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Infolge eines russischen Raketenangriffs in der Region Charkiw am 10. Mai 2024 wurden mehrere Gebäude beschädigt.

© REUTERS/Vyacheslav Madiyevskyy

Update

„Solche Angriffe haben die Bewohner noch nicht erlebt“: Russland startet offenbar Offensive in der Charkiw-Grenzregion

In der Grenzregion haben russische Truppen offenbar eine Bodenoffensive begonnen. Selenskj zufolge sei in Charkiw „ein heftiger Kampf im Gange“. Behörden melden „massiven Beschuss“.

Ein neuer russischer Großangriff bei der Millionenstadt Charkiw setzt die geschwächte ukrainische Armee noch stärker unter Druck.

Nach der Vereidigung von Kremlchef Wladimir Putin für eine neue Amtszeit und dem pompös gefeierten Tag des Sieges in Moskau begannen am Freitag russische Truppen einen Angriff auf die ukrainische Stadt Wowtschansk. 

Selenskyj berichtet von „heftigen Kampf“ in Charkiw

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von einem heftigen Kampf“ in der ostukrainischen Region Charkiw gesprochen.

„Russland hat eine neue Welle von Gegenoffensivaktionen gestartet“, sagte Selenskyj am Freitag bei einer Pressekonferenz. „Die Ukraine begegnete ihnen dort mit unseren Truppen, Brigaden und Artillerie (...) Jetzt ist in dieser Richtung ein heftiger Kampf im Gange.“

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Am Freitagmorgen ab 5.00 Uhr Ortszeit (4.00 Uhr MESZ) seien feindliche Bodentruppen im Schutz von Panzerfahrzeugen vorgerückt, um die Verteidigungslinien zu durchbrechen, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Bislang seien die Angriffe abgewehrt worden, die Kämpfe dauerten jedoch in unterschiedlicher Intensität an.

Auswärtiges Amt ruft nach Bodenoffensive zu Unterstützung auf

Nach dem Beginn der russischen Bodenoffensive in der Region Charkiw hat das Auswärtige Amt dazu aufgerufen, „die notwendige Unterstützung“ für die Verteidigung der Ukraine zu sichern.

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„Die Bevölkerung von Charkiw leistet weiterhin tapferen Widerstand gegen die ständige russische Bombardierung“, schrieb das Ministerium am Freitag auf seinem englischsprachigen Profil im Onlinedienst X. „Ihr Mut erfordert unsere Solidarität. Gemeinsam mit unseren Partnern stehen wir der Ukraine bei und müssen die notwendige Unterstützung für ihre Verteidigung sicherstellen.

Russische Truppen um einen Kilometer vorgedrungen

Die angegriffene Stadt Wowtschansk liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Charkiw dicht an der Grenze. Nicht genannte Quellen im ukrainischen Militär sagten dem Portal „Ukraijinska Prawda“, die vier Grenzdörfer Striletsche, Krasne, Pylne und Boryssiwka seien von russischen Truppen erobert worden. 

10.05.2024, Ukraine, Charkiw: Ein Feuerwehrmann löscht ein Feuer, das durch einen russischen Raketenangriff verursacht wurde.

© dpa/Not Credited

Einem hochrangigen ukrainischen Militärvertreter zufolge stießen die russischen Truppen um rund einen Kilometer in ukrainisches Gebiet vor. Ihr Ziel sei es, eine zehn Kilometer breite Pufferzone einzurichten, sagte er. So soll das ukrainische Militär daran gehindert werden, die auf russischer Seite gelegene Region Belgorod weiter unter Beschuss zu nehmen. Über entsprechende Pläne hatte im März bereits der russische Präsident Wladimir Putin gesprochen. 

Ukraine will Reserven an Frontabschnitt verlegen

Über eine mögliche russische Offensive bei Charkiw wird seit Wochen spekuliert. Es gibt Berichte, dass die russischen Truppen dort mehrere Zehntausend Mann zusammengezogen haben.

Für den Ernst der Lage spricht, dass das Verteidigungsministerium in Kiew sich dazu äußerte, nicht wie sonst der Generalstab. „Zur Verstärkung der Verteidigung an diesem Frontabschnitt werden Reserven herangeführt“, teilte das Ministerium mit.

Infolge eines russischen Raketenangriffs in der Region Charkiw am 10. Mai 2024 wurden mehrere Gebäude beschädigt.

© REUTERS/Vyacheslav Madiyevskyy

Nach Angaben des Gouverneurs der Region Charkiw, Oleh Synehubow, versuchten die russischen Truppen, die Grenze zur Ukraine zu durchbrechen. Sie hätten den Beschuss von Wowtschansk verstärkt, erklärte Synehubow auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Die Angriffsversuche seien allerdings abgewehrt worden.

Russland habe nicht die Mittel, um auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw vorzurücken. Die Aktionen der russischen Truppen an der Grenze seien eine „Provokation“.

„Massiver Beschuss“ aus Wowtschansk gemeldet

Russische Militärblogger verwiesen auf derzeit stattfindende Kämpfe. Sollte der russische Vorstoß bestätigt werden, würde es sich um die größte Offensive Moskaus in der nordostukrainischen Region Charkiw seit Beginn der russischen Invasion handeln.

Aus Wowtschansk meldete ein örtlicher Behördenvertreter am Freitag „massiven Beschuss“, die Bewohner hätten „solche Angriffe noch nicht erlebt“. Nach Polizeiangaben wurden hierbei am Morgen mindestens zwei Menschen verletzt. Derzeit leben rund 3000 Menschen in der Stadt. Dort und in nahegelegenen Ortschaften seien Evakuierungen durchgeführt worden.

Solche Angriffe haben die Bewohner noch nicht erlebt.

Behördenvertreter aus der beschossenen Stadt Wowtschansk

Der für die russisch besetzten Teile der Region Charkiw zuständige, von Moskau installierte Vertreter Witali Gantschew erklärte im Onlinedienst Telegram, es fänden Kämpfe an „mehreren Abschnitten der Kontaktlinie“ statt, „einschließlich der Grenzgebiete“. Er rief die Bewohner betroffener Gebiete auf, „vorsichtig“ zu sein und ihre Schutzräume nur in dringenden Fällen zu verlassen. 

Wowtschansk bereits zuvor mit Gleitbomben attackiert

Schon am Tag zuvor sei der Frontabschnitt bei Wowtschansk laut ukrainischem Verteidigungsministerium von russischen Kampfflugzeugen aus der Luft mit Gleitbomben bombardiert worden.

Ein Feuerwehrmann ruht sich aus, nachdem er in der Region Charkiw ein Feuer in einem Privathaus gelöscht hat.

© dpa/YEVHEN TITOV

Über Nacht habe dann die russische Artillerie die vordersten ukrainischen Stellungen beschossen, zur Vorbereitung des Angriffs. Auch der russische Militärblogger Rybar beschrieb die Kämpfe bei Wowtschansk: Es gehe zunächst darum, die Kampfzone auszuweiten und im Gefecht die feindlichen Stellungen aufzuklären.

Die Grenzregion um die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ist schon seit einigen Wochen erneut unter verstärktem russischem Beschuss.

Für die ukrainische Armee bedeutet die aktuelle Offensive ein weiteres Problem an der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden, nachdem sie zuletzt schon bei Bachmut und Awdijiwka zurückgedrängt wurde. Den Verteidigern fehlen immer noch Waffen und Munition, nachdem innenpolitischer Streit in den USA über Monate einen regelmäßigen Nachschub verhinderte. (dpa, AFP, Reuters, Tsp.)

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