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Brandenburg: Schönfließ: Nachbar hat Schüsse gehört Zeuge widerspricht Version der Angeklagten

Neuruppin/Berlin - Im Prozess um die tödlichen Schüsse eines Berliner Polizeibeamten auf den Intensivstraftäter Dennis J. in Schönfließ (Oberhavel) vor anderthalb Jahren haben erneut Zeugenaussagen Zweifel an den Ausführungen der Angeklagten aufkommen lassen.

Von Matthias Matern

Neuruppin/Berlin - Im Prozess um die tödlichen Schüsse eines Berliner Polizeibeamten auf den Intensivstraftäter Dennis J. in Schönfließ (Oberhavel) vor anderthalb Jahren haben erneut Zeugenaussagen Zweifel an den Ausführungen der Angeklagten aufkommen lassen. So sagte etwa ein 40-Jähriger aus der Nachbarschaft des Tatorts am Dienstag vor dem Landgericht Neuruppin aus, er habe die Schüsse am Silvesterabend 2008 sofort als solche erkannt. Der Zeuge ist selbst seit 25 Jahren Polizist.

Zur Tatzeit war der Beamte in der Nähe mit seinem Hund Gassi gegangen und hatte später noch versucht, dem tödlich angeschossenen 26-jährigen Serienstraftäter Erste Hilfe zu leisten. Als Polizeihauptmeister könne er Schüsse von Böllern unterscheiden, versicherte der 40-Jährige. „Ich weiß, wie Schüsse sich anhören. Es waren Pistolen- oder Revolverschüsse.“ Vor allem sei ihm aufgefallen, dass das Magazin offenbar sehr schnell und am Stück leer geschossen worden sei.

Die beiden ebenfalls am Einsatz beteiligten Beamten hatten dagegen ausgesagt, sie hätten die Schüsse ihres Kollegen für Silvesterböller gehalten und sonst nichts bemerkt. Während die Staatsanwaltschaft Neuruppin dem 36-jährigen Hauptangeklagten Reinhard R. Totschlag vorwirft, stehen Olaf B. (33) und Heinz S. wegen versuchter Strafvereitlung im Amt vor Gericht. Reinhard R. hatte sich auf Notwehr berufen, weil Dennis J. ihn und seine Kollegen angeblich umfahren wollte. Der Autodieb und Einbrecher aus Berlin-Neukölln war den Fahndern bereits mehrfach entkommen. Der Vorfall hatte für großes Aufsehen gesorgt.

Auch die zweite Zeugenaussage des gestrigen Verhandlungstages stützte die Version der Angeklagten nicht. Eine weitere Polizeibeamtin, die am betreffenden Abend in einem Polizeirevier in Berlin saß, gab im Laufe der Befragung zu, auch sie habe am Telefon die Knallgeräusche als Schüsse erkannt. Einer der beiden wegen versuchter Strafvereitlung im Amt angeklagten Polizisten hatte sie kurz vor den Schüssen angerufen, um ein Nummernschild überprüfen zu lassen.

Bereits am vorhergehenden Verhandlungstag in der vergangenen Woche stellten Zeugenaussagen die Glaubwürdigkeit der drei Angeklagten infrage. So hatten zwei 15 und 16 Jahre alte Schwestern ausgesagt, der erste Schuss sei abgegeben worden, als das Auto, in dem Dennis J. saß, noch mit ausgeschaltetem Motor stand. Sie widersprachen auch den Aussagen der beiden anderen Polizisten und gaben an, keine Silvesterböller gehört zu haben. „Es war ganz ruhig.“ Eine 40 Jahre alte Lehrerin hatte dagegen gesagt, die Schüsse am Silvesterabend 2008 seien erst auf den losfahrenden Wagen abgefeuert worden.

Am morgigen Donnerstag wird die Verhandlung fortgesetzt. Dann sollen unter anderem ein Kfz-Gutachter gehört und aus Unterlagen vorgelesen werden. Das Urteil soll noch vor der Sommerpause gesprochen werden und wird für den 28. Juni erwartet. Matthias Matern

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