zum Hauptinhalt
Warten auf bessere Zeiten. Die S-Bahn schränkt ihr Angebot weiter ein.

© ddp

Von Klaus Kurbjuweit und Matthias Matern: S-Bahn schränkt Angebot weiter ein Nach Potsdam sollen erneut Regionalzüge als Ersatzverkehr rollen. VBB und Land Brandenburg schließen sich Forderung nach erneuter Entschädigung an.

Berlin/Potsdam - Pünktlich zum Ferienende schränkt die S-Bahn ihr Angebot erneut ein. Weil nach Spandau und Potsdam weiter nur alle 20 Minuten Züge fahren, gibt es hier aber erneut Ersatzverkehr mit Regionalbahnen.

Von

Berlin/Potsdam - Pünktlich zum Ferienende schränkt die S-Bahn ihr Angebot erneut ein. Weil nach Spandau und Potsdam weiter nur alle 20 Minuten Züge fahren, gibt es hier aber erneut Ersatzverkehr mit Regionalbahnen. Von 632 Zugeinheiten können nach derzeitigem Stand lediglich 310 eingesetzt werden, weniger als im Notverkehr vor Weihnachten. In Spitzenzeiten wären 552 erforderlich. Trotzdem verspricht die Bahn, im Jahr 2010 wieder einen normalen Fahrplan anzubieten – allerdings zum Teil weiter nur mit verkürzten Zügen. Mit einem vollständigen Normalbetrieb rechnet man, wie berichtet, erst in drei bis vier Jahren.

Die S-Bahn kann den Wagenmangel auf die Schnelle nicht beheben. Die Reserve war ohnehin sehr knapp angesetzt; seit die Fahrzeuge wegen der Sicherheitsprobleme häufiger in die Werkstatt müssen, reicht der Bestand für einen regulären Betrieb hinten und vorne nicht mehr aus. Obwohl das Wetter sich in den vergangenen Tagen verbessert hat, begründet die S-Bahn das erneute Einschränken des Angebots mit „zahlreichen witterungsbedingten Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten,“ die zusätzlich zu den umfangreichen Fahrzeugüberprüfungen angefallen seien. Dabei waren die Wintervorbereitungen bereits abgeschlossen. Unzureichende Wartungsarbeiten hatten im vergangenen Januar den Verkehr fast lahmgelegt – allerdings erst bei Temperaturen um Minus 20 Grad.

Das am Montag ohne vorherige Ankündigung reduzierte Angebot wird zum vorläufigen Dauerzustand. Zusätzlich fährt auf der S 7 (Ahrensfelde–Potsdam) jeder zweite Zug nur noch bis Ostbahnhof statt nach Charlottenburg. Mit der S-Bahn lassen sich Potsdam, Spandau, Lichtenrade und Wartenberg statt alle 10 Minuten nur alle 20 Minuten erreichen.

Ende Januar will die Bahn „nähere Aussagen“ zur Rückkehr zum Normalfahrplan treffen. Der Betriebsratsvorsitzende Heiner Wegner rechnet damit, dass dies erst Ende 2010 möglich sein wird. „Was in fünf Jahren zerstört worden ist, lässt sich nicht in wenigen Monaten reparieren,“ sagte er. Um Gewinne an den Konzern abführen zu können, hatte die S-Bahn Werkstätten geschlossen, Mitarbeiter geschasst und Fahrzeuge verschrottet. Erst jetzt hat sie sich entschlossen, eine Werkstatt in Berlin-Friedrichsfelde wieder zu öffnen. „Ein Jahr zu spät“, urteilt der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz. In den vergangenen zwölf Monaten habe es die Deutsche Bahn „schändlich versäumt“ die notwendigen strukturellen Maßnahmen in Gang zu setzen. „Auch wenn die Fahrgäste keinen rechtlichen Anspruch auf eine Entschädigung haben, so muss die Deutsche Bahn ihrer Verantwortung nachkommen und sich etwas einfallen lassen“, meinte Franz und schloss sich damit Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) an. Zu Forderungen anderer Verkehrsunternehmen des VBB nach Schadenersatz wegen Umsatzeinbußen aus dem S-Bahn-Fiasko äußerte er sich vorsichtig. „Die Unternehmen haben einen Vertrag abgeschlossen, der die Aufteilung der Einnahmen regelt. Eine Änderung des Vertrages oder eine Regelung für Schadensregulierungen müssen die Verkehrsunternehmen miteinander diskutieren und vereinbaren. Der VBB übernimmt hier eine neutrale Position.“

In Brandenburgs Infrastrukturministerium ist man mit der Geduld am Ende. „Wir sind empört. Es ist für uns nicht akzeptabel, wenn die S-Bahn erst in einigen Jahren wieder regulär fährt. Normalbetrieb heißt für uns Vollzüge auf allen Linien, in dem Takt, den die Länder Berlin und Brandenburg bestellt haben“, wetterte Ministeriumssprecher Lothar Wiegand. „Wir erwarten, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um so schnell wie möglich wieder einen echten Normalbetrieb anbieten zu können.“ Dies sei die S-Bahn den Fahrgästen schuldig und die Konzernführung müsse sich etwas einfallen lassen, um verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Wie es generell mit dem S-Bahn-Vertrag weitergehe, sei gegenwärtig in der Diskussion, so Wiegand. „Tabus darf es dabei aber nicht geben.“

Wegen der Zugausfälle wird der Senat in Absprache mit Brandenburg den Zuschuss an die S-Bahn wohl um rund 50 Millionen Euro kürzen. Das Geld soll in den Ausbau des Nahverkehrs gesteckt werden. Während der Fahrgastverband Igeb fordert, hier Anlagen zu bauen, die sonst nicht finanziert werden könnten, wie ein Hallendach für den Regionalbahnhof am Ostkreuz, will die Finanzverwaltung, dass die BVG hier nur ohnehin geplante Maßnahmen finanziert, für die sie sich sonst hätte verschulden müssen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false