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Brandenburg: „Pneumant“ feiert 100 Jahre Reifen

Zum morgigen Jubiläum wird im Werk Fürstenwalde der Grundstein für eine neue Anlage gelegt

Fürstenwalde - „Pneumant“-Reifen hat in der DDR jedes Kind gekannt. Die meisten Pkw und Lastwagen fuhren auf den im VEB Reifenkombinat Fürstenwalde gefertigten Pneus. Noch heute prangt der Name „Pneumant“ über dem Werktor, wenn auch die Flaggen am Verwaltungsgebäude davon zeugen, dass das Fürstenwalder Reifenwerk längst zur Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH gehört. Morgen steht ein Jubiläum an: Dann werden hier 100 Jahre Reifenproduktion in Berlin/Brandenburg gefeiert. Zu dem Festakt wird auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwartet.

Die Wurzeln des Fürstenwalder Werks reichen bis 1906 zurück, als die Deutschen Kabelwerke Berlin (DEKA) mit der Produktion von Reifen und Luftschläuchen begannen. 1940 wurde die Reifenproduktion in das neu gebaute DEKA-Werk Fürstenwalde verlegt. Im Jahr 1959 war dann die Geburtsstunde der Reifenmarke „Pneumant“. Noch heute produziert das Fürstenwalder Goodyear-Dunlop-Werk auch „Pneumant“-Reifen, wie Werkleiter Christian Paech sagt. Den größeren Teil der Produktion machten aber Dunlop-Pneus aus. Daneben werden hier auch die Marken Goodyear, Fulda und Sava gefertigt.

Nach der 100-prozentige Übernahme durch Dunlop 1995 bis heute wurde das Werk nach Unternehmensangaben für gut 100 Millionen Euro modernisiert, wobei der Schwerpunkt in den 90er Jahren auf der Umstellung von der Lkw- auf die Pkw-Reifenproduktion lag. Die Mitarbeiterzahl, die zu DDR-Zeiten bei etwa 4900 lag, stieg seit dem Tief von 1995 mit rund 280 Beschäftigten wieder deutlich auf rund 640 an, wie Paech betont. Damit sei Fürstenwalde der größte ostdeutsche Reifenhersteller und der einzig verbliebene Standort der Branche in Berlin-Brandenburg.

Im vergangenen Jahr wurden in dem Werk an der Spree nach Unternehmensangaben 3,3 Millionen Pneus für Pkw, Transporter sowie die SUV genannten Sport- und Freizeitfahrzeuge produziert. Rund 60 Prozent davon gingen an Erstausrüster, wobei elf Fahrzeugfirmen von BMW und Mercedes über Opel, VW, Audi und Ford bis zu Toyota und Seat zu den Kunden zählten.

„Wir arbeiten sieben Tage die Woche rund um die Uhr“, betont Paech. Mit knapp 10 000 Reifen pro Tag sei die Kapazitätsgrenze erreicht. Deshalb wird beim morgigen Festakt auch der Grundstein für eine neue Produktionslinie gelegt. Die 20-Millionen-Euro-Investition soll voraussichtlich Mitte 2007 in Betrieb gehen. „Es handelt sich um eine völlig neue Prozesstechnologie, die deutlich produktiver arbeitet“, sagt Paech. Damit solle die Tagesproduktion auf 11 000 Reifen gesteigert werden. Rund 40 hoch qualifizierte Arbeitsplätze würden hier neu geschaffen. Die Entscheidung der Führung des Weltkonzerns, in Brandenburg zu investieren, sei ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung des Standorts, sagt Paech. Die neue Anlage hätte auch in Osteuropa oder Asien entstehen können, das Reifenwerk Fürstenwalde habe sich gegen weltweit über 50 andere Goodyear-Dunlop-Werke durchgesetzt. Als Gründe nannte er neben den günstigen Förderbedingungen – Fürstenwalde wurde vom Potsdamer Wirtschaftsministerium als regionaler Wachstumskern benannt - das Know-how der Mitarbeiter, die Nähe zu den deutschen Fahrzeugherstellern und die hohe Innovationsrate im Werk. Hier werde jede Woche ein neuer Reifen in die Produktion eingeführt. „Wir gehören zu den effektivsten Standorten in der Gruppe“, sagt Paech. Das liege einerseits an der günstigen Lohnkostenstruktur, zum anderen würden hier überwiegend Hochleistungsreifen ab 17 Zoll gefertigt, also Produkte mit sehr hoher Wertschöpfung. Zugleich sei das Werk mit seinen 640 Beschäftigten einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Region östlich von Berlin. „Wir arbeiten im lokalen Umfeld mit über 30 Firmen zusammen, das schafft sicher noch einmal soviel Arbeitsplätze“, sagt Paech.

Jörg Schreiber

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