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Dieses am 15. April 2024 in Teheran aufgenommene Bild zeigt ein Plakat, auf dem benannte iranische ballistische Raketen im Einsatz abgebildet sind.

© AFP/ATTA KENARE

Iranische Drohnen abwehren: Warum Israel gelingt, woran die Ukraine größtenteils scheitert

Irans Angriff hatte ein ähnliches Muster wie russische Luftschläge – doch anders als die Ukraine konnte Israel die meisten Geschosse abfangen. Das US-Institut für Kriegsstudien erklärt, warum.

Unter Experten gibt es verschiedene Antworten auf die Frage, warum der Iran Israel am 13. April angegriffen hat. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg etwa glaubt nicht, dass großer Schaden angerichtet werden sollte.

Stattdessen sei es dem iranischen Regime darum gegangen, nach dem mutmaßlich israelischen Luftschlag in Damaskus Entschlossenheit gegenüber den eigenen Hardlinern zu demonstrieren, schätzte Steinberg die Lage bei „Caren Miosga“ ein. Anders sieht es das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in einer aktuellen Analyse.

Es sei dem Iran demnach sehr wohl darum gegangen, großen Schaden auf israelischer Seite zu verursachen und damit einen massiven Gegenschlag zu provozieren. Die Attacke aus iranischen Schahed-Drohnen und Marschflugkörpern sowie ballistischen Raketen wurde nach dem Vorbild russischer Luftschläge in der Ukraine durchgeführt, sie sollte die israelische Luftabwehr verwirren und überwältigen.

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Ungefähr 170 Drohnen, 30 Marschflugkörper und 120 ballistische Raketen wurden auf Israel abgefeuert, doch nur wenige Raketen flogen überhaupt durch die Abwehr und schlugen in der Nähe israelischer Militärbasen ein.

Dem ISW nach bestand die Erwartung der iranischen Seite darin, die israelische Luftabwehr mit den Drohnen und Marschflugkörpern abzulenken, damit die ballistischen Raketen freie Bahn haben. Doch das sei nicht gelungen.

Das ISW zieht an dieser Stelle einen Vergleich zwischen der Ukraine und Israel: Durchschnittlich würde die ukrainische Abwehr derzeit 46 Prozent der ballistischen Raketen aus Russland abfangen. Der Iran habe auf Seiten von Israel zwar mit einer höheren Abfangrate gerechnet, nicht aber – so wie geschehen – mit mehr als 90 Prozent. Zumal der Iran deutlich mehr ballistische Raketen abfeuerte, als es Russland in der Ukraine bei seinen Angriffen für gewöhnlich tut.

Warum ist die israelische Verteidigung so effektiv?

In ihrer Analyse gehen die Experten des ISW auf die unterschiedlichen Abwehrsituationen in Israel und der Ukraine ein.

  • Die israelische Armee und ihre Verbündeten verfügen im Vergleich zur Ukraine über weitaus größere und robustere Raketenabwehr- und Luftabwehrsysteme.
  • Sie haben außerdem einen größeren Vorrat an Abfangjägern, zumal die Ukraine ihren Vorrat an diesen Flugzeugen erschöpft, während sie auf eine neue Militärhilfe der USA wartet. Hier geht es vor allem um die versprochenen F-16-Kampfflugzeuge.
  • Zwischen Israel und dem Iran liegen etwa 1000 Kilometer; somit hatten Israel und seine Verbündete genug Zeit, alle Drohnen und Marschflugkörper mit bodengestützter Luftabwehr und Kampfflugzeugen abzuschießen, noch bevor der israelische Raketenabwehrschirm überhaupt erreicht wurde.
    • Es kamen dabei Hunderte von Kampfflugzeugen zum Einsatz. Die Ukraine hat weder den geografischen Vorteil noch das Arsenal Israels.
  • Israel musste sich im Unterschied zur Ukraine nicht gegen fast hypersonisch schnelle Raketen verteidigen, da der Iran diesen Typ nicht hat – zumindest bisher nicht.

Israel hatte bei der Abwehr des iranischen Angriffs Unterstützung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens. In der Negev-Wüste wurde ein siebenjähriges Beduinenmädchen durch die Attacke lebensgefährlich verletzt.

Israel ist trotz der weitestgehend erfolgreichen Abwehr des iranischen Angriffs keineswegs sicher, meint das ISW. Stattdessen gehen die Experten davon aus, dass der Iran die Attacke nutzen wird, um daraus für weitere Angriffe zu lernen – die dann zivile Ziele, Energieinfrastruktur und Häfen treffen könnten. Dazu würde es ausreichen, dass nur eine kleine Anzahl von Raketen ihr Ziel erreicht.

Außerdem wird erwartet, dass der Iran seine Erkenntnisse mit Russland teilt. Die russische Armee könnte dieses Wissen in der Ukraine gegen die vom Westen gelieferten Luftverteidigungssysteme einsetzen. (Tsp, mit dpa)

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