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Absperrung vor der Altmarktgalerie in Dresden während eines Polizeieinsatzes

© Tsp/Julius Geiler

Update

Nach Geiselnahme in Dresden: Polizei bestätigt Kopfschuss bei Mutter des Täters

Die Polizei Dresden verletzte den Tatverdächtigen bei der Befreiung der Geiseln tödlich. Zuvor hatte der vermutlich psychisch kranke Mann seine Mutter getötet.

Der Geiselnehmer von Dresden hat seine Mutter erschossen. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass die 62-Jährige infolge eines Kopfschusses gestorben ist, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag mitteilten.

„Die Waffe befand sich nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht legal im Besitz des Beschuldigten“, hieß es. Der 40-Jährige sei „geringfügig und nicht einschlägig vorbestraft“ und zuletzt 2016 wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Im Zuge der Ermittlungen wird auch Hinweisen nachgegangen, dass der Mann weitere Menschen in der Innenstadt bedroht haben soll. Der bewaffnete Deutsche hatte am Samstagvormittag einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Er soll die Frau am Morgen in deren Wohnung am Stadtrand getötet haben.

Mit dem Kind einer Bekannten soll er sich danach im Büro eines Geschäfts in der Altmarkt-Galerie verschanzt und noch eine Angestellte als Geisel genommen haben. Am Mittag war der Mann dann in dem Einkaufszentrum überwältigt worden und wenig später an dabei erlittenen Verletzungen gestorben.

Die beiden Geiseln – eine Angestellte und ein Kind – wurden befreit. Äußerlich seien sie unverletzt und würden ärztlich betreut, sagte ein Polizeisprecher.

Die Ermittler gehen davon aus, dass er psychisch krank war, die Hintergründe und das Motiv der Tat sind bislang unklar.

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Wegen der Geiselnahme kam es zu einem Großeinsatz der Polizei. Diese evakuierte das Einkaufszentrum Altmarkt-Galerie und angrenzende Bereiche. Mehrere Menschen kamen in einem Bus der Dresdner Verkehrsbetriebe unter und wurden dort betreut. Auch der berühmte Striezelmarkt war bis zum frühen Nachmittag geschlossen. Die Polizei bat wegen der Geiselnahme, die Dresdner Innenstadt zu meiden.

Zweiter Tatort bei „Radio Dresden“

Bevor der Mann in dem Einkaufszentrum in Sachen zwei Geiseln nahm, soll er versucht haben gegen 8.30 Uhr in die nahegelegenen Büroräume des Senders „Radio Dresden“ einzudringen. Der Mann habe versucht, eine Tür zu zerstören, sagte der Geschäftsführer des Senders, Tino Utassy, der Deutschen Presse-Agentur. Nachdem es ihm nicht gelungen sei, in die Räume zu gelangen, habe er durch ein Loch in der Tür geschossen.

„Die Mitarbeiter waren glücklicherweise so geistesgegenwärtig und sind dann durch einen zweiten Ausgang ausgerissen und geflohen“, sagte Utassy. Alle blieben nach Angaben des Senders unverletzt. Der Täter habe das Gebäude nach den Schüssen verlassen. Betroffen gewesen seien die Teams der Morningshows für „Hitradio RTL“ und „Radio Dresden“.

Ich danke allen beteiligten Einsatzkräften der sächsischen Polizei für ihr entschlossenes und umsichtiges Handeln.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer

Es sei schwerlich zu beschreiben, wie es den Mitarbeitern gehe. „Sie sagen, es geht ihnen gut, aber genau wissen wir es natürlich auch nicht. Wir werden natürlich alles machen, damit sie da die entsprechende Hilfe bekommen“, sagte Utassy.

Einem Polizeisprecher zufolge wollte der mutmaßliche Täter nach der Tötung seiner Mutter Kontakt zur Presse aufnehmen. Deshalb soll er zu dem Radiosender gestürmt sein. Das Bürogebäude in der Nähe der Innenstadt werde von Kriminalisten durchsucht. 

Kretschmer spricht Opfern Anteilnahme aus

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat nach der Geiselnahme und dem Tötungsdelikt von Dresden den Opfern sein Mitgefühl ausgesprochen. „Ich bin erleichtert, dass diese bedrohliche Situation beendet werden konnte. Ich danke allen beteiligten Einsatzkräften der sächsischen Polizei für ihr entschlossenes und umsichtiges Handeln“, schrieb Kretschmer am Samstag bei Twitter. Und er ergänzte: „Wir trauern um ein Menschenleben.“

In seinen Gedanken sei er bei den Opfern dieses Tages und hoffe, „dass sie diese schrecklichen Erlebnisse, auch gemeinsam mit ihren Mitmenschen, besprechen und verarbeiten können.“

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) bedankte sich bei den Einsatzkräften. „Den Einsatzkräften danke ich für ihr schnelles und besonnenes Handeln, wodurch womöglich Schlimmeres verhindert werden konnte“, sagte er laut einer Mitteilung am Samstag. Er sei entsetzt über die Tat eines vermutlich psychisch verwirrten Einzeltäters und erleichtert darüber, dass die Polizei die beiden in der Gewalt des Täters befindlichen Personen angesichts der schwierigen Lage unverletzt befreien konnte.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert zeigte sich betroffen und dankte ebenfalls den Einsatzkräften. „Diese Tat zeigt, wie zerbrechlich die vorweihnachtliche Besinnlichkeit und Unbeschwertheit sein kann“, sagte der FDP-Politiker. Das Bündnis „Genug ist Genug“, dass sich für mehr Unterstützung für Arme einsetzt, sagte eine für den Nachmittag geplante Demonstration in der Dresdner Innenstadt ab. (mit dpa, AFP)

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