zum Hauptinhalt
Große Freude. Die Anwärterin für den gehobenen Polizeidienst, Celina Knop, nahm am Dienstag in der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg mit ihren Kommilitonen ihre Ernennungsurkunde entgegen.

© Bernd Settnik/dpa

Von Berlin nach Brandenburg: Kleiner, als die Polizei erlaubt

Die 1,54 Meter große Celina Knop wurde bei der Polizei in Berlin abgelehnt, nun wird sie Polizeibeamtin in Brandenburg.

Potsdam/Oranienburg - In Berlin war sie zu klein für die Polizei – nun geht für Celina Knop in Brandenburg ein langgehegter Traum in Erfüllung. Die 1,54 Meter große Berlinerin hat in Oranienburg (Oberhavel) ihre Ausbildung zur Polizeibeamtin im gehobenen Dienst begonnen. „Ich möchte zur Kripo, am liebsten zur Drogenfahndung“, sagte die 20-Jährige strahlend, als sie am Dienstag ihre Ernennungsurkunde in Empfang nahm.

Einige Bekannte und Verwandte seien bei der Berliner Drogenfahndung, daher habe sie diesen Berufswunsch bereits seit Teenagerzeiten, sagte Knop. „Daher habe ich auch schon mit 14 Jahren mein Schülerpraktikum in einer Berliner Polizeidienststelle gemacht.“

Doch in der Hauptstadt wurde ihre Bewerbung wegen der dort gelten Mindestgröße für Polizeibeamtinnen von 1,60 Metern abgelehnt. Dagegen wurde in Brandenburg die Messlatte für die Körpergröße von Polizisten vor einem knappen Jahr ersatzlos gestrichen. Zuvor hatte die „Berliner Morgenpost“ über die Polizeianwärterin berichtet.

„Ein entscheidender Punkt für die Eignung ist nicht die Körpergröße, sondern die körperliche Eignung für den Polizeidienst“, sagte der Sprecher des Brandenburger Innenministeriums, Ingo Decker. „Und die wird in den Sporttests ermittelt.“ Daher wurde die Körpergröße als Einstellungskriterium Anfang Mai 2017 aufgehoben. Auch die Sporttests wurden im vergangenen Jahr neu geregelt. Nun können die Bewerber unter vier Disziplinen auswählen, um ihre Eignung zu beweisen.

Brandenburger Polizei sucht händeringend Nachwuchs

Wie viele andere Bundesländer sucht die Brandenburger Polizei händeringend Nachwuchs, daher wurde die Zahl der Polizeianwärter an der Fachhochschule in Oranienburg in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Vergangenes Jahr wurden mit 417 jungen Menschen so viele Anwärter aufgenommen wie nie zuvor. Am Dienstag war Knop eine von 197 jungen Frauen und Männern, die zu Polizeianwärtern ernannt wurden. Außerdem begann für 24 Beamte des mittleren Dienstes der Aufstiegslehrgang in den gehobenen Polizeidienst. Auch ein Angehöriger der Polizei des Deutschen Bundestages beginnt heute in Oranienburg sein Studium. Von den 197 Polizeianwärtern kommt mit 114 erfolgreichen Bewerbern über die Hälfte aus Brandenburg selbst. 49 Frauen und Männer kommen aus Berlin, die übrigen aus anderen Bundesländern, darunter Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen.

Sechs Studierende verfügen über Fremdsprachenkenntnisse auf Muttersprachniveau (türkisch, russisch, polnisch, portugiesisch und griechisch). Das Durchschnittsalter der Anwärter liegt bei 23 Jahren. Unter den 197 neuen Polizeianwärtern sind 69 Frauen. Insgesamt hatten sich rund 2200 junge Leute für den Polizeiberuf in Brandenburg beworben. Die nächsten Anwärter werden im Herbst 2018 eingestellt.

„Wir bilden derzeit so viele junge Polizisten aus wie noch nie zuvor“

„Wir bilden derzeit so viele junge Polizisten aus wie noch nie zuvor“, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Das sei auch dringend notwendig. „Unser Ziel ist, die Polizei wieder zu stärken. Die Zeit des Personalabbaus ist unwiderruflich vorbei“, erklärte Schröter. Schröter würdigte auch das große Interesse von Polizeiangehörigen an einer Aufstiegsausbildung zum gehobenen Dienst. Als „gestandene Berufspraktiker“ seien sie zugleich eine Bereicherung und ein Vorbild für ihre jungen Mitstreiter.

Im Zuge der vom damaligen Innenminister Rainer Speer (SPD) vorangetriebenen Polizeireform sollte die Zahl der Polizisten ursprünglich bei 7000 im Jahr 2020 liegen. Nach massivem Protest aus Bevölkerung, Politik und Verbänden wurde die Reform später abgemildert. Die Zielzahl liegt nun bei 8000 Polizisten. Aber da Brandenburg in den vergangenen Jahren zu wenig Polizisten ausgebildet hat, kann die Zahl wie berichtet derzeit nur gehalten werden, weil Beamte, die eigentlich bereits das Ruhestandsalter erreicht haben, freiwillig länger im Dienst bleiben. Beamte, die länger arbeiten, bekommen nach einem Landtagsbeschluss einen monatlichen Zuschlag von 400 Euro. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false