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Von Katharina Wiechers und Torsten Hilscher: Trauer nach dem Tod von Eisbär Knut

Todesursache weiter unklar / Tierschützer kritisieren Haltung von Eisbären

Von Katharina Wiechers

Berlin - Einen Tag nach dem plötzlichen Tod von Eisbär Knut ist die Todesursache immer noch unklar. Eine Sektion des toten Körpers des weltweit bekannten Tieres soll am heutigen Montag oder erst Dienstag Klarheit bringen, sagte der Bärenkurator im Berliner Zoo, Heiner Klös. Während Zoomitarbeiter das im Wasser treibende tote Tier mittlerweile bergen konnten, wurde Kritik mehrerer Tierschutzorganisationen an der Haltung der Eisbären im Berliner Zoo laut. Vor dem leeren Gehege versammelten sich unterdessen zahlreiche Knut-Fans und legten Blumen, Fotos und Gedichte nieder. Vor der Obduktion werde er nicht über die Todesursache spekulieren, sagte Klös. Bei der Bergung des toten Eisbären sei das Wasser im großen Eisbärengehege fast vollständig ausgelassen worden.

Proben des Wassers seien nicht genommen worden. Dies sei aber bei Bedarf noch möglich, sagte der Bärenkurator.

Zahlreiche Besucher hatten den Tod von Publikumsmagnet Knut am Samstag gegen 15.00 Uhr miterlebt, ihre Berichte über den Vorfall gehen jedoch auseinander. Während die einen der Nachrichtenagentur dapd erzählten, der Eisbär sei ins Wasser gegangen und habe dort eine Art Anfall und Zuckungen erlitten, sprechen andere Augenzeugen davon, dass Knut zunächst in der Sonne gedöst habe und dann plötzlich aufgesprungen sei. Er habe sich zwei Minuten verwirrt im Kreis gedreht und sei dann seitlich in den Wassergraben gekippt, zitiert die „Bild“-Zeitung einen Anwesenden.

Neben Politikern wie dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit oder der Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast drückten auch zahlreiche Bürger ihr Bedauern über den Tod des Eisbären aus.

Berliner und Nicht-Berliner drängten sich am Sonntag vor dem leeren Gehege und legten Blumen, Kuscheltiere oder Fotos von Knut mit persönlichen Nachrichten nieder. Die drei Eisbärdamen, mit denen Knut gemeinsam untergebracht war, sind vorübergehend in einem kleineren Gehege untergebracht.

Auch Zoodirektor Bernhard Blaskiewitz bedauerte den Tod Knuts. „Der Verlust ist traurig für uns alle“, sagte er. Er habe Knut das letzte Mal bei seinem obligatorischen Zoorundgang am vergangenen Donnerstag gesehen. Knut habe fit gewirkt und gespielt, sagte Blaszkiewitz. „Es ist schon ungewöhnlich für einen Eisbären im Alter von vier Jahren zu sterben. Und es ist schade, denn Knut sollte zur Nachzucht beitragen“, sagte der Direktor. Allerdings sei der Tod eines Tieres ein „normaler Vorgang in einem Zoologischen Garten, der immer wieder auftritt“.

Mehrere Tierschutzvereine kritisierten hingegen den Berliner Zoo und die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft überhaupt. So sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, „aus Zuchtehrgeiz“ habe der Zoo Knut gemeinsam mit seinen Artgenossinnen untergebracht. Für Eisbären, die eigentlich Einzelgänger seien, sei dies „purer Stress“. Dies habe sicherlich dazu beigetragen, Knut zu schwächen, sagte Apel. Unabhängig davon, was das Ergebnis der Obduktion ergebe, trage der Berliner Zoo in jedem Fall die alleinige Verantwortung für den Tod Knuts.

Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ forderte erneut das Ende der Eisbärenhaltung in Zoos. Zentrale Bedürfnisse wie Partner- und Nahrungssuche, Jagd- und Fluchtverhalten würden dauerhaft unterdrückt, sagte Wildtierexperte Thomas Pietsch. Die Folge seien schwere Verhaltensstörungen. Auch die Zucht von Eisbären im Zoo kritisierte er. Laut Pietsch sind die Verluste sehr hoch, viele Junge werden kurz nach der Geburt von ihren Müttern verstoßen oder getötet. Eine Handaufzucht durch den Menschen wie bei Knut führe dazu, dass die Bären lebenslang Probleme im Umgang mit Artgenossen hätten und es nicht schafften, erfolgreich eigenen Nachwuchs großzuziehen.

Knut war am 5. Dezember 2006 als erstes Eisbärenbaby seit 33 Jahren in Berlin geboren worden. Mutter Tosca verstieß den Eisbären, deshalb wurde er von Hand aufgezogen. Sein Zwilling starb. Pfleger Thomas Dörflein wurde durch die erfolgreiche Aufzucht von Knut weltweit bekannt. Der 44-Jährige starb am 22. September 2008 an einem Herzinfarkt.

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