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Saskia Ludwig und Alexander Gauland.

© promo, dpa

Streitgespräch von Ludwig und Gauland in "Junge Freiheit": CDU-Vize: „Ich glaube, dass sich Saskia Ludwig irrt“

Saskia Ludwig (CDU) und Alexander Gauland (AfD) geben dem Rechtsaußen-Blatt „Junge Freiheit“ ein gemeinsames Interview. Ludwig löst damit Entsetzen bei der politischen Konkurrenz aus - und wird von der Brandenburger CDU gewarnt.

Potsdam - Die Brandenburger CDU-Politikerin Saskia Ludwig hat nach ihrem Doppelinterview mit dem AfD-Landeschef Alexander Gauland in dem Rechtsaußenblatt „Junge Freiheit“ breiten Widerspruch geerntet – aus der eigenen Partei gab es eine sorgsam gewählte Warnung. Gordon Hoffmann, der Vize-Chef der Landes-CDU, sagte den PNN am Donnerstag: „Ich glaube, dass sich Saskia Ludwig irrt, wenn sie meint, dass der Wertekompass echter Konservativer in der Union gleichzusetzen ist mit den Überzeugungen der AfD-Clique um Alexander Gauland.“ Der Gauland von damals, vor seinem Austritt aus der CDU 2013, habe sicherlich seinen Platz in der Union, „auch wenn er nicht die Mehrheit hatte“, erklärte Hoffmann: „Der Alexander Gauland von heute hatte zu keiner Zeit Platz in der Union.“

Hoffmann (CDU): "Ich habe ein bisschen Sorge, dass sie im Abseits stehen bleibt"

Hoffmann äußerte zwar Verständnis für Ludwig wegen des Wahlkampfs, weil sie versuche, das Direktmandat für den Bundestag in Potsdam und Potsdam-Mittelmark zu erringen. „Aber ich habe ein bisschen Sorge, dass der Versuch, ins Rampenlicht zu gelangen, damit endet, dass sie im Abseits stehen bleibt“, sagte der CDU-Landesvize.

Wie berichtet hatte die CDU-Kreischefin von Potsdam-Mittelmark, die bei der Bundestagswahl wegen eines schlechten Platzes nicht über die Landesliste abgesichert ist, mit Gauland, der Potsdamer ist, aber Spitzenkandidat der AfD in Brandenburg ist und in Frankfurt (Oder) als Direktkandidat antritt, in dem Interview debattiert, was Konservative bei der Bundestagswahl im September wählen sollen. Die beiden Landtagsabgeordneten waren einst im konservativen Berliner Kreis der CDU und sind Kritiker des Kurses von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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Ludwig: Das konservative Element in der CDU erfahre eine Renaissance

Im Interview sagte Ludwig, die CDU sei nicht nur die Partei Merkels. Das konservative Element erfahre in ihrer Partei gerade eine Renaissance. Ebenso spricht sie von einem CDU-Establishment im Sinne der 68er-Bewegung. Gauland warf sie Fahnenflucht vor, weil der die CDU verließ. Mit diesem bequemeren Weg habe er den Konservativen in der Union einen Bärendienst erwiesen.

Gauland dagegen sagte, dass der Merkel-Kurs von den meisten CDU-Abgeordneten im Bundestag mitgetragen werde, weshalb er mit der AfD die CDU von außen beeinflussen will. Von innen sei das nicht mehr möglich. „Wäre die AfD nicht aufgetaucht, hätte sich in der Union nichts getan“, sagte Gauland.

Ludwig wiederum kritisierte die Abgeordneten der CDU im Bundestag, „die Merkels Kurs folgen, obwohl sie ihn nicht gutheißen, statt ihn zu korrigieren“. Mit der AfD befördere Gauland nur eine rot-rot-grüne Machtübernahme und „damit eine nicht mehr rückgängig zu machende Umwandlung unseres Landes in eine multikulturelle Einwanderungsgesellschaft“. Zudem warnte sie vor Extremismus und Terrorismus infolge einer SPD-Politik etwa beim Wahlrecht für Ausländer.

