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Rettungskräftearbeite löschen ein Feuer in einem Wohnhaus in Mikolajiw.

© dpa/AP/Ukrainian Emergency Service/Uncredited

Update

Angriffe am dritten Tag in Folge: Russland nimmt ukrainische Hafenstädte ins Visier – Kiew reagiert auf Warnung aus Moskau

Russische Marschflugkörper haben laut ukrainischen Angaben Odessa und Mikolajiw getroffen. Seit dem Ende des Getreideabkommens dauern die Angriffe an.

| Update:

Bei russischen Angriffen auf das Zentrum der Großstadt Mikolajiw im Süden der Ukraine sind ein Mensch getötet und 19 weitere verletzt worden. Nach Angaben der örtlichen Behörden gerieten durch den Beschuss in der Nacht zum Donnerstag ein dreistöckiges Gebäude sowie mehrere Garagen in Brand.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Russische Terroristen setzen ihre Versuche fort, das Leben unseres Landes zu zerstören.“

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe schlugen in Mikolajiw und der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer russische Marschflugkörper vom Typ Oniks (Nato-Code: SS-N-26 Strobile) ein. Diese Waffen werden normalerweise gegen Schiffe eingesetzt. Sie können mit einer Geschwindigkeit von mehr als 3000 km/h auf einer Höhe von zehn bis 15 Metern fliegen. Damit sei es fast unmöglich, sie abzuschießen, sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat im Fernsehen.

Eine Frau sieht zu, wie Rettungskräfte nach einem Angriff auf Odessa an einem zerstörten Gebäude arbeiten.

© dpa/AP/Libkos

Bei dem russischen Beschuss sei ukrainischen Angaben zufolge auch ein Gebäude des chinesischen Konsulats in Odessa beschädigt worden. Die Hafenstadt im Süden sei mit Drohnen und Raketen angegriffen worden, sagt der Gouverneur der gleichnamigen Oblast, Oleh Kiper, und postet ein Foto von den Schäden. Zu sehen sind zerbrochene Fenster.

„Der Angreifer attackiert gezielt die Hafeninfrastruktur – Verwaltungs- und Wohngebäude in der Nähe wurden beschädigt, auch das Konsulat der Volksrepublik China“, erklärt Kiper auf Telegram. „Das zeigt, dass der Feind auf nichts achtet.“ Russland und China sind miteinander verbündet.

Angriffe am dritten Tag in Folge

Bereits in den vorangegangenen Nächten hatten russische Truppen die südukrainische Metropole Odessa angegriffen. Es war die schwerste Attacke seit Kriegsbeginn vor 17 Monaten, wie Bürgermeister Hennadij Truchanow am Mittwoch auf Facebook schrieb. Die ersten Angriffe rechtfertigte Moskau als Vergeltungsschlag für die Attacke auf die Krim-Brücke.

Über den Schwarzmeerhafen liefen viele ukrainische Agrarexporte im Rahmen des aufgekündigten Getreideabkommens. Selenskyj beklagte, Russland ziele „absolut bewusst“ auf Hafenanlagen und Getreidelager.

Bei den russischen Attacken wurden nach Behördenangaben mehrere Gebäude durch Explosionen beschädigt, mindestens sechs Menschen erlitten Verletzungen. Dem Südkommando der ukrainischen Streitkräfte zufolge wurden unter anderem Hafenanlagen mit einem Getreide- und einem Speiseölterminal getroffen.

Offenbar 60.000 Tonnen Getreide zerstört

Bei einem russischen Angriff auf den Hafen von Tschornomorsk waren am Mittwoch nach ukrainischen Angaben rund 60.000 Tonnen Getreide zerstört worden. Ein beträchtlicher Teil der Infrastruktur in dem Hafen für den Getreideexport sei beschädigt worden, teilte Landwirtschaftsminister Mykola Solsky mit. Das Getreide hätte vor 60 Tagen verladen und verschifft werden sollen. Tschornomorsk liegt in der Oblast Odessa im Süden der Ukraine.

Russland hatte am Montag das Getreideabkommen mit der Ukraine auslaufen lassen, das bislang den Export in ärmere Weltregionen sicherstellte. Moskau gab an, dass seine Interessen nicht ausreichend erfüllt wurden. Selenskyj hatte bis zuletzt versucht, mit internationaler Unterstützung eine Patrouille im Schwarzen Meer zum Schutz der Exporte und dessen Fortführung zu erreichen.

Warnung aus Moskau – Kiew kontert

Moskau torpedierte die Pläne, indem das russische Verteidigungsministerium erklärte, ab Donnerstag um Mitternacht (Ortszeit) alle Schiffe in den betreffenden Gebieten als „potenzielle Träger militärischer Fracht“ – und somit als mögliche Ziele – einzustufen.

Die USA warnten daraufhin vor Angriffen auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer. Russland habe in den Zufahrten zu ukrainischen Häfen weitere Seeminen verlegt, zitierte der Sender CNN am Mittwoch (Ortszeit) den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Adam Hodge. „Wir glauben, dass dies ein koordiniertes Vorgehen ist, um etwaige Angriffe auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer zu rechtfertigen und der Ukraine die Schuld für diese Angriffe zuzuschieben.“

Die Ukraine will wiederum gegen Schiffe vorgehen, die russisch kontrollierte Häfen im Schwarzen Meer anlaufen. Das Verteidigungsministerium verwies am Donnerstag in Kiew darauf, dass solche Schiffe als Transporte von „Fracht militärischer Bestimmung“ angesehen werden könnten. Die neue Regelung gelte von Mitternacht Ortszeit (23 Uhr MESZ) an. (Tsp mit dpa/Reuters)

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