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Lückenfüller. Mit ihren Saucen und Eintöpfen in Bio-Qualität aus Brandenburg haben André Riediger (links) und Moritz Timm eine Marktnische erobert. Vier Produkte haben sie mittlerweile im Angebot. Zwei weitere sind in Vorbereitung.

© Robert Kneschke

Von Matthias Matern: Waschen, schnippeln, abfüllen

In Brandenburg produzieren zwei Berliner seit Kurzem Fertigsuppen: handgemacht und in Bio-Qualität

Von Matthias Matern

Eggersdorf - Was anderen Tränen in die Augen treibt, kostet Moritz Timm nur noch ein Zwinkern. „Hat man erstmal drei Kilo Zwiebeln geschnippelt, hört es irgendwie auf“, versichert der 28-Jährige. In den vergangenen vier Monaten hat Timm mit seinem Geschäftspartner André Riediger so viel Gemüse gewaschen, kleingeschnitten und zu Saucen und Eintöpfen verarbeitet, dass er mehr als zehn Personen ein ganzes Jahr lang verköstigen könnte. „Insgesamt haben wir wohl an die 4000 Gläser abgefüllt“, überschlägt Riediger. Der Einstieg in die Produktion hat die beiden Existenzgründer viel Kraft gekostet. Doch dafür stehen ihre handgemachten Fertiggerichte jetzt in mehreren Bio-Supermärkten in Berlin und Potsdam. Auch der Internetvertrieb sei gut angelaufen, berichten beide.

Bislang haben Timm und Riediger vier Produkte aus dem Glas unter dem Namen „Wünsch Dir Mahl“ im Angebot: Rindergulasch, Sommergemüseeintopf, Bolognese- und Tomatengemüsesauce. „Gerade haben wir eine neue Kürbissuppe und ein Kürbischutney entwickelt. Die werden aber noch, wie vorgeschrieben, mikrobiologisch untersucht“, berichtet Timm.

Die Jungunternehmer aus Eggersdorf bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) sind in eine Marktlücke gestoßen. Zumindest in und um Berlin hat die Moritz Timm/André Riediger GbR eine Monopolstellung. „Vor der Gründung haben wir uns genau umgeschaut“, berichtet der ebenfalls 28-jährige Riediger. Zwar gebe es in Deutschland andere, größere Anbieter, doch nichts mit regionalem Bezug.

Die meisten Zutaten finden die beiden direkt vor der Haustür. Mehr aus Zufall seien sie vor rund einem Jahr auf den Bio-Gemeinschaftshof Apfeltraum bei Müncheberg gestoßen, erzählt Timm. Ein großer Arbeitsraum samt Küchenbereich sei noch frei gewesen. Timm und Riediger zögerten nicht lange und mieteten sich ein. „Was wir nicht beim Biofleischer oder beim Gemüsebauern auf unserem Hof bekommen, kaufen wir bei anderen Bio-Landwirten der Region ein“, sagt Riediger. Nur für exotische Gewürze oder für den Rotwein zum Kochen müssen sie eine längere Fahrt in Kauf nehmen. „Solche Sachen holen wir vom Bio-Großhändler in Berlin“, ergänzt Timm.

Die beiden kennen sich schon aus Schulzeiten, haben zudem gemeinsam an der Berliner Humboldt-Universität Agrarwissenschaften studiert. Während Riediger nach dem Studium knapp zwei Jahre lang als Entwicklungshelfer in Ostafrika arbeitete, zog es Timm als Biolandwirt erst nach Mecklenburg-Vorpommern und dann nach Südfrankreich. Als sie sich wiedertrafen war für beide klar, dass sie gemeinsam in ihrer Heimat etwas Neues aufbauen wollten. „Nach zwei Jahren Bürgerkrieg hatte ich genug“, erinnert sich Riediger. Timm nickt: „Einfach wieder nach Hause kommen.“

Die beiden Freunde sind zwar Bio-Produzenten aus Überzeugung. Mit dem Klischee des dogmatischen Müsli-Fanatikers haben sie aber nichts gemein. So haben sie sich etwa bewusst dazu entschlossen, auch Fleischgerichte anzubieten. „Im Bereich Fertiggerichte gibt es so etwas noch kaum“, sagt André Riediger. „Wir wollen den modernen Biokunden ansprechen, etwas Gutes aus regionalen Bio-Produkten anbieten.“

Während sich Riediger mehr um Marketing- und Vertriebsfragen kümmert, ist Timm für die Produktion zuständig. Gekocht wird aber gemeinsam. „Das hat uns schon immer Spaß gemacht. Anders würde es gar nicht funktionieren“, meint Timm. Für die Rezepte haben Timm und Riediger teils auf Bewährtes der Familienküche zurückgegriffen.

Wie viele Produkte sie noch auf den Markt bringen wollen, welche Ziele sie mit ihrer Firma haben, darüber haben sich Riediger und Timm noch kaum Gedanken gemacht. „Wir wollen Geld verdienen“, sagt Riediger. Bislang haben sie vor allem investiert: Rund 30 000 Euro, Zeit und Nerven. Zehn bis elf Stunden pro Tag sind sie am Kochen, Abfüllen, Etikettieren, Verschicken und – Zwiebeln schnippeln. „Anfangs war es manchmal hart“, erinnert sich Timm. „Irgendwann ist man abgehärtet.“

Im Internet: www.wünsch-dir-mahl.de

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