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Polizeidienst statt Auslandseinsatz. Brandenburgs Polizeipräsidium möchte auch KSK-Soldaten anwerben, um dem Personalmangel zu begegnen.

© Bundeswehr/PIZ Heer/F. Nägele/dpa

Polizei in Brandenburg: Elitesoldaten als SEK-Beamte

Um gegen den Personalmangel bei der Brandenburger Polizei anzugehen, sollen jetzt auch Elitesoldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) angeworben werden. Die Gewerkschaft ist skeptisch.

Potsdam - Die Brandenburger Polizei hat ihre Anwerbemaßnahmen bei der Bundeswehr ausgeweitet. Wegen Personalnot und Problemen, die aufgestockten Stellen zu besetzen, werden jetzt nicht mehr nur Feldjäger und Zeitsoldaten gesucht. Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke will nun auch kampferprobte Soldaten mit ganz besonderen Fähigkeiten einstellen. Angeworben werden Elitesoldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) und Fallschirmjäger. In Brandenburg sollen sie Polizeibeamte beim Spezialeinsatzkommando (SEK) werden. Entsprechende PNN-Informationen bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums.

Den Angaben zufolge spricht der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr KSK-Soldaten und Fallschirmjäger an, die kurz vor Ende ihrer zwölfjährigen Dienstzeit sind. Brandenburgs Polizei verspricht sich unter ihnen genug Bewerber, die die strengen Sporttests für das SEK ohne Probleme bestehen. Denn bislang gelang es der Polizei nicht, die neue Zielmarke von 60 Beamten in vier Einsatzgruppen zu erreichen.

Drei SEK-Einsatzgruppen sind nicht genug

Als die Polizeireform 2015 evaluiert wurde, stellten die Experten überall in der Behörde Mängel fest. Die bis dahin drei Einsatzgruppen des SEK mit 45 Beamten seien – auch wegen Terrorgefahr und Dauerbelastung – nicht ausreichend, hieß es.

Doch Versuche, zunächst in den Reihen der Polizei geeignete Kräfte zu finden, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Wenn die Bewerber auch nur eine Hürde der strengen Tests etwa beim Sport reißen, sind sie raus. „Bei der Qualität machen wir keine Abstriche“, sagte der Polizeisprecher.

KSK-Soldaten und Fallschirmspringer bringen besondere Fähigkeiten mit

KSK-Soldaten und Fallschirmspringer bringen aus Sicht der Polizei besondere Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die auch beim SEK gebraucht werden: Fitness, Kampferfahrung, Waffenkunde. Bewerber, die das Auswahlverfahren bestehen, sollen dann eineinhalb Jahre – wie die Feldjäger – an der Fachhochschule der Polizei ausbildet werden.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützt die Pläne. GdP-Landeschef Andreas Schuster sieht aber massive Probleme. „Wir suchen bei der Polizei in allen Bereichen krampfhaft neue Kollegen.“ KSK-Soldaten seien durch ihre Spezialkenntnisse, ihre körperlichen Fähigkeiten und nach der Ausbildung in Polizeirecht geeignet für das SEK. „Wir haben nur Zweifel, dass diese Soldaten auch in Brandenburg anfangen“, sagte Schuster. Das zeige sich auch bei Feldjägern.

GdP warnt: Den Soldaten sind ihre Kriegserfahrungen anzumerken

Brandenburg war eines der ersten Bundesländer, die gezielt Feldjäger nach Ende ihrer Dienstzeit angeworben haben. Aber die Militärpolizisten sind besonders gefragt. Sie gingen inzwischen eher in andere Bundesländer, wo sie besser bezahlt werden. „Das wird auch bei den KSK-Soldaten passieren“, sagte Schuster.

Zudem warnte er davon, die Kriegserfahrungen der Soldaten zu unterschätzen. Die seien ihnen anzumerken. „Der Krieg in Afghanistan, das ist was anderes als hier in Deutschland. Das muss erst mal aus den Köpfen raus“, sagte der GdP-Landeschef. Daher seien Aus- und Fortbildung bereits verstärkt worden. Schuster will nichts Schlechtes über die Soldaten sagen und hält sich auf Nachfrage zurück, wie sich denn der Krieg bei den Beamten bemerkbar mache. Schuster nennt ein Beispiel, das das Ausmaß erahnen lässt: Ein Beamter, der im Krieg war, habe sich bei jedem Knall erschreckt, sei in Deckung gegangen, habe intuitiv nach der Waffe gegriffen – selbst wenn er keine dabei hatte.

Wie berichtet will Mörke wegen der Personalnot auch andere Zeitsoldaten nach zehn Jahren bei der Bundeswehr einstellen. Denn trotz mehr Polizeischülern, Übernahme von Feldjägern, längerer Dienstzeit bei der Polizei und externer Experten werde „die Besetzung des derzeitigen und absehbaren Bestandes an Planstellen“ – also 8250 im Land – „nicht möglich sein“, wie Mörke im Sommer dem Innenministerium schrieb.

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