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Chartwell - das einstige Refugium von Winston Churchill.

© imago/ Becker & Bredel

Gartenreiseführer: Wo Friedrich Hölderlin spazieren ging

Gärten und Parks sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Ein Buch porträtiert besondere Anlagen in Europa

„Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden“, schrieb Karl Foerster, der legendäre deutsche Gartenphilosoph. Nicht jedem ist es vergönnt, sich ein eigenes grünes Refugium zu schaffen, doch umso mehr kann man bewundern, was andere kreiert haben. Einfach mal hinfahren.

„Das Paradies ist überall“, heißt der Titel der Buches der Gartenexpertin Christa Hasselhorst, und sie nimmt die Leser und Leserinnen mit auf die Reise zu 16 besonders schönen Orten. Nach Chartwell im englischen Kent zum Beispiel, wo sich Winston Churchill eine romantische Oase anlegte. Von der Terrasse seines Hauses aus, auf einer Anhöhe gelegen, konnte er schwelgen. „Der Blick schweift in unendliche Weiten über sanft geschwungene sattgrüne Hügelchen und Täler, weit unten glitzern zwei Seen“ schreibt die Autorin. Mittendrin gibt es etwa einen Küchen- und einen Obstgarten, und 52 Rosensorten säumen einen langen, schmalen Pfad. „Ein Tag jenseits von Chartwell ist ein vergeudeter Tag“, sagte Churchill. Seit seinem Tod 1965 kümmert sich der National Trust um das Anwesen und bewahrt seine Schönheit für Besucher. Und die kommen zahlreich, vor allem im Sommer.

Christa Hasselhorst: Das Paradies ist überall, Corso Verlag, Wiesbaden 2021, 208 Seiten, 26,90 Euro

© Cover: Corso Verlag

Weniger bekannt und auf ganz andere Weise reizvoll ist der „Jardin Plume“. In der Normandie, am Rande des Dörfchens Auzouville-sur-Ry unweit von Rouen, befindet sich dieser „Federgarten“, der seinem Namen alle Ehre macht. Zarte Gräser und kräftige Stauden dürfen in wogender Harmonie wuchern. Elegante lilafarbene Präriekerzen setzen Akzente, burgunderrote Taglilien oder weiße Japan-Anemonen. Vor 25 Jahren erst wurde dieser Garten angelegt, der zeigt, wie der Spagat zwischen Tradition und Avantgarde gelingen kann.

Sinfonie aus Stauden und Gräsern

Natürlich finden sich auch deutsche Gärten in dem Buch. Der herrliche Park des Fürsten Pückler-Muskau in Branitz zum Beispiel, der, wenn auch vielen Berlinern wohl schon gut bekannt, zu jeder Zeit einen Wiederholungsbesuch wert ist. Weiter entfernt, in Westfalen, kann der Kurpark von Bad Driburg punkten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte Friedrich Hölderlin hier „wahrhaft glückliche Tage und goldene Spaziergänge“. Inzwischen präsentiert sich der Park anders als zur Zeit des Dichters. Er wurde behutsam modernisiert, internationale Gartenkünstler wie etwa der Niederländer Piet Oudolf durften sich hier verwirklichen. Er schuf eine Sinfonie aus Stauden und Gräsern, macht eine Wiese zum bunten Spektakel. Im Herbst sei sie besonders beeindruckend, schreibt die Autorin.

Die Villa Hügel, das einstige Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp in Essen, lockt viele Besucher an. Doch die wenigsten spazieren durch den Park. „Ein Fehler", findet Christa Hasselhorst. Denn es ist das pure Vergnügen, die zahlreichen Pfade zu beschreiten und dabei malerische Schluchten, majestätische Bäume und exotische Pflanzen zu entdecken. Alles füge sich zu einer „einer reizvollen, vielfältigen grünen Schatzkammer“, urteilt die Autorin.

Es gibt eine Fülle von Gartenreiseführern auf dem Markt. Dieser empfiehlt sich nicht nur durch die interessante Auswahl der Ziele, sondern auch durch die Machart. In fast poetischer Manier porträtiert Christa Hasselhorst die Gärten und Parks und stellt auch jene Menschen vor, die sich derzeit um sie kümmern. Wer Garteninteressierte beschenken möchte, macht mit diesem schön gebundenen Buch alles richtig.

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