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Streit über Lernmethoden: Grundschulverband kritisiert Ministerin Ernst

Wie soll Kindern das Schreibenlernen beigebracht werden? Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) setzt auf die Fibel-Methode - und wird dafür heftig kritisiert.

Potsdam - Das von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) ausgesprochene Gebot, nur noch nach der Fibel-Methode das Schreibenlernen zu unterrichten, sorgt weiter für teils mit drastischen Worten ausgetragene Kontroversen. „Brandenburgs Bildungsministerin verordnet Unsinn“, schreibt der Grundschulverband mit Sitz in Frankfurt am Main. Es gebe eine ganze Reihe von methodischen Konzepten, die von Anfang an großen Wert auf ein balanciertes Verhältnis von freiem Schreiben der Kinder bei gleichzeitiger früher produktiver Konfrontation mit der Orthografie der Erwachsenen praktiziere, erklärt der Verband.

Verband wirft Ernst Ahnungslosigkeit vor

Diese Konzepte verbieten zu wollen und die Fibel vorzuschreiben, zeuge „von unverantwortlicher Ahnungslosigkeit“. Wer die ersten autonomen Schreibversuche von Kindern, die naturgemäß immer Fehler aufwiesen, sofort mit dem Rotstift bearbeite, „produziert lediglich Schreib- unlust, Schreibversagen und allgemeine Schulangst“, heißt es in der Mitteilung. „Er nimmt der Schrift ihren Sinn und bringt Kinder zum Verstummen – er verbietet ihnen das Wort.“ Methodenfreiheit sei unerlässlich. Zuvor hatte der Bildungsforscher Henning Schluß in einem PNN-Interview dafür plädiert, weiter die Lehrer entscheiden zu lassen, welchen Methodenmix sie anwenden.

"Lesen durch Schreiben" wird kaum noch eingesetzt

Hintergrund ist die Ankündigung von Ministerin Ernst, an Grundschulen die umstrittene Lernmethode „Lesen durch Schreiben“ abschaffen zu wollen und parallel im Unterricht mehr Wert auf Rechtschreibung zu legen. Denn gut 23 Prozent der Brandenburger Schüler erreichten beim IQB-Bildungstrend 2016 nicht den erforderlichen Mindeststandard in Orthografie. Bei der Methode „Lesen durch Schreiben“ werden Fehler zumindest anfangs nicht korrigiert. Die Methode komme ohnehin nur noch an sehr wenigen Brandenburger Schulen zum Einsatz, sagte Ernst. Studien hätten ergeben, dass leistungsschwächere Schüler mit der Methode nicht gut zurechtkommen.

Die Fibel-Methode sei aber kein Allheilmittel, meint Markus Althoff, Leiter der Abteilung Primarbildung der Hoffbauer gGmbH, die fünf Grundschulen im Land betreibt. „Wenn es doch so einfach wäre: nur die Fibel verwenden und schon verschwinden die Probleme mit der Orthografie.“ Das funktioniere aber genauso wenig wie beim Erlernen der gesprochenen Sprache. Kinder lernten lesen und schreiben ohnehin auf die ihnen eigene Art – „aber hoffentlich kompetent begleitet“, so Althoff. Schulen in freier Trägerschaft sind von dem Methodenverbot ohnehin ausgenommen. 

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