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Sonakshi Sinha stellt sich in der indischen Serie „Dahaad“ als Polizistin Anjali Bhaati der Dominanz der Männerwelt entgegen.  

© Excel Media and Entertainment

Indische Serie „Dahaad“: Tödliche Traditionen

Eine indische Polizistin kommt einer Verbrechensserie an jungen Frauen auf die Spur, die aus verzweifelter Liebe durchgebrannt sind. Die Premiere fand auf der Berlinale Series statt.

An einer Stelle der indischen Serie „Dahaad“, die im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale Series läuft, hatte das Publikum bei der Premiere am Mittwoch im Zoo Palast trotz oder gerade wegen all der Ernsthaftigkeit des Themas doch etwas zu lachen.

Die Mutter von Anjali Bhaati (Sonakshi Sinha) versucht seit Langen, ihre Tochter zu verheiraten. Nun glaubt sie, einen geeigneten Kandidaten gefunden zu haben, und bestellt Anjali zum gemeinsamen Tee-Trinken mit ihm und seiner Mutter. Doch beim Schnupper-Date erscheint die junge Polizistin, die gerne ihre Kollegen auf die Judo-Matte schmeißt und sich auch sonst in der Männerwelt zu behaupten weiß, statt im traditionellen Sari in Uniform.

Das Gespräch mit dem jungen Mann gerät zu einer Art Verhör, was nicht nur Anjalis Mutter verwirrt, aber dem Publikum – darunter neben der Hauptdarstellerin auch die Creators Reema Kagti und Zoya Akhtar – ein paar unbeschwerte Momente schenkt. Davon gibt es in den zwei der acht Episoden, die in Berlin gezeigt werden, wahrlich nicht sehr viele. Und auch das hängt mit dem Heiraten zusammen. Besser gesagt damit, welche Tradition in Indien damit verbunden ist.

Eine Bürde für arme Familien

„Dahaad“ spielt im ländlichen Rajasthan. Die Tradition will es, dass bei einer Hochzeit die Eltern der Frau die Feier ausrichten und eine angemessene Mitgift in die Ehe einbringen. Weil sich das viele ärmere Familien des indischen Kastensystems nicht leisten können, brennen die Liebenden mitunter durch und versuchen sich andernorts ohne den Segen der Familien ein gemeinsames Leben aufzubauen.

Entsprechend zurückhaltend reagiert die Polizei auf mögliche Vermisstenfälle von jungen Frauen. Falls die Familien nicht ohnehin eher erleichtert sind, wenn die teure Hochzeitsbürde von ihren Schultern genommen wird.

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Doch weil der Bruder einer jungen Frau nicht lockerlässt und dabei von einem mächtigen Hindu-Politiker unterstützt wird, wird in einem Fall doch ermittelt. Anjali Bhaati erkennt bald, dass die junge Frau nicht einfach nur durchgebrannt ist. Sondern, dass dahinter einer Verbrechensserie steckt. Und ein Mann, der aus der schwierigen Lage ein abscheuliches Geschäftsmodell gemacht hat.   

In der Machart ist „Dahaad“ den gewohnten Streamingserien ähnlicher als dem Bollywood-Kino mit farbenfrohen Kleidern und schwülstiger Musik. Einmal vom Selbstbewusstsein der Hauptfigur Anjali Bhaati abgesehen, fallen die militärischen Uniformen der Polizisten ins Auge, die immer wie aus dem Ei gepellt aussehen – egal, welche Strapazen gerade hinter ihnen liegen.

Behutsam und unterstützt von zeitlichen Rücksprüngen wird dem Zuschauer die gesellschaftskritische Dimension deutlich, wobei es durchaus Action-Momente gibt. Für Dramatik sorgt zudem der Trick, dass die Identität des indischen Heiratsschwindlers früh offenbart wird, aber die Polizei das Leben der Vermissten nur retten kann, wenn sie seiner rechtzeitig habhaft werden.

Der Streamingdienst Amazon Prime Video wird „Dahaad“ weltweit zeigen, noch gibt es aber keinen Termin. Am Samstag läuft „Dahaad“ um 22.00 Uhr im Cubix 5 noch einmal im Rahmen der Berlinale Series.

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