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ARCHIV - 26.12.2022, Ukraine, Awdijiwka: Ukrainische Soldaten feuern eine französische Panzerhaubitze vom Typ Caesar auf russische Stellungen. (zu dpa: «Ukraine kann auf neue Munition hoffen - Die Nacht im Überblick») Foto: Libkos/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Libkos

„Aktuelle Darstellungen zu düster“: Warum US-Militärexperte Hodges noch Chancen für die Ukraine sieht

Zu wenig Munition, kaum neues Personal: Militärexperten sehen die ukrainischen Streitkräfte vor großen Herausforderungen. Ex-General Hodges sieht erhebliche Defizite allerdings eher bei Russland.

Der ehemalige US-General Ben Hodges rechnet nicht mit größeren russischen Durchbrüchen an der Front in der Ukraine in diesem Jahr. Das sagte Hodges dem Tagesspiegel. Zwar sei die Situation für die ukrainischen Streitkräfte derzeit schwierig, aktuelle Darstellungen der Kriegslage seien trotz des Falls von Awdijiwka aus Hodges Sicht aber zu „düster und defätistisch“. 

Er vermutet, dass die russischen Streitkräfte allenfalls in den „kommenden Monaten wahrscheinlich kleinere taktische Erfolge entlang der Kontaktlinie erzielen“ werden. Entscheidender sei aus seiner Sicht, wer es in diesem Jahr schaffe, die Munitions- und Waffenproduktion schneller hochzufahren„2024 ist das Jahr des ‚industriellen Wettbewerbs‘“.

Ben Hodges Generalleutnant a. D., ehemaliger Kommandeur der US-Armee in Europa.
Ben Hodges Generalleutnant a. D., ehemaliger Kommandeur der US-Armee in Europa.

© Imago images/Eventpress/Stauffenberg

Hodges begründet seinen Optimismus zugunsten der Ukraine damit, dass Russland nach zehn Jahren Krieg „nur ein Fünftel des ukrainischen Territoriums“ kontrolliere, obwohl es militärisch zu Luft und zu Wasser überlegen war.

„Verwundbarkeit“ der russischen Schwarzmeerflotte aufgezeigt

Doch besonders an diesen Stellen musste Russland in den vergangenen Tagen und Wochen Rückschläge einbüßen: „Die Schwarzmeerflotte hat diese Woche ein weiteres Schiff verloren und befindet sich auf dem Rückzug aus Sewastopol, nachdem drei britische Storm Shadows ihre Verwundbarkeit dort aufgedeckt haben.“ In der Nacht auf Dienstag hatten nach Kiewer Angaben ukrainische Seedrohnen vor dem Krim-Hafen Feodossija das russische schwere Patrouillenboot „Sergej Kotow“ versenkt.

Das Kriegsschiff „Sergej Kotow“ wurde in der Nacht auf Dienstag von einer ukrainischen Seedrohne abgeschossen.
Das Kriegsschiff „Sergej Kotow“ wurde in der Nacht auf Dienstag von einer ukrainischen Seedrohne abgeschossen.

© IMAGO/SNA/Vitaly Timkiv

Russland hat bereits zahlreiche Schiffe seiner Schwarzmeerflotte verloren und die Flotte deshalb weitgehend von der Halbinsel Krim in Häfen am russischen Festland abgezogen. 

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Dienstag zur Kriegslage zu See: „Es gibt im Schwarzen Meer keine sicheren Häfen mehr für russische Terroristen, und es wird auch nie mehr welche geben.“

Entscheidend wird die schnelle Munitionsproduktion

Zudem sei Russland dabei gescheitert, die Luftüberlegenheit aufrechtzuerhalten - „die russische Luftwaffe verlor nämlich in den letzten zwei Wochen 13 Flugzeuge“, so Hodges. Die Ukraine nimmt für sich in Anspruch, mehrere Kampfjets Su-24 sowie russische Aufklärungsflugzeuge ausgeschaltet zu haben. Von russischer Seite werden die Verluste nur von inoffiziellen Quellen bestätigt, zum Beispiel von Militärbloggern.

ARCHIV - 17.03.2023, Ukraine, Awdijiwka: Dieses von der Nachrichtenagentur AP am 21.03.2023 zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen ukrainischen Polizisten, der vor einem brennenden Gebäude in Deckung geht.
ARCHIV - 17.03.2023, Ukraine, Awdijiwka: Dieses von der Nachrichtenagentur AP am 21.03.2023 zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen ukrainischen Polizisten, der vor einem brennenden Gebäude in Deckung geht.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Der Fall von Awdijiwka müsse daher in „den richtigen geografischen und operativen Kontext“ gesetzt werden: „Es liegt im äußersten Osten der Ukraine, aber die ‚Untergangspropheten‘ lassen es wie Stalingrad klingen. Der Grund für den Rückzug der Vereinigten Streitkräfte der Ukraine war jedoch Munitionsmangel und nicht ein Mangel an Drohnen.“ 

Die Ukraine und der Westen müssten deshalb dieses Jahr nutzen, „um die Munitionsvorräte aufzustocken und die Wartungs- und Reparaturkapazitäten vor Ort zu erhöhen“. Wichtig sei außerdem, dass die Ukraine mehr Personal in die Armee mobilisiere, „um verschlissene Brigaden aus dem Verkehr zu ziehen“. (mit dpa)

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