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Brandenburg: Sein ultraknapper Sieg

Steinmeier wäre fast auf Platz zwei abgestiegen. 341 Stimmen retten ihn vor der CDU-Konkurrentin

Brandenburg/Havel - Das war hauchdünn. Äußerst knapp ist einer der prominentesten Sozialdemokraten Deutschlands an einer Blamage vorbeigeschrammt. Frank Walter Steinmeier, Spitzenkandidat in Brandenburg, Fraktionschef im Bundestag, Ex-Außenminister und Ex-Vizekanzler, hat seinen Wahlkreis 60 in Brandenburg an der Havel, dem Havelland und Teilen von Mittelmark mit Ach und Krach gewonnen gegen CDU-Direktkandidatin Andrea Voßhoff : 33,1 zu 32,8 Prozent – das waren nur exakt 341 Stimmen Vorsprung für Frank Walter Steinmeier.

Der letzte direkt gewählte „Ossi“ der SPD in Brandenburg ist nun ein Westfale und Berliner. Frank-Walter Steinmeier ist in Detmold geboren und wohnt derzeit im Berliner Bezirk Zehlendorf. Bei der Bundestagswahl im Jahr 2009 kandidierte er erstmals in Brandenburg an der Havel, nachdem er zuvor dem SPD-Ortsverein Kirchmöser beigetreten war. Das ist ein stark industriell geprägter Vorort der Havelstadt. Sein Wahlkreis 60 gilt als relativ sicher für die Sozialdemokraten. Damals errang Steinmeier 32,8 Prozent der Erststimmen, während seine jetzige Hauptkonkurrentin, die Christdemokratin Andrea Voßhoff, weit abgeschlagen auf 24,6 Prozent kam. Nun legte Steinmeier zwar nochmals 0,3 Prozent zu, doch Andrea Voßhoff verbesserte sich um 8,2 Punkte und landete so scharf hinter ihm. Die Kandidatin der Linken und Vize-Landesvorsitzende ihrer Partei, Diana Golze, verlor im Wahlkreis 60 hingegen 4,5 Prozent und kam diesmal nurmehr auf 24 Prozent.

Für Andrea Voßhoff ist das Ergebnis trotz ihres massiven Zugewinns ein schwerer Schlag. Die 55-jährige Juristin und rechtspolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion gehört dem Bundestag seit 1998 an. Sie ist seit Langem aktiv in dessen Rechtsausschuss. Bisher kam sie immer über die Landesliste ihrer Partei ins Bundesparlament, diesmal kann sie aber nicht mehr auf diesem Weg nachrücken, weshalb sie im neuen Bundestag nicht mehr vertreten ist. Der unerwartete Siegeszug der CDU bei den Direktmandaten in Brandenburg – sie gewann alle bis auf Steinmeiers Mandat – gerät ihr somit zum Pech. Denn dadurch stehen ihr keine Listenplätze mehr zur Verfügung.

Wie dramatisch die Probleme der Sozialdemokraten im 150. Jahr ihres Bestehens teilweise sind und wie stark die CDU aufgeholt hat, zeigt seit Sonntag ein Blick auf die neue politische Landkarte in Brandenburg. „Das hat kräftig geschüttelt“, sagte der langjährige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck nach der Bundestagswahl am Rande einer SPD-Vorstandssitzung. „So eine Landkarte hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Platzecks Rat an die Genossen: „Lieber dreimal, statt einmal drüber schlafen.“ CS/dpa

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