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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trifft den Präsidenten von Polen, Andrzej Duda Anfang Dezember in Berlin.

© Foto: IMAGO/Christian Spicker

Deutsch-polnisches Schulbuch : Wie Freundschaft Schule machen kann

Die deutsch-polnischen Spannungen gefährden jetzt das gemeinsame Schulbuchprojekt. Die Präsidenten Steinmeier und Duda müssen eingreifen.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Auf gute Nachbarschaft – wenn es mal so einfach wäre. Im Verhältnis zwischen Deutschen und Polen jedenfalls ist es das nicht. Mehr als 30 Jahre nach der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages sind die Themen, die politischen, vielfach kontrovers.

Klimaschutz, Migration, europäische Integration, Russland, und das ist nicht die ganze Liste. Jetzt kommt auch noch das Schulbuchthema hinzu. Das ist mehr als bedauerlich – es gefährdet Fortschritte.

Denn gerade die gemeinsame Aufarbeitung und Aufbereitung der Geschichte beider Länder ist für eine glücklichere gemeinsame Zukunft so wichtig. Der vierte Band einer Reihe dazu, in Deutschland als Schulbuch des Jahres gefeiert, in anderen europäischen Staaten als vorbildlich gelobt, wird in Polen blockiert. Ein Tiefpunkt, traurig dazu, immerhin gibt es nicht so viele gelingende deutsch-polnische Initiativen.

Das Verhältnis der Präsidenten ist sehr gut

Umso wichtiger wird direkte Kommunikation, am besten auf höchster Ebene: Die Präsidenten sind gefordert. Andrej Duda und Frank-Walter Steinmeier könnten die Schwierigkeiten benennen, mit ihrem Eingreifen überwölben und damit womöglich beheben.

Warum? Weil die antideutsche Haltung der Regierungspartei PiS abgefärbt hat auf Experten, das gute Verhältnis der Präsidenten aber eine andere Sprache spricht.

Es würde auch dem wirklichen Stand der Beziehungen entsprechen. In der Wirtschaft läuft es gut, die Investoren hüben und drüben sind zufrieden. Es werden immer mehr. Auf der zwischenmenschlichen Ebene geht man immer weiter aufeinander zu. Ein Deutscher als Nachbar oder Chef, sogar als Schwiegersohn ist für viele Polen keine Zumutung mehr

Darum muss den zumal in der Politik tradierten Vorbehalten entgegengewirkt werden, dass das Leid der Polen im Zweiten Weltkrieg nicht ausreichend anerkannt würde. Ressentiments, die ungehindert fortwirken, erzeugen ja zugleich immer neue.

Unter guten Nachbarn hilft es keinem, wenn sie sich gegenseitig belehren wollen – beide müssen voneinander und übereinander lernen, sich auf Augenhöhe begegnen. Dann ist sogar Freundschaft möglich. Wo gelingt das besser als in und mit der jungen Generation?

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