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Von Matthias Matern: Der Lokalpatriot

Für die Grünen will René Tausch in das Oranienburger Stadtparlament einziehen

Von Matthias Matern

Oranienburg - Christian Erhardt-Maciejewski ist FDP-Mitglied und kandidiert für den Kreistag Oberhavel. Außerdem will er in die Stadtverordnetenversammlung von Hohen Neuendorf einziehen, ist verheiratet, hat ein Kind und geht zwei bis drei Mal die Woche in die Sauna. Wenn er gewählt wird, wolle er sich für den Neubau von Abenteuerspielplätzen einsetzen und die regionalen Unternehmer besser vernetzen. Alexander Laesicke will für die SPD ins Oranienburger Stadtparlament, ist engagierter Christ und fordert Englisch-Unterricht bereits ab der Kita, spätestens ab der ersten Klasse. Mit nur wenigen Klicks können sich Bürger in Oberhavel seit rund drei Wochen über das Internet zu allen Kandidaten der Kommunalwahl in ihrem Kreis informieren. Ob große Volkspartei, Einzelbewerber oder NPD, bei Lokalpatrioten.com hat jeder seinen Steckbrief.

Hinter dem bundesweit bisher einzigartigen Portal steht der Oranienburger René Tausch. „Klar bin ich Lokalpatriot. Ich vertrete lokale Interessen und stehe für eine Sache, die mir wichtig ist“, sagt der 33-Jährige Chef einer Werbeagentur. Tausch weiß nur zu gut, dass der Name seines Internetangebots schnell die leichtfertige Assoziation mit platter Deutschtümelei weckt. Deshalb hat er, fällt die Frage nach dem Namen, stets die neutrale Definition der Online-Enzyklopädie Wikipedia parat: „Hingabe für den eigenen Wohnort, die unmittelbare Heimat.“

Und dass sich der geborene Oranienburger für seine Stadt einsetzt, steht außer Frage: Als Mitglied der Grünen/B90 kandidierte er selbst für einen Sitz im Kreistag und für einen Platz in der Oranienburger Stadtverordnetenversammlung. Zudem gehört René Tausch mehreren städtischen und wirtschaftlichen Gremien an, ist zudem Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam.

Für das Internetportal Lokalpatrioten.com hat sich Tausch neben seiner Arbeit, dem Wahlkampf und anderen Verpflichtungen zusätzlich rund 300 Stunden seiner ohnehin spärlichen Zeit abgeknapst. „Meistens nachts“, sagt der Web-Designer. Entstanden sei die Idee während einer Floßtour. „Ich habe mich daran erinnert, dass ich als Jugendlicher zwar bereits umweltpolitisch interessiert war, aber Wahlkampf-Stände immer prinzipiell gemieden habe.“ Vor allem um junge Wähler zu gewinnen, seien die gängigen Methoden der etablierten Parteien heute unzureichend. Doch gerade die will Tausch mobilisieren, nicht zuletzt um rechten Parteien Einhalt zu gebieten. Schließlich spiele jede nicht abgegebene Stimme den Rechten in die Hand.

Insgesamt 1200 Kandidaten, alphabetisch geordnet, finden sich mittlerweile auf Tauschs Seite. Etwa 230 davon haben ihre Basisangaben mittlerweile selbst durch zusätzliche Informationen ergänzt. Etwa 70 Besucher pro Tag klicken sich durch das Portal, durchstöbern

durchschnittlich zwischen zehn und 15 Seiten. Nicht nur können sich die User einen Eindruck von den Kandidaten machen, sie können auch online Fragen stellen, Kommentare zu Wahlprogrammen abgeben. Die anfängliche Befürchtung, dass rechtes Wählerpotenzial die Seite heimlich erobern könnte, habe sich nicht bestätigt. „Erstaunlicherweise hat bislang keiner der Kandidaten rechter Parteien die Möglichkeit genutzt, sein Profil über die Basisdaten hinaus zu erweitern“, berichtet Tausch. Alle bisher abgegebenen Kommentare seien reich sachlich gewesen.

Frei geschaltet ist Lokalpatrioten.com erst seit Anfang September und noch werden die letzten Personenangaben eingepflegt. Etwas spät vielleicht, findet auch Tausch. „Doch besser spät, als nie.“ Und weil vor der Wahl auch nach der Wahl ist, will der Web-Designer die Seite weiterführen, hofft zudem auf Nachahmer in anderen Landkreisen. Bislang gebe es ein ähnliches Portal nur für Wahlen auf Bundes- und beschränkt auch für die Landesebene, erklärt der Kommunalpolitiker.

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