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Wer als trans Person schwanger wird, benötigt viel Unterstützung.

© AdobeStock/NUBEFY/LGBTQ+

Zwischen Hormonen und Vorurteilen: Schwanger als trans Mann

Ben hat als Mann zwei Kinder geboren. Im Gynäkologie-Podcast Gyncast erzählt er, welche Hürden er dabei überwinden musste – und wo er Unterstützung gefunden hat.

Wie fühlt es sich an, als trans Mann schwanger zu sein? Wie reagieren fremde Menschen? Und welche Unterstützung erhält man als trans Person während der Schwangerschaft von Staat und Medizin? Noch bevor Ben sein erstes Kind auf die Welt brachte, wusste er zumindest, welche Anstrengungen ihn bei den Behörden erwarten würden.

Um in allen Dokumenten offiziell als Mann anerkannt zu werden, war er durch einen aufreibenden und teuren Prozess gegangen. Zusätzlich hatte er jahrelang Testosteron genommen, um auf der Straße auch äußerlich als Mann erkennbar zu sein. Doch jetzt, kurz vor der Geburt, schien all das für die Ämter nicht mehr wichtig zu sein: Ben würde in der Geburtsurkunde zwangsmäßig als Mutter aufgeführt.

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Denn wer in Deutschland ein Kind austrägt, dem wird auf der Geburtsurkunde diese Rolle zugeschrieben. Trans Personen scheinen in dem System nicht vorgesehen zu sein: Ben hat eine Vulva und Vagina, Ben war schwanger gewesen, Ben hatte das Kind ausgetragen. Darum war er aus Sicht des Standesamtes eine Mutter.

Erst Anfang April hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nach einer Klage von zwei Paaren aus Berlin entschieden, dass die Persönlichkeitsrechte von trans Personen dadurch nicht verletzt würden. Ben sieht das anders. „Wir werden wortwörtlich ausradiert. Es wird so getan, als ob es uns nicht gäbe“, sagt er im Gyncast, dem Gynäkologie-Podcast des Tagesspiegels.

Er fürchte sich vor dem Tag, wenn seine mittlerweile zwei Kinder die Geburtsurkunden für irgendeinen Behördengang brauchen werden. Spätestens dann würden sie sehen, „dass unser Familienkonstrukt nicht erwünscht ist.“ Staat und Richter würden es offenbar als etwas so Schreckliches ansehen, wenn jemand trans ist, dass sie das in den Geburtsurkunden kaschieren müssten.

Dramatische Folgen fürs Gesundheitssystem

Prof. Dr. Mandy Mangler bespricht zusammen mit Ben und der Tagesspiegel-Redakteurin Esther Kogelboom, warum dieser Eintrag in der Geburtsurkunde symptomatisch dafür ist, wie die Medizin an vielen Stellen noch mit trans Personen umgeht. Denn auch als Folge solcher bürokratischen Hürden gebe es praktisch keine verlässlichen Zahlen und Studien dazu, wie viele trans Personen überhaupt schwanger werden. Und wo Studien fehlen, leide die medizinische Versorgung. So stand Ben zeitweilig vor dem „Horrorszenario“, wie er selbst sagt, sein erstes Kind ohne gynäkologische Hilfe zu gebären. Zuvor hatten ihn verschiedene Kliniken abgewiesen, weil sie ihn nicht behandeln wollten. Die Begründung: Sie wüssten nicht, wie.

Ben erzählt, wie er mit Ablehnung umgegangen ist, wo er dennoch Hilfe gefunden hat, wie seine queeren Freund:innen auf die Schwangerschaft reagierten und warum er im Alltag oftmals doch positiv von seinen Mitmenschen überrascht war. Die ganze Folge hören Sie hier im Artikel und überall, wo es Podcasts gibt.

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