ihre Tochter erfunden und ihr Geschichten erzählt: „Es war ein ständiger Versuch, das schreckliche Trauma, das sie erlebt hatte, zu verarbeiten.“

Im Tunnelnetz der Hamas habe sie andere Gefangene gesehen, manche von ihnen gefesselt. Einige von ihnen seien verletzt gewesen und hätten offene Wunden gehabt. Keine der Geiseln sei medizinisch behandelt worden und niemand habe Medikamente erhalten, so Aloni.

Daniella Aloni und ihre Tochter nach deren Freilassung im November.

© Screenshot Times of Israel.

Sechsjährige Tochter leidet unter schweren post-traumatischen Belastungsstörungen

Als sie schließlich Ende November im Rahmen eines Waffenstillstands nach Israel zurückgebracht wurde, hätten Menschenmassen das Fahrzeug des Roten Kreuzes, in dem sie sich befanden, umringt: „Sie griffen die Autos des Roten Kreuzes an und schüttelten sie wie wild“, berichtet Aloni, woraufhin ihre Tochter „hysterisch“ geworden sei und um ihr Leben gefürchtet habe.

Emilia leide heute unter schweren posttraumatischen Problemen und fürchte sich vor jedem Geräusch, das sie an eine einschlagende Rakete erinnere. Sie habe zudem eine „schreckliche Angst“ vor Luftschutzsirenen und dem Schutzraum, da sie befürchte, dass „die bösen Menschen“ wieder kommen könnten.

Auf die Frage, wie es ihr selbst geht, antwortete Aloni: „Ich bin hier, aber mein Herz ist dort. Unsere Familie ist nicht vollständig.“ Alonis Schwester und deren 3-jährige Zwillingstöchter wurden ebenfalls am 27. November freigelassen. Doch ihr Ehemann David Cunio ist immer noch in Gaza.

Seit ihrer Freilassung tritt Aloni auf Veranstaltungen für die Freilassung der anderen Geiseln auf. „Wir müssen schreien, wir müssen reden und wir müssen viel Lärm machen. Alle müssen zurückkommen.“

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