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Brandenburg: Sperrgebiet Berlin-Mitte

Nächste Woche kommt Barack Obama nach Berlin Unter den Linden wird dann autofrei

Berlin - Allenfalls wenn der Papst nach Berlin kommt oder der israelische Präsident, ist die Sicherheitslage so angespannt wie ab kommendem Mittwoch. Aber auch dann werden wohl nicht annähernd so viele Straßen gesperrt wie beim Besuch des scheidenden US-Präsidenten. Außerdem reisen die Staats- und Regierungschefs Italiens, Frankreichs, Spaniens und Großbritanniens zum Sechser-Gipfel mit Barack Obama und Angela Merkel Ende der Woche an. Vom Brandenburger Tor bis zur Friedrichstraße, von der Dorotheen- bis zur Behrenstraße kommen von Mittwoch ab 7 Uhr bis Freitag, 14 Uhr, nur noch Anwohner durch – und auch die nur unter Vorlage des Personalausweises.

Dies geht aus den „Sicherheitshinweisen“ hervor, die die Polizei unter Anwohnern und Gewerbetreibenden verteilt hat. „Immerhin standen wir dieses Mal nicht wie beim Besuch des US-Außenministers morgens unangekündigt vor einer Absperrung auf dem Weg zur Arbeit“, sagt Madlen Sandner-Dröse von der Miele-Gallery. Die Show- und Veranstaltungsräume des deutschen Haushaltsgeräte-Herstellers befinden sich Unter den Linden 26. Wegen des Staatsbesuches musste kurzfristig eine Veranstaltung abgesagt werden.

Sandner-Dröse trägt es mit Fassung, es gehöre eben dazu, an dieser herrlichen, den Schauplätzen der großen Politik so nahen Adresse, an solchen Tagen in das vermummte Gesicht von Secret-Service-Agenten zu blicken. Immerhin will die Polizei ja auch „im möglichen Rahmen“ das „berechtigte Betreten“ von „Kontrollstellen“ durch Anlieger gewährleisten. Gewerbetreibende sollen Lieferanten „entsprechende Berechtigungs-Nachweise“ bereitstellen.

Außerdem sollen Anlieger laut Hinweisen der Polizei Fenster und Türen möglichst geschlossen halten. Ferner heißt es: „Stellen Sie bitte keine Fahrräder und Gegenstände in den Sicherheitsbereichen ab!“ Bei „Zuwiderhandlung“ würden diese von der Polizei „zulasten des Verursachers“ kostenpflichtig entfernt.

Die Polizei spielte auf Anfrage mit verdeckten Karten, erklärte, über die längst beschlossenen Sperrungen werde noch beraten. Ob die Absperrungen bedeuten, dass Passanten ab Mittwoch in den Geschäften nicht einkaufen werden können, will die Polizei erst am Montag bekannt geben. Für Jacqueline Keim, Storemanagerin der Nivea-Filiale Unter den Linden, ist dieses Detail entscheidend: „Wenn der Verkehr für Autos gesperrt wird, dann ist das kein Problem, da unsere Kunden ohnehin nicht mit dem Auto zum Einkaufen kommen“, sagt die 48-Jährige. „Wenn die Straße aber auch für die Laufkundschaft gesperrt wird, werden Umsatzeinbrüche die Folge sein.“ Dennoch nimmt Keim die Maßnahmen gelassen, da die Lage an der viel besuchten Straße solche Umsatzeinbrüche insgesamt kompensiere. „Wenn ein Event am Brandenburger Tor stattfindet, gewinnen wir dafür wieder viel neue Laufkundschaft.“ Anette Schumann, Mitarbeiterin in einem Schuhgeschäft an der Friedrichstraße, ist wegen der Absperrungen nicht überrascht: „Gefühlt sind hier doch jeden Sonnabend irgendwelche Demos.“

Über den genauen Ablauf der Sperrungen sind das Bezirksamt Mitte und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nicht informiert. Dafür sind Drohnen-Piloten, Führer von Privat- und Segelflugzeugen über das „Flugbeschränkungsgebiet für den Schutz der Staatsgäste“ im Bilde: Die Luft-Sperrzone um das Berliner Zentrum hat einen Durchmesser von 55 Kilometern und gilt bis zu einer Höhe von 3000 Metern. Von dieser Maßnahme zur „Gefahrenabwehr“ ausgenommen sind die Linien- und Charterflüge der Airlines. Hasan Gökkaya/Ralf Schönball

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