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Keine Verschnaufpause. Kaum sind die Bombodrom-Gegner die Bundeswehr los, sorgt die Frage der Nachnutzung für Ärger.

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Von Matthias Matern: Bombodrom: Kritik an Grünen-Vorstoß

Bürgerinitiativen werfen der Partei vor, die Frage der Nachnutzung für den Wahlkampf zu missbrauchen

Von Matthias Matern

Potsdam/Wittstock - Kaum ist das Tauziehen mit der Bundeswehr gewonnen, entzweit die Frage nach der künftigen Nutzung der Kyritz-Ruppiner-Heide die einstigen Kampfgefährten. Hintergrund ist der Vorschlag der grünen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm, noch vor der Bundes- und Landtagswahl am 27. September an einem Runden Tisch über eine Nachnutzung des rund 14 000 Hektar großen Gebiets im Norden Brandenburgs zu diskutieren. Kritik erntet Behm für ihre Initiative nicht nur bei Bundestagsabgeordneten anderer Parteien, auch Vertreter der beiden großen Bürgerinitiativen „Freie Heide“ und „Freier Himmel“ werfen der grünen Politikerin eigenmächtiges Handeln und wahlkampfstrategische Motive vor.

Bei Benedikt Schirge, Sprecher der brandenburgischen Initiative „Freie Heide“, stößt vor allem der von Behm angekündigte Termin für den Runden Tisch auf Unverständnis. Wie die Bundestagsabgeordnete am Freitag mitteilte, sei das Treffen für den 24. August geplant, Vertreter der „Freien Heide“ und von betroffenen Gemeinden hätten ihr Kommen bereits zugesagt. „Wir haben über einen möglichen Runden Tisch gesprochen, ein Termin wurde aber nicht vereinbart“, sagte Schirge gestern auf Nachfrage der PNN. Für ein Treffen noch vor den Wahlen bestünde zudem gar kein Anlass. „Wir sollten nichts überstürzen“, meinte Schirge weiter. Für die Zukunft des bisherigen Luftwaffen- Übungsplatzes, dessen Freigabe Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am 9. Juli nach jahrelangem Kampf von Bürgerinitiativen erklärt hatte, seien langfristige Konzepte nötig. Der Vorschlag der Grünen habe offenbar mit dem steigenden parteipolitischen Wettstreit vor der Bundestagswahl zu tun. Bis dahin sei ein umfassendes Modell zur Nutzung des Geländes jedoch kaum zu erarbeiten, sagte Schirge. „Prinzipiell ist es wichtig, dass sich alle Gruppen und Akteure zusammenfinden, um darüber zu sprechen.“

Auch bei den Mitstreitern der Aktionsgemeinschaft „Freier Himmel“ in Mecklenburg-Vorpommern löst der Vorschlag von Behm Irritationen aus. „Wir begrüßen es, dass nach dem Verzicht des Verteidigungsministeriums auf das Bombodrom nun auf breiter Basis über die zivile Zukunft der Kyritz-Ruppiner Heide beraten wird“, erklärte Sprecherin Barbara Lange. Der „Alleingang“ der Bundestagsabgeordneten sei bei ihr aber auf großes Unverständnis gestoßen.

Die brandenburgische Bundestagsabgeordnete Kirsten Tackmann (Linke), deren Wahlkreis die Prignitz und das Ruppiner Land sind, warnte Behm gestern vor einer Spaltung der Bombodrom-Gegner. „Die friedliche Zukunft der Kyritz-Ruppiner Heide ist durch ein breites demokratisches Bündnis erstritten worden.“ Dieses Bündnis und der Sieg seien zu wertvoll als dass sie durch Wahlkampfaktionismus gefährdet werden dürften.

BÜRO BEHM]Etwas überrumpelt fühlen sich die Aktivisten der „Freien Heide“ auch von Behms Vorstellungen für eine künftige Nutzung. So solle erörtert werden, ob der Bau von Wind- und Solarkraftwerken möglich sei, schlug sie vor. Vertreter des Solarzellenherstellers First Solar aus Frankfurt (Oder) hätten bereits ihre Teilnahme am Runden Tisch zugesagt. „Es war schon immer unser Wunsch, dass die Heidelandschaft als solche erhalten bleibt“, stellte Schirge gestern klar. Es gebe keine Notwendigkeit „überhaupt etwas“ zu bauen. Über die Errichtung einer Windkraftanlage sei bereits Anfang der 90er Jahre einmal nachgedacht worden, berichtete Schirge. „Die Idee wurde aber damals nach Prüfung durch die Naturschutzbehörde aus Gründen des Vogelschutzes wieder verworfen.

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