Geywitz (SPD): „Gegen Merkel zu stänkern und gleichzeitig für die CDU in den Bundestag zu wollen, passt nicht zusammen"

Bei der politischen Konkurrenz löste Ludwig mit ihren Worten Entsetzen aus. Die Brandenburger SPD-Generalsekretärin Klara Geywitz sagte, Ludwig suche erneut die Nähe zur rechtspopulistischen AfD und werfe ihrer eigenen Bundeskanzlerin vor, Deutschland in die falsche Richtung zu führen. Indem sie weltoffene und liberale Politik als Utopie der 68er-Bewegung bezeichne, mache Ludwig klar, wofür sie stehe: „für die alte, erzkonservative CDU“. Mit ihrer Kampfansage an die Bundeskanzlerin isoliere sich Ludwig in ihrer eigenen Partei immer weiter. „Gegen Merkel zu stänkern und gleichzeitig für die CDU in den Bundestag zu wollen, das passt nicht zusammen. Mit ihrer speziellen Sicht auf die Welt ist Saskia Ludwig offensichtlich politisch heimatlos geworden“, sagte Geywitz. SPD-Landtagsfraktionschef Mike Bischoff sagte, Gauland zimmere Ludwig ein Wahlkampfpodium am nationalkonservativen Rand, der bis ins Fremdenfeindliche reiche. Er sei gespannt, „wie sich die Kooperation der beiden Abgeordneten im Landtag entwickelt“.

Die Linke zeigte sich entsetzt darüber, „auf welches Niveau sich die CDU Brandenburg im Wahlkampf einzulassen scheint“, sagte eine Sprecherin der Landespartei. „Mit dem rechtsnationalen Milieu zu kokettieren steht einer demokratischen Partei wahrlich nicht gut zu Gesicht und konterkariert die bisherigen Abgrenzungstendenzen der CDU Brandenburg.“ Man müsse sich ernsthaft fragen „was denn nun gilt – Merkels ,Wir schaffen das‘ oder rechtspopulistischer Irrsinn.“ Diskussionen mit dem politischen Gegner seien Teil der demokratischen Auseinandersetzung. Aber eine „Anbiederung an rechte Positionen in explizit rechten Blättern“ gehe nicht.

Baerbock (Grüne): "Wer Ludwig wählt, wählt AfD im Schafspelz"

Die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock (Grüne) sagte: „Wer Saskia Ludwig wählt, wählt die AfD im Schafspelz.“ Es sei „ eindeutig, dass Saskia Ludwig derzeit eine größere Nähe zur AfD als zu ihrer eigenen Partei hat“. Sie strebe offenbar eine CDU-AfD-Zusammenarbeit an, obwohl sich die CDU-Bundesführung davon mehrfach distanziert habe. Daher stehe die Frage im Raum, ob Ludwig sich nach der Wahl – trotz gegenteiliger Beteuerungen – der AfD anschließen werde, wenn sie in den Bundestag einzieht. Die CDU müsse daher dringend ihr Verhältnis zur AfD klären.

Die CDU selbst sieht sich da gut sortiert. In der Landespartei wird das Interview auch weniger als Ludwigs Versuch wahrgenommen, im Potsdamer Wahlkreis Profil zu gewinnen – sondern vielmehr als Botschaft an die Partei und deren Spitze um Ingo Senftleben selbst. Denn der hat den Merkel-Kurs entschieden unterstützt. Ludwig, die als isoliert in der Landes-CDU gilt, war offenbar stolz auf das Interview und erwartete selbst „kontroverse Diskussionen“. Am Mittwochabend verschickte sie es in der Mittelmark-CDU per E-Mail mit den Worten: „Mein Motto war und ist: Miteinander reden, nicht übereinander.“

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