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Brandenburg: Tote Babys lagen nicht im Blumenkasten

Frankfurt (Oder) – Obwohl Oliver H. Tag für Tag mit seiner Frau zusammenlebte und drei, vier Mal in der Woche mit ihr intim war, will er nichts von ihren vielen Schwangerschaften gemerkt haben.

Von Sandra Dassler

Frankfurt (Oder) – Obwohl Oliver H. Tag für Tag mit seiner Frau zusammenlebte und drei, vier Mal in der Woche mit ihr intim war, will er nichts von ihren vielen Schwangerschaften gemerkt haben. Die heute 40-Jährige muss sich wie berichtet wegen Tötung von acht Neugeborenen vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) verantworten, eine weitere Kindstötung aus dem Jahr 1988 ist verjährt.

Doch Oliver H., der damalige Ehemann und Vater der neun Babys, verweigert die Aussage im Prozess. Deshalb wurde am gestern eine Richterin als Zeugin befragt: Sie hatte H. am 20. September 2005 vernommen – sieben Wochen nach dem Fund der Babyleichen in Brieskow-Finkenheerd. Die übrigens, so sagte gestern ein Kripo-Beamter aus, keineswegs in Blumenkästen gefunden wurden. Anders als die Polizei damals mitteilte, lagen die sterblichen Überreste in vier Eimern, einem Wäschekorb, einem Aquarium und einer Kinderbadewanne.

Die Vernehmungsrichterin nun berichtete, dass Oliver H. damals erzählt habe, dass er Sabine H. als „aufgeschlossenes und attraktives Mädchen“ kennen gelernt habe. Im Juni 1984 sei eine Tochter geboren worden, im Jahr darauf hätte er Sabine H. geheiratet. Es sei eine Liebesheirat gewesen, der Sohn Dan kam im gleichen Jahr zur Welt. Danach habe er sich mit seiner Frau geeinigt, dass zwei Kinder genug seien. Sie hätten eine Zeitlang mit Kondomen verhütet, dann habe Sabine H. gesagt, sie nehme die Pille. Als sie 1986 wieder schwanger war, weil sie angeblich die Pille vergessen hatte, sei er enttäuscht gewesen, habe aber das dritte Kind schließlich akzeptiert. Dass seine Frau dann auch 1988 schwanger war, habe er nicht gemerkt. Wohl aber, dass ihr Alkoholproblem in diesem Jahr begann und sich in der Folgezeit verschärfte. Deshalb habe er 1999 die Scheidung eingereicht.

Der Verteidiger von Sabine H. hält die Aussagen des Ex-Ehemanns für unglaubwürdig, zumal mehrere Zeugen ausgesagt haben, sie hätten die Schwangerschaften bemerkt. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch während der Ermittlungen keinen Hinweis gefunden, die Oliver H. belasten. Und die Angeklagte schweigt weiter. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Sandra Dassler

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