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Catherine Deneuve beim Galadinner im Mai zur Eröffnung der 76. Filfestspiele in Cannes.

© imago/ABACAPRESS

Frankreichs Kino-Ikone Catherine Deneuve wird 80: Kühler Charme, warmer Humor

Keine Scheu anzuecken: Die Königin des französischen Kinos will sich immer wieder selber überraschen. Und äußert sich gerne auch poltisch.

Von Ulrike Koltermann, AFP

Sie gilt als Königin des französischen Kinos und verkörpert auf der großen Leinwand derzeit eine Präsidentengattin: Die Schauspielerin Catherine Deneuve, die am Sonntag 80 Jahre alt wird und im August noch in Venedig mit einem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, sprüht vor Energie. Lange galt sie als faszinierend, aber kühl. Erst in ihrer späteren Karriere zeigte sie auch mütterliche Züge und warmen Humor.

Für mehr als 140 Filme stand sie vor der Kamera, darunter Meisterwerke bekannter Regisseure. Schauspielerin hatte sie nicht werden wollen, das schien eher das Talent ihrer Schwester Françoise zu sein, die mit 25 Jahren bei einem Autounfall starb. Doch dann wurde Catherine von Star-Regisseur Roger Vadim entdeckt, der zuvor auch Brigitte Bardot bekannt gemacht hatte. Die brünette Deneuve färbte sich die Haare blond und verließ mit 17 ihre Familie, um mit Vadim zusammen zu leben. Mit 20 wurde sie das erste Mal Mutter.

Bekannt wurde sie mit dem Musical „Die Regenschirme von Cherbourg“, das ihr im Alter von 20 Jahren in Cannes ihre erste Goldene Palme als beste Schauspielerin eintrug. Sie zählt seitdem zu den Dauergästen beim Filmfestival an der Côte d'Azur, das sie in diesem Jahr gemeinsam mit ihrer Tochter Chiara eröffnete.

In den 60ern erregte Deneuve als „Belle de jour - Schöne des Tages“ unter der Regie von Luis Buñuel Aufsehen. Sie spielte eine Pariser Arztgattin, die ihre Erfüllung als Prostituierte findet. Die Kostüme für den Film entwarf der Modemacher Yves Saint-Laurent, der Deneuve fortan einkleidete und als „Glücksbringer“ bezeichnete. Regisseur François Truffaut stellte ihr in seinem Klassiker „Die letzte Metro“ von 1980 Gérard Depardieu als Filmpartner zur Seite - der erste von etwa einem Dutzend gemeinsamer Filme.

Deneuve ließ sich nicht auf bestimme Rollen festlegen. In „Begierde“ spielte sie eine lesbische Vampirin, in „Indochine“ eine Plantagenbesitzerin, in „Dancer in the Dark“ eine Fabrikarbeiterin. Auch für einen Asterix-Film war sie sich nicht zu schade - natürlich an der Seite von Depardieu.

Ihr Privatleben schirmte sie weitgehend ab. Verheiratet war sie nur einmal, mit dem britischen Fotografen David Bailey. Zur Hochzeit 1965 trug sie ein Kleines Schwarzes, Trauzeuge war Rockstar Mick Jagger. Im Jahr ihrer Scheidung von Bailey bekam sie 1972 ihre Tochter Chiara mit dem italienischen Filmemacher Marcello Mastroianni. Ihre beiden Kinder wurden ebenfalls Schauspieler, mit Chiara stand sie mehrfach gemeinsam vor der Kamera.

Deneuve hat keine Scheu anzuecken. „Sie hat eine unglaubliche Fähigkeit, sich nichts daraus zu machen, was andere von ihr denken könnten“, sagt ihre Tochter Chiara über sie.

Roman Polanski hält sie die Treue

So zählte Deneuve zu den 343 Französinnen, die sich 1971 öffentlich dazu bekannten, illegal abgetrieben zu haben. Die #MeToo-Bewegung gegen sexuellen Missbrauch kritisierte sie als „prüde Hexenjagd“ und plädierte für ein „Recht auf Anmache“. Dem mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten Regisseur Roman Polanski hält sie noch immer die Treue.

Für ein Porträt der „New York Times“ zu ihrem 70. Geburtstag ließ Deneuve sich im schwarzen Spitzenbody auf hohen Absätzen fotografieren. „Mein Aussehen entspricht nicht unbedingt meinem Temperament“, betont Deneuve.

Ihr Umfeld schätzt ihre ungekünstelte Art. „Sie ist freundlich und nimmt Rücksicht auf andere, das ist selten in diesem Beruf“, sagt die Regisseurin Emmanuelle Bercot über sie.

2019 erlitt Deneuve einen Schlaganfall, zu ihrem Glück während Dreharbeiten in einem Krankenhaus. Der Film „In Liebe lassen“, in dem sie die Mutter eines krebskranken Mannes spielt, wurde nach ihrer Genesung fertiggestellt und kam Ende 2021 ins Kino.

Drei Jahre nach dem Schlaganfall stand sie wieder vor der Kamera. Im biederen Kostüm, mit Handtäschchen und Fönfrisur spielt sie Bernadette Chirac, die oft verspottete, aber einflussreiche Ehefrau von Ex-Präsident Jacques Chirac. „Ich habe Lust zu überraschen und überrascht zu werden, sonst fange ich an, mich zu langweilen“, sagt Deneuve.

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