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Von Matthias Matern: Das Comeback der Sonnenenergie

Die Wirtschaftskrise ließ Anfang des Jahres die Umsätze der Solar-Unternehmen teils kräftig purzeln. Mittlerweile sorgt die Branche wieder für positive Schlagzeilen – auch in Brandenburg

Von Matthias Matern

Prenzlau/Frankfurt (Oder) - Der Start ins neue Jahr war für die Solarbranche, gelinde gesagt, holprig. Finanzierungsschwierigkeiten wegen der Wirtschaftskrise und das Wegbrechen des bislang lukrativen spanischen Marktes haben auch in Brandenburg teils für heftige Umsatzeinbrüche gesorgt. Die Oldenburger Aleo Solar AG mit Werk in Prenzlau (Uckermark) etwa verzeichnete in den ersten drei Monaten des Jahres nur einen Umsatz von 30,6 Millionen Euro. Noch 2008 waren es im gleichen Zeitraum 69 Millionen Euro. Große Solar-Projekte weltweit lagen wegen der Krise auf Eis und bei Aleo Solar stapelten sich die fertigen Solarmodule auf Siliziumbasis im Lager. Mittlerweile aber scheinen sich die dunklen Wolken verzogen zu haben. Die Branche sorgt wieder für positive Schlagzeilen, nicht nur, wie berichtet, mit Megaprojekten in der Sahara.

Nördlich von Cottbus etwa, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose entsteht derzeit mit geplanten 53 Megawatt Leistung das bislang größte Solarkraftwerk Deutschlands. Zusammen mit der rheinland-pfälzischen Juwi-Gruppe will der US-amerikanische Modulehersteller, First Solar, auf einer Fläche von rund 162 Hektar insgesamt 700 000 Module installieren. Die Anlage soll den Strombedarf von mehr als 14 000 Haushalten decken. Ende 2009 soll das Solarkraftwerk fertig sein. Für Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) ein „Leuchtturmprojekt, das hilft, die brandenburgische Spitzenposition als Solarland weiter auszubauen“.

Die Module für das Großprojekt lässt First Solar in seinem Werk in Frankfurt (Oder) fertigen. „Etwa 25 Prozent unserer derzeitigen Produktion ist für Lieberose vorgesehen“, bestätigt David Wortmann, Vizepräsident von First Solar. Die Energie, die für die Herstellung benötigt werde, spiele die fertige Anlage innerhalb eines halben Jahres wieder ein, schätzt er.

In Frankfurt beschäftigt First Solar derzeit rund 600 Mitarbeiter. Etwa 115 Millionen Euro investierte das Unternehmen 1999 in den Standort, erhielt dafür rund 45,5 Millionen Euro Förderung. Derzeit wird über eine Erweiterung der Kapazität nachgedacht. Spezialisiert hat sich First Solar auf die Produktion sogenannter Dünnschichtmodule auf Grundlage der Cadmium-Tellurid-Technologie. Gegenüber den herkömmlichen Silizium-Solarzellen, behauptet Brandon Mitchener, Kommunikationschef für First Solar in Europa, seien die Dünnschichtmodule kostengünstiger in der Fertigung und effizienter bei der Energiegewinnung. Dass sich ein Modulehersteller selbst an der Finanzierung einer Anlage wie in Lieberose beteiligt, ist ungewöhnlich und eine Folge der Krise. Bei der Kreditvergabe für Großprojekte treten die Banken mittlerweile deutlich auf die Bremse. „Das war der Grund, warum wir uns erstmalig selbst als Kapitalgeber engagieren“, bestätigt Vizepräsident David Wortmann.

Bei Aleo Solar sind die Lager zwar noch voll, aber der Optimismus ist groß. „2008 war mit einem Gesamtumsatz von etwa 360 Millionen Euro unser bestes Jahr“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Jakobus Smit. Trotz der krisenbedingten Einbrüche peile das Unternehmen für das laufende Jahr sogar einer Steigerung der Erträge an, so Smit. Gerade erst hat Aleo Solar in den USA eine Vertriebsgesellschaft gegründet. Seit Spanien seine Förderung für erneuerbare Energien drastisch gekürzt hat, gilt Nordamerika, dank der klimafreundlichen Politik der neuen US-Regierung, als einer der Zukunftsmärkte neben Asien. Rund 50 Prozent der Aleo Solar-Module wurden 2008 ins Ausland verkauft. Jakobus Smit ist zuversichtlich. „Im Mai haben wir so viel Umsatz gemacht, wie im ganzen ersten Quartal.“

Carsten König, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, teilt den Optimismus. „Viele Unternehmen sehen nach dem holprigen Jahresauftakt wieder Licht am Ende des Tunnels.“

Hoffnung macht der Branche, dass die Kosten für die Solarstromgewinnung in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind. In etwa vier Jahren, sind sich Wortmann und Smit einig, werde Strom aus Sonnenenergie genauso teuer sein, wie herkömmlicher Strom aus der Steckdose, die sogenannte Netzparität wäre erreicht. „Ein Meilenstein für die Branche“, meint David Wortmann.

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