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Brandenburgs Seniorenbeauftragter Norman Asmus.

© Sozialministerium

Sozialpolitik in Brandenburg: Norman Asmus ist erster Seniorenbeauftragter

Schon jetzt ist jeder fünfte Brandenburger 65 Jahre und älter. Nun kümmert sich erstmals ein Landesbeauftragter speziell um die Belange der Senioren. 

Potsdam - Bis zu seiner eigenen Rente hat er noch etwa 20 Jahre. Zu jung für den Job fühlt sich Norman Asmus dennoch nicht. „Ab 40 kann man schließlich auch Bundespräsident werden. Und in der Seniorenpolitik bin ich quasi ein alter Hase“, sagt der 46-Jährige, der sich ab sofort um die Belange der Bevölkerungsgruppe kümmert, die in Brandenburg zahlenmäßig immer weiter zunimmt: die Senioren. Schon heute ist jeder fünfte Brandenburger 65 Jahre und älter, in zehn Jahren wird es bereits jeder dritte sein. Mit Norman Asmus als erstem Seniorenbeauftragten des Landes haben die Älteren nun einen Ansprechpartner, der nicht ehrenamtlich, sondern in einem Vollzeit-Job die Politik für Senioren mitgestalten soll. 

Bislang hatte nur Sachsen einen Seniorenbeauftragten 

Diese hätten sich schon lange einen Zuständigen für ihre Belange gewünscht, sagt Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Der Landesseniorenrat fordere seit Jahren einen Beauftragten. Ein Ehrenamtler könne diese Funktion gar nicht ausfüllen. Brandenburg betritt damit auch bundesweit weitgehend Neuland: Neben Brandenburg hat bislang nur Sachsen einen Landesseniorenbeauftragten – das allerdings schon seit 2005. „Brandenburg ist eines der Bundesländer mit der ältesten Bevölkerung“, sagt Nonnemacher. „Darauf wollen und müssen wir in der Politik und auch in der Gesellschaft stärker reagieren.“ In Nonnemachers Ministerium ist die Stelle, die im Kenia-Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, angesiedelt. Dennoch arbeitet Asmus unabhängig, ist keinen Weisungen unterworfen.

Erfahrung gesammelt unter Regine Hildebrandt

„Seniorenpolitik muss in allen Ministerien mitgedacht werden“, sagt der gebürtige Zossener, der seit 1996 in unterschiedlichen Bereichen des Gesundheits- und Sozialministeriums arbeitet. Von 1996 bis 2001 war er im Referat für Seniorenpolitik tätig – zeitweise unter der beliebten SPD-Ministerin Regine Hildebrandt. Gerade diese Zeit habe ihn geprägt, das Hildebrandtsche Credo, für alle Menschen da zu sein, sei ihm wichtig. Mit seiner Expertise setzte sich der Diplom-Verwaltungswirt schließlich gegen 23 Mitbewerber auf die Stelle des Seniorenbeauftragten durch, die am 4. Februar öffentlich ausgeschrieben worden war. Der Personalvorschlag war zuvor vom Kabinett abgesegnet worden, am Montag nun war Asmus’ erster offizieller Arbeitstag. 

Coronakrise zeigt Defizite auf 

„Seniorenpolitik ist mehr als Pflegepolitik. Und Senioren sind mehr als eine gesundheitliche Risikogruppe wie es jetzt während der Corona-Pandemie zum Teil dargestellt wurde“, betont Asmus. Wobei er sich dennoch um ein Thema kümmern will, dessen Umsetzungsdefizite die Coronakrise aufgezeigt hat: Digitalisierung. Aktives und selbstbestimmtes Älterwerden und gesellschaftliche Teilhabe seien für ihn der Schlüssel zu einem zufriedenen Leben im Alter. Dazu zähle auch, dass Senioren über digitale Medien vernetzt sind. 
Auch Altersarmut und Einsamkeit im Alter sehe er als wichtige Themen an. Schon heute sind nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin und Brandenburg rund 100000 Rentner auf Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen. Im Koalitionsvertrag haben sich SPD, CDU und Grüne zum Ziel gesetzt, „die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes, eigenständiges und vielfältiges Leben im Alter“ zu verbessern. Die Landesregierung „berät zu altersgerechtem Wohnen und fördert barrierefreies Mehrgenerationen-Wohnen und alternative Wohnformen“, heißt es in dem Papier. 

Studie zur Lage von Senioren geplant

In seiner neuen Funktion werde er bei Anträgen im Landtag und Gesetzesinitiativen auf Bundesebene beraten und auch für die Kreisseniorenbeiräte ein Ansprechpartner sein, sagt Asmus. Um eine gute Datengrundlage für seine Arbeit zu haben, will er eine Studie zur sozialen Lage älterer Menschen in Brandenburg in Auftrag geben – aber nicht nur Daten wälzen.
„Ich verstehe mich als Reisekader“, sagt der Brandenburger. „Potsdam ist nicht Brandenburg.“ Gute Seniorenpolitik könne nicht vom grünen Tisch in der Landeshauptstadt aus gemacht werden. Er will rausfahren in die Regionen, das Gespräch mit den Senioren vor Ort suchen. 

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