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In der ZDF-Serie „Hotel Mondial“ gibt es ordentlich viele Frauenrollen, besetzt mit  Joy Ewulu (l-r), Lea Sophie Salfeld, Gesine Cukrowski und Agnes Mann.

© dpa / dpa/Maik Fløder

„Betrogen, verlassen, asexuell“ : Neues Bild von Frauen 47+ in Kino und TV!

In der Fiktion kommen auf sieben Männer ab 50 nur drei Frauen. Silke Burmester und Gesine Cukrowski wollen das ändern.

Wollen Sie mal was wirklich Deprimierendes lesen? Bitte sehr. „In Kino und Fernsehen kommen auf sieben Männer ab fünfzig nur drei Frauen. Und die kümmern sich. Um Männer, Enkel, Blumen. Sind betrogen, verlassen, asexuell. Sie haben keine Wünsche, außer nach Harmonie.“ Dies ist eine Analyse von Silke Burmester vom Onlinemagazin Palais F*luxx für Frauen ab 47 und der Schauspielerin Gesine Cukrowski.

Let’s Chance The Picture

Beide wollen das so nicht stehen lassen, weswegen sie am Dienstag die Aktion „Let’s Change The Picture“ starten. Und sie sind nicht allein, Andrea Sawatzki, Maria Furtwängler, Nina Kunzendorf und insgesamt 22 Schauspielerinnen sind am gemeinsamen Reel, also an immversiven Videos beteiligt, die ihren Weg in die Sozialen Medien finden sollen. Auf der Webseite www.palais-fluxx.de gibt weitere Informationen.

Jasmin Tabatabai begründet ihre Teilnahme an der Onlinekampagne so: „Einige der aufregendsten und interessantesten Frauen, die ich kenne, sind 47+. Sie stehen mitten im Leben, sind auf der Höhe ihres Schaffens und haben der Welt viel mitzuteilen. Es wird höchste Zeit, dass diese Lebensrealität in unseren Filmen widergespiegelt wird..“ Leslie Malton zitiert Simone de Beauvoir: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen — sie bekommen nichts.“ Sophie unterstützt diese Kampagne, „weil ich endlich Geschichten über Frauen sehen möchte, die mein Alter haben! Genau das interessiert mich!“

Die Generation der Frauen 47+ ist alles andere als klein, mehr als 21 Millionen Frauen in Deutschland finden sich in diesem Altersabschnitt. Und deren Bild ist nach Erkenntnissen der Initiatorinnen in der Zeitkapsel der 90er Jahre gefangen, dabei seien Frauen in diesem Alter „unabhängig, eigenwillig, im Aufbruch, verwirrt, wild und schön…“ Mit der Initiatives soll Aufmerksamkeit für das Thema geschaffen werden und der Druck auf die Verantwortlichen in den Sendeanstalten und in den Produktionsunternehmen erhöht werden, „die Realität statt hinterwäldlerischer Wunschbilder abzubilden“.

Nun hat sich insbesondere das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufgemacht, sich vom älteren Publikum abzu- und dem jüngeren zuzuwenden. Hunderte Millionen Euro werden deswegen vom Linearen ins Digitale umgeschichtet. Noch weiß keiner so genau, ob die Operation „Jugendwahn“ glückt, klar ist aber, dass ARD und ZDF den Generationenkonflikt zwischen Jung und Alt austragen wollen. Die Jungen sind die Beitragszahler von morgen und ihre Bindung ans öffentlich-rechtliche System ist deutlich weniger ausgeprägt als bei den Älteren. In der Fiktion bei ARD und ZDF wird es weniger Angebote von, mit und für Frauen 47+ geben.

Auch das sollte nicht außer Acht gelassen bleiben: Es leben in Deutschland knapp mehr Frauen als Männer und Frauen nutzen das Medium deutlich mehr als Männer. Warum vor diesem Hintergrund auf sieben Männer ab fünfzig nur drei Frauen in Film und Fernsehen kommen, könnte diese Erklärung haben: Frauen 47+ erleben Frauen 47+ weniger gern auf dem Schirm. Und weil Fernsehen ein Nachfragemedium ist, schicken die Sender mehr Männer ab 50 ins Quotenrennen.

„Let’s Change The Picture“ hat viel zu tun. Sehr viel sogar. Und die Zeit drängt.

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