zum Hauptinhalt
Rauch im südlichen Gazastreifen.

© AFP/MENAHEM KAHANA

Bericht beruft sich auf „klare Informationen“: UN halten Vergewaltigungsvorwürfe gegen Hamas für glaubwürdig

Mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Videoaufnahmen sichtete ein UN-Team im Zusammenhang mit dem Hamas-Terror vom 7. Oktober. Dabei kommen abscheuliche Verbrechen zutage.

| Update:

Ein Bericht der Vereinten Nationen sieht sexualisierte Gewalt bei dem Terroranschlag der islamistischen Hamas am 7. Oktober in Israel als wahrscheinlich an.

Es gebe „berechtigten Grund zur Annahme“, dass es zu Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen an mindestens drei Orten gekommen sei, hieß es in dem Papier, dass am Montag (Ortszeit) in New York veröffentlicht wurde.

Der Bericht wurde von der zuständigen UN-Sonderbeauftragten für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, nach einem Besuch in Israel angefertigt.

Unter den betroffenen Orten sei das Gelände des Open-Air-Festivals Supernova Sukkot Gathering mit etwa 4000 Besuchern, das von den Terroristen am 7. Oktober überfallen wurde, sowie eine Straße und ein Kibbuz. Die Hamas hat den Bericht am Dienstag zurückgewiesen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Bei den meisten dieser Vorfälle wurden Opfer einer Vergewaltigung anschließend getötet, und mindestens zwei Vorfälle standen im Zusammenhang mit der Vergewaltigung von Frauenleichen“, hieß es weiter. Der Bericht hatte dabei nicht das Mandat, Schuldige zu benennen. Es brauche eine „umfassende Untersuchung“, hieß es.

Der Bericht beschreibt auch Aussagen „glaubwürdiger Quellen“, die von ermordeten Frauen an verschiedenen Orten in Israel berichteten, die von der Hüfte abwärts nackt waren, deren Hände auf den Rücken gefesselt waren und die mit einem Schuss in den Kopf getötet wurden. In einigen Fällen seien sie „an Strukturen wie Bäumen und Stangen gebunden“ gewesen.

Terroristen der Hamas und anderer militanter Gruppen hatten am 7. Oktober Israel überfallen, etwa 1200 Menschen getötet und rund 250 Geiseln genommen. Die darauffolgende Militäroffensive Israels hat der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge bislang mehr als 30.000 Palästinenser getötet.

Mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Video gesichtet

Die Untersuchung von Pattens Team fand von Ende Januar bis Mitte Februar statt. Es habe dabei Dutzende Treffen mit Vertretern von israelischen Behörden und Organisationen gegeben, mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Video wurden gesichtet.

Die Vereinten Nationen führten 34 Interviews mit Zeuginnen und Zeugen durch. Das Team sprach dabei mit keinem überlebenden Opfer.

Der Bericht führte das einerseits auf deren anhaltendes Trauma und andererseits auf „mangelndes Vertrauen“ der Opfer in internationale Organisationen wie die UN zurück.

Im Bericht heißt es weiter, es gebe „klare und überzeugende Informationen darüber, dass sexuelle Gewalt, einschließlich Vergewaltigung, sexualisierte Folter, grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlung, gegen Geiseln verübt wurde“. Diese könnte in der Gefangenschaft im Gazastreifen momentan weiter andauern.

Israel Armee spricht von Hamas-„Sklavinnen“

Israels Militär veröffentlichte unterdessen Tonaufnahmen, die beweisen sollen, dass bei dem Überfall auf Israel am 7. Oktober Frauen auch als „Sklavinnen“ verschleppt wurden.

Auf den Aufnahmen, die vom Tag der Invasion stammen sollen, sind die Stimmen von Männern zu hören. Nach israelischer Darstellung soll es sich dabei auch um Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA handeln.

So soll etwa der Lehrer einer UNRWA-Schule gesagt haben, er habe eine „Sklavin“ gefangen genommen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montagabend auf einer Pressekonferenz. Die Authentizität der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Eine Reaktion von UNWRA zu den Vorwürfen steht noch aus.

Den israelischen Angaben nach verwendete der Mann das arabische Wort „sabaija“ in dem Gespräch. Der Begriff beziehe sich auf Frauen und Kinder, die persönlicher Besitz eines Muslims sind, sagte Hagari. Es bedeute aber auch „Dienerin“ und „Sklavin“.

Im Sprachgebrauch der Terrormiliz IS (Islamischer Staat), die zeitweise in weiten Teilen Syriens und des Iraks geherrscht hatte, waren Frauen – vor allem aus der Minderheit der Jesiden – unter Bezug auf diese Bezeichnung sexuell missbraucht worden.

Israel hatten den Vereinten Nationen lange vorgeworfen, auf die grausamen Verbrechen vom 7. Oktober nicht angemessen reagiert zu haben.

Israels Außenminister Israel Katz kündigte am Montagabend an, den israelischen Botschafter bei den UN zu Konsultationen nach Hause zu beordern. In einer Erklärung warf Katz der Weltorganisation vor, den Bericht über die von der Hamas verübte sexualisierte Gewalt „unter den Teppich kehren“ zu wollen. Ein UN-Sprecher wies dies zurück.

Die radikalislamische Hamas hat den UN-Bericht am Dienstag zurückgewiesen. Er enthalte „falsche“ und „unbegründete“ Vorwürfe und dokumentiere keinerlei Zeugenaussagen von angeblichen Opfern, erklärte die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false