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Schulz in Brandenburg: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und die Schuheinlage

Schuheinlagen können für einen festen Stand sorgen und auch Mief vermeiden. SPD-Kanzlerkandidat Schulz schaute sich die Produktion jetzt im Detail an, gleich zu Beginn seiner Tour durch den Osten.

Königs Wusterhausen - SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wuselt sich in der riesigen Fabrikhalle irgendwie durch. Zahlreiche Frauen stanzen in Akkordarbeit Schuheinlagen. Andere nähen kleine Lederteile zusammen oder verpacken Produkte und Handzettel. Schulz bleibt immer wieder stehen, fragt durch den Lärm nach dem Befinden der Mitarbeiter und wünscht viel Erfolg.

Schulz holt sich Anregungen fürs Wahlprogramm in Schuheinlagen-Firma

"Ich habe in zehn Minuten mehr über Schuheinlagen gelernt, als mein ganzes Leben zuvor", scherzt der designierte SPD-Chef am Mittwoch nach dem Rundgang durch das Werk des Unternehmens Schelchen in Königs-Wusterhausen bei Berlin. Erstmals seit seiner Nominierung als Kanzlerkandidat besuchte der 61-Jährige eine Firma im Osten Deutschlands. Die Werksbesichtigung sei Teil einer Tour, bei dem Schulz mit Menschen ins Gespräch kommen wolle, sagt ein SPD-Sprecher. Anregungen fürs Wahlprogramm wolle Schulz so sammeln.

Um handfeste Politik geht es dann in einem Gespräch mit Firmeninhaber Thomas Timm und seiner Ehefrau Sabine. Denn Schulz hatte sich dafür ausgesprochen, eine grundlose Befristung von Jobs zu verbieten. Das Unternehmerehepaar, das nach der Wende mit dem Betrieb von Berlin in den Speckgürtel gezogen war, ist damit grundsätzlich einverstanden. Befristungen müssten aber für Produktionsspitzen auch künftig noch möglich sein. So habe der inzwischen 170 Mitarbeiter zählende Betrieb selbst vor einigen Jahren befristete Jobs gehabt - die Mitarbeiter später zum größten Teil aber unbefristet übernommen, sagt Sabine Timm, die auch Personalchefin ist. "Dagegen hatte er nichts", zeigt sie sich zufrieden.

Überhaupt geht es Schulz bei diesem Besuch um den Mittelstand - und die Menschen. Es werde in der Wirtschaft oft über die Giganten gesprochen, vor allem kleine und mittlere Firmen hätten zuletzt aber neue Jobs geschaffen, sagt Schulz. Das Label "Made in Germany" sei bei Schelchen, die mit der Marke "Pedag International" für den Weltmarkt produzieren, die Grundlage des Erfolgs. Und ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Beschäftigten und Unternehmensführung sei wichtig. "Die Frage der Wertschätzung von Mitarbeitern spielt eine große Rolle", sagt Schulz. Und das sei hier zu spüren.

Woidke: "Ich bin seit vielen Jahren mit ihm befreundet"

Brandenburgs Ministerpräsident und SPD-Landeschef Dietmar Woidke (SPD), der Schulz beim Besuch begleitet, zeigt sich nach der Kurzvisite sehr zufrieden. "Wir haben eine Menge zu zeigen", sagt Woidke und verweist auf ein zuletzt kräftiges Wirtschaftswachstum in Brandenburg. Viele Menschen hätten aber das Gefühl, dass es nicht gerecht zugehe. Dies zu ändern, werde auch der Wirtschaft helfen. Ob Schulz, den Woidke schon früh als guten Kanzlerkandidaten bezeichnet hatte, dafür der richtige ist? "Ich bin da nicht objektiv, ich bin seit vielen Jahren mit ihm befreundet", meint Woidke nur, der mit seiner Brandenburger SPD im Vergleich zu den Wahlergebnissen in den meisten anderen Ost-Ländern gut dasteht.

Keine zwei Stunden nach seinem Eintreffen steigt Kanzlerkandidat Schulz im blauen Anzug und mit blau-weißer Krawatte wieder in seinen Wagen. Vorher bekommt er von Firmenchef Thomas Timm - selbst Mitglied der SPD - aber noch ein kleines Präsent: Wellness-Schuheinlagen der Sorte "Viva". "Müde, abgespannte Füße? Nicht mit Ihnen!", lautet der Werbetext des Unternehmens dazu. Im monatelangen Wahlkampf bis zur Bundestagswahl im September wird Schulz sie sicher das ein oder andere Mal gebrauchen können. (dpa)

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Der Schulz-Effekt: Eine Prognose zur Bundestagswahl sieht die SPD in Potsdam wieder vor der CDU. Potsdamer Sozialdemokraten freuen sich über neue Mitglieder. Landesweit liegt aber die CDU vorne.

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Rochus Görgen

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