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Gynäkologie-Podcast Gyncast: Versteckte Heldinnen der Frauenmedizin

Sie wurden ausgelacht und landeten teilweise im Gefängnis. Der Gyncast-Podcast stellt Frauen vor, die Medizingeschichte schrieben und fragt, warum so wenig über sie bekannt ist.

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Es ist das 17. Jahrhundert und Justine Siegemund liegt im Sterben. Vier verschiedene Hebammen sagen ihr, dass sie nur schwanger sei. So ganz scheint das aber nicht zu stimmen. Seit Wochen quälen die 20-Jährige Schmerzen. Der Hebammenberuf basiert damals auf Learning-by-doing, eine reguläre Ausbildung gibt es nicht. Erst die fünfte Hebamme diagnostiziert bei Siegemund ein Problem mit der Gebärmutter. Justine Siegemund überlebt und beschließt: Das kann so nicht weitergehen. Jahrelang lernt sie so viel wie möglich über Geburten, begleitet Hebammen bei der Arbeit, operiert, reist ins Ausland. Am Ende dieses Selbststudiums schreibt sie das erste deutschsprachige Lehrbuch für Hebammen. Das 400 Seiten Werk revolutioniert die Geburtshilfe. Siegemunds Namen kennt trotzdem heute kaum jemand. Aber warum?

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Im Gyncast-Podcast spricht Gynäkologie-Chefärztin Prof. Dr. Mandy Mangler darüber, wie die Leistungen von Medizinerinnen auch heute noch gelegentlich übersehen werden – und welche Erfahrungen sie als Frau selbst schon damit gemacht hat. Zusammen mit Tagesspiegel-Redakteurin Esther Kogelboom und Anna Kemper (Zeit Magazin) blickt sie auf die versteckten Heldinnen der Medizingeschichte, ohne die es auch in der Gynäkologie heute deutlich anders aussehen würde.

Von Männern verspottet

Da ist beispielsweise Franziska Tiburtius, die als eine der ersten Ärztinnen in Deutschland eine Klinik eröffnete. Um als Frau im 19. Jahrhundert überhaupt Medizin zu studieren, musste Tiburtius nach Zürich ziehen. In Deutschland war Frauen das Medizinstudium zu dem Zeitpunkt noch untersagt.

Zeitgenössische Wissenschaftler wie der Anatomieprofessor Theodor von Bischoff versuchten das Verbot mit einer intellektuellen Minderbegabung der Frauen zu begründen. Diese seien ungeeignet „wegen ihrer schwachen Konstitution“ und hätten „eine geringere Gehirnmasse als Männer“. Das Urteil des Anatomieprofessors: „Eine Frau im Operationssaal kann nur Heiterkeit erregen.

Anhand von drei Biografien erzählt Chefärztin Mandy Mangler zusammen mit dem Gyncast-Team, wie sich die Frauen trotz aller Widerstände durchsetzen konnten, warum sie teilweise auch im Gefängnis landeten, und fragt, wann die Medizin-Revolutionärinnen endlich ihre eigene Netflix-Serie bekommen.

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