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Brandenburg: „Unterdurchschnittlich betroffen“

Metall- und Elektroindustrie der Region erwartet laut Umfrage weiterhin weniger Aufträge und Umsätze

Von Matthias Matern

Berlin - Die Lage der Metall- und Elektroindustrie in der Region ist schwierig, aber weniger schlimm als etwa an den Standorten der großen Automobilhersteller in den südlichen Bundesländern. „Bislang sind wir nur unterdurchschnittlich betroffen“, resümierte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg, gestern in Berlin. Allerdings sei die Wirtschaftskrise auch bei den Unternehmen der Region angekommen, mit umfangreichen Kündigungen rechne er aber nicht, so der Verbandschef.

Vor allem bei Kraftwagenbauern und Automobilzulieferern habe sich die Situation bereits im November abrupt verschlechtert, sagte Amsinck. Um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gingen dort im Dezember die Aufträge zurück. Grund sei der weltweite Einbruch bei der Nachfrage nach Kraftfahrzeugen, meinte Amsinck. Das große Bestellvolumen aus der Zeit vor der Krise sorge dafür, dass die Einbußen noch drastischer ausfallen.

„Die Lager sind voll und müssen nun abgearbeitet werden.“ Als „großen Erfolg“ wertete der Hauptgeschäftsführer die angekündigte Abwrackprämie. Bei den Autobauern VW, Ford und Opel hat bis Ende des Jahres befristete Maßnahme bereits zu einer steigenden Nachfrage vor allem nach Kleinwagen geführt. Von den Bundesländern forderte Amsinck deshalb eine Einigung über das zweite Konjunkturpaket des Bundes. „Es muss kommen.“ Gut sei zudem, wenn das Geld, wie in Brandenburg vorgesehen, direkt an die Kommunen ginge, damit diese zusätzliche Investitionen tätigen könnten.

Mit einer schnellen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage scheinen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg jedoch nicht zu rechnen. Insgesamt beschäftigt die Branche rund 90 000 Mitarbeiter in der Region. Eine Blitzumfrage des Verbandes vom Ende Januar bei 50 Mitgliedsunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ergab, dass 64 Prozent der Befragten weiterhin mit sinkenden Umsätzen rechnen. 77 Prozent erwarten zudem weniger Aufträge. Bemerkenswert sei, so Christian Amsinck, dass mehr als die Hälfte der Betriebe an ihren geplanten Investitionen festhalten wollen.

Bei der Personalplanung setzen die Unternehmen laut Umfrage lieber auf Kurzarbeit in Verbindung mit Qualifizierungsmaßnahmen und auf das Abbummeln von Überstunden. „Erfreulich ist, dass zur Zeit nur zwölf Prozent einen Beschäftigungsabbau planen“, sagte Amsinck. Ein Großteil der befragten Unternehmen nutze zurzeit alle tarifvertraglichen und arbeitsmarktpolitischen Möglichkeiten, um die Stammbelegschaft zu halten. 68 Prozent hätten angekündigt lieber Zeitarbeitskräfte zu entlassen. Mehr als acht Prozent würden sogar Neueinstellungen beabsichtigen, sagte Amsinck. Dies sei aber vor allem bei Schienenfahrzeug-Herstellern und deren Zulieferern der Fall. Erst am Montag berichtete der franko-kanadische Konzern Bombardier mit Werk in Hennigsdorf (Oberhavel) von vollen Auftragsbüchern für das laufende Jahr.

Matthias Matern

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