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Brandenburg: Stau für „Böhse Onkelz“

Am Wochenende gibt die Band auf dem Lausitzring ihr Abschiedskonzert Schon jetzt drängeln sich die Fans auf der Autobahn

Von Sandra Dassler

Am Wochenende gibt die Band auf dem Lausitzring ihr Abschiedskonzert Schon jetzt drängeln sich die Fans auf der Autobahn Klettwitz - Die Warnung des Verkehrsfunks war deutlich: „Umfahren Sie in den nächsten Tagen den Lausitzring weiträumig“, hieß es schon Mittwochmorgen. Wer den Eurospeedway zu diesem Zeitpunkt auf der A 13 passierte, fuhr Kilometer lang an Autos aus Deutschland, Holland, Österreich und anderen Ländern vorbei, die drei Gemeinsamkeiten hatten: Sie stauten sich vor der Abfahrt Klettwitz. Sie wurden von jungen Männern in schwarzen T-Shirts gelenkt, deren Beifahrer Bierflaschen leerten. Und die Autos trugen den Aufkleber „Böhse Onkelz“. Eine der erfolgreichsten – und umstrittensten – deutschen Hardrock-Bands gibt am Wochenende ihr Abschiedskonzert. Mehr als 140 000 Fans werden erwartet – obwohl die 100 000 Eintrittskarten längst ausverkauft sind. Lausitzring-Sprecher Marc-Thorsten Lenze: „Das ist die größte Zuschauerveranstaltung in diesem Jahr.“ Auch wenn die „Onkelz“ erst Freitag und Sonnabend auftreten, sind die sechs Campingplätze, für die rund um den Lausitzring 200 Hektar Flächen angemietet wurden, bereits seit Mittwochmorgen geöffnet. Sie verfügen über Bierzelte, Sanitäreinrichtungen, Supermärkte und sogar Kindergärten. Die Bühne im Fahrerlager ist mit 75 Metern Breite, 40 Metern Tiefe und 15 Metern Höhe die größte, die es hier je gab. Mehr als zwei Dutzend Vorbands sind von Freitag bis Sonntag zu hören – darunter Größen wie Motörhead, Bettie Ford und Children of Bodom. Auf ihrer Homepage vermeldeten die „Böhsen Onkelz“ aus Frankfurt am Main jetzt, dass der Rocksänger Marky Ramone abgesagt hat. Er sei in den USA massiv angegriffen worden, weil er für „so eine Band“ spiele. Das Negativ-Image begleitet die „Böhsen Onkelz“ durch ihre 25-jährige Karriere – in den Anfangsjahren hatten sie zwei rechtsextremistische Titel herausgebracht. „Obwohl sich die Musiker oft davon distanzierten und bei ,Rock gegen Rechts“ auftraten, gelten sie vielen noch als Nazi-Band“, sagt der Leiter des Berliner Archivs der Jugendkulturen, Klaus Farin. „Auch die Fans sind inzwischen ein Querschnitt der Gesellschaft: Punks, Grufties, Rocker, auch Skins. Echte Neonazis kämen nur zu den Konzerten, um zu provozieren: Für sie gelten die „Böhsen Onkelz“ als Verräter. Die Polizei im Oberspreewald-Lausitz-Kreis hat sich für das Hardrock-Wochenende mit fremden Einsatzkräften verstärkt. Rund 2000 Security-Leute hat der Veranstalter selbst im Einsatz. Sperrungen der Autobahn sind nicht geplant, Staus wird es aber mit Sicherheit auf den Zufahrten geben. Die Einwohner in den Dörfern rund um den Lausitzring hoffen, dass alles friedlich bleibt. Einige profitieren vom Konzert: So sind Hotels und Pensionen im Umkreis von 50 Kilometern ausgebucht. Und die Tankstellen haben so viel Bier geordert wie nie zuvor. Sandra Dassler

